Aus dem Sanella-Album China Tibet Japan

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Aber Herr Lebetanz ist auf Toms Seite. Er schenkt Tom zum Abschied einen deutschgeschriebenen Reiseführer von Küfu und dem Taischan. Das Übersetzen des Schanghai-Pekinge=Expreßzuges mit der Eisenbahnfähre ist bei dem ewig wechselnden Wasserstand des Jangtsekiang eine langwierige Angelegenheit. Vater Birkenfeldt und Sohn lassen sich lieber mit einem Motorboot übersetzen und besteigen den Zug erst am andern Ufer in Pukau. Wieder beginnt für Tom eine Reise durch vier Provinzen: Anhui, Nordkiangsu, Schantung und Hopeh. Nördlich des Jangtse ändert sich das Landschaftsbild schnell. Das trockenere Klima läßt nur eine, höchstens zwei jährliche Ernten zu. Bambus ist nirgends mehr zu sehen. Überhaupt ist die Landschaft arm an Bäumen und Grün. Auf breiten, staubigen Feldwegen fahren Pony- und Eselkarren. Nasse Reisfelder sind selten. Sesampflanzen mit ihren fingerhutähnlichen roten Blüten, Hanf und Baumwolle, Hirse, Mais und Erdnüsse wachsen auf den Feldern.

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Gerade sind die kürbisgroßen Wassermelonen reif. Auf allen Bahnhöfen, die der Expreß durcheilt, hocken Reisende, die auf Bummelzüge warten; sie lutschen das leuchtend rote Fleisch der Melonen und spucken die großen schwarzen Kerne in die Gegend. In Mingkwang nimmt die Lokomotive Wasser. 15 Minuten Aufenthalt. Schon ist Tom auf dem Bahnsteig und hat ein paar Kupfermünzen in der Hand, um sich auch ein Stück Wassermelone zu kaufen. Aber sein Vater verwehrt es ihm. "Morgen hast du Typhus oder Cholera!" Im Speisewagen bekommt Tom ein Stück Wassermelone zum Nachtisch. Das ist mit Wasserstoffsuperoxyd von Bakterien befreit. - Der Mond ist aufgegangen. Silbern glitzert das Wasser des breiten Hanflusses. Keine Dschunke segelt bei Nacht. Friedlich schaukeln kahle Masten am Ufer. Gespenstisch ragen die Stadtmauern von Pengpu über der Bahn auf. Plötzlich fährt es Tom durch alle Glieder.

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