Nordkenia Reiseberichte von Jörg Wurmisch

 

Nordkenia Reiseberichte mit einem Hauch von Abenteuer

Nordkenia Reiseberichte

Allein unterwegs nach Mandera in Nordkenia

So wie die meisten Kenianer in Nordkenia reisen, besuchte ich auf einer Rundreise die Städte:

Mombasa, Nairobi, Isiolo, Wajir, El Wak, Mandera, Garissa und Narok.

Bildergalerie Strecke Mombasa nach Mandera Bildergalerie Kenia

Der Wunsch den Nordosten von Kenia zu bereisen, entstand schon nach dem ich im Jahr 2005 den Nordwesten und den Nordteil von Nordkenia problemlos bereist habe. Damals waren die Berichte über Nordkenia sehr reißerisch aufgemacht und strotzten mit Berichten über gefährliche Situationen von denen jeder auf seiner kurzen Durchreise gehört oder sie erlebt haben will. Ich war etwas länger dort und konnte keine besonderen Gefahren für mich erkennen. Diesmal gab es keinen Bericht für den Nordosten von Nordkenia. Ein günstiges Flugangebot mit Airberlin von Berlin-Tegel nach Mombasa für 473,-- € verlockten mich zum Buchen eines Fluges zum 25.11.2010 mit Rückflug am 17.12.2010. Einige Informationen wollte ich vorher noch einholen und dachte, das mir eine der Hilfsorganisationen die vor Ort dort tätig zu sein vorgaben, Auskunft geben könnten. Von zwei Organisationen bekam ich keine Antwort und eine schrieb mir, daß es zur Zeit keine Helfer vor Ort wegen der Gefahren gibt. Im Jahr 2009 haben mir Wachleute (Somalis aus Mandera und Wajir) eines Hotels erzählt das es keine konkreten Gefahren für mich als Reisender gibt und ich fühlte mich dadurch ermutigt diese Reise zu wagen. Vorweg verrate ich, daß die Begegnung mit der Polizei die einzige unerfreuliche Erfahrung war.

Landkarte mit Reiseweg

Am 26.11.2010 in Mombasa gegen 8 Uhr früh angekommen. Auf dem Einreiseformular habe ich als Grund der Einreise eine private Rundreise angegeben. Der Beamte hat auf meine Anfrage hinsichtlich der Sicherheitslage in Mandera keine Bedenken geäußert. Ich fuhr mit einer Taxe vom Flughafen in die Innenstadt. Zunächst erkundigte ich mich an einer Tankstelle über Aussichten für eine Mitfahrgelegenheit in Richtung Mandera. Es wurde mir versichert, daß es von Mombasa aus ein schwieriges Unterfangen ist, aber das es in Nairobi einen Bus gibt der bis Mandera durchfährt. Also habe ich mich vom Taxichauffeur zu einer Busstation in der Mombasa Road fahren lassen von denen Busse nach Nairobi abfahren. 700 K.Sh., umgerechnet 7,-- € kostet eine Fahrt mit dem Bus von Mombasa nach Nairobi bei Busways. Bei Mash kostet die gleiche Fahrt 1000 K.Sh. Ich kaufte ein Ticket für den nächsten Tag, Abfahrtzeit 7 Uhr. Der Taxichauffeur freute sich, mich anschließend zum Safari Inn, bei Schanzu Serena, vor dem Dolphinhotel, das zum African Safari Club gehört, bringen zu können. Dort verabredeten wir uns für den nächsten Tag um 5.30 Uhr, um mich zur Busstation zu bringen. Das Zimmer im Safari Inn kostet 950 K.Sh. pro Übernachtung und ist als Durchgangshotel keine schlechte Wahl.

 

 

 Am 27.11.2010 pünktlich stand die Taxe vor der Tür. Die Straßen waren zu der Zeit noch einigermaßen frei, so daß wir zügig zur Busstation kamen. Der Bus war nicht pünktlich und immer wieder kamen Busse die nach Nairobi fuhren aber für die ich nicht gebucht hatte. Mein Bus sollte aus Malindi kommen, nur wenige Passagiere in Mombasa aufnehmen und dann weiterfahren nach Nairobi. Um 12 Uhr war es dann soweit. Um 2.30 Uhr erreichten wir Tsavo und um 20 Uhr Nairobi. Der Bus hielt in der Accra Road, Ecke River Road. Eigentlich günstig gelegen für ein Fußweg zum Hotel. Ich hatte mir vorgenommen in einem Hotel, das ich schon von meiner Kisumu-Reise im Jahr 1993 kannte und nicht in einem Hotel wo ich 2005 auf meiner Nordkenia-Tour unterkam, zu wohnen. Meine Orientierung hatte mich am Busbahnhof im Stich gelassen und die Wegstrecke hatte sich dadurch verdreifacht. Mein Ziel war das Karibunihotel in der Haile Selassi Avenue, zwischen Tom Mboya St. und Moi Avenue, nahe der Eisenbahnstation. Ich bekam ein Zimmer für 1800 K.Sh. die Nacht mit Frühstück, mit dem ich auch zufrieden war. Das Karibunihotel ist bedeutend kostengünstiger und viel ruhiger als das Comforthotel.

 

 

Am 28.11.2010 lege ich eine Pause in Nairobi ein und erkundige mich nach Fahrgelegenheiten für Mandera. Einen Bus nach Mandera kann ich nicht ausfindig machen. Es liegt zum Teil daran, daß ich Suaheli zwar sprechen kann, aber es nur schwer verstehe. Es gibt aber diesen Bus den man mir in Mombasa empfohlen hat. Leute auf der Straße wissen oft selbst in einer der bekanntesten Straßen nicht wie diese heißt, geschweige das sie wissen welche Buslinen es gibt. Ich entschließe mich zunächst nach Isiolo zu fahren um dort einen LKW zu finden der nach Mandera fährt. Die Matatus in Richtung Isiolo fahren immer noch von der gleichen Stelle ab wie vor 5 Jahren. Nairobi ist nach meinem Empfinden in den Letzten 5 Jahren wesentlich attraktiver geworden. Es wird viel gebaut. In den besseren Straßen von Nairobi herrscht Rauchverbot. Papierkörbe stehen überall bereit und die Leute ziehen mit.

 

Am 29.11.2010 um 12 Uhr ging die Fahrt in Richtung Isiolo, eine Strecke von 275 km, los. Es gibt kein Matatu das bis Isiolo durchfährt. Von meiner letzten großen Nordkenia-Reise kannte ich schon Nanyuki als Umsteigeort. Deshalb hatte ich mich für einen neuen Umsteigeort, den Ort Karatina entschieden. Aus Nairobi mit dem Matatu heraus zu kommen kostete viel Zeit. Umfangreiche Straßenarbeiten sorgten für Chaos. Die Fahrt durch das Hochland bis Karatina war angenehm. Der Ort liegt auf einem 1750 m hohen Plateau direkt unterhalb der Südseite des Mount Kenya. Karatina liegt zwischen Bergfarmen. Auf den Terrassen an den Berghängen ziehen sich auf fruchtbaren Böden Anpflanzungen für Bananen, Kaffee, Obst und Gemüse entlang. Das Umsteigen in ein Matatu das nach Isiolo fuhr war problemlos. Die Fahrt selbst war etwas beschwerlicher durch das viele Gepäck das die anderen Mitreisenden mit sich führten. Im Hellen ereichten wir noch Isiolo. In Isiolo kannte ich mich ja schon aus, so daß ich gleich ein mir schon bekanntes Hotel aufsuchen konnte. Es ist das Bomenhotel.

 

Das Hotel hat sich in den letzten 5 Jahren nicht verändert. Der Hotelleiter war noch der gleiche. Er hatte mir damals einen Wächter mitgegeben, der mich im Dunkeln zu einer Stelle führte, von der ein Lkw nach Marsabet fahren sollte. Der Hotelleiter konnte sich noch genau daran erinnern. In seinem Büro durfte ich seinen PC benutzen. Meinen Internetbericht über Nordkenia hatte Ihm sehr gefallen. Das Zimmer kostete umgerechnet 18 €. Vor 5 Jahren kostete das gleiche Zimmer nur 11 €. Es waren im Gegensatz zu damals einige Gäste im Hotel. Ein Truck der für Reisen in das schwierige Gelände in Nordkenia hergerichtet war, stand im Hof. Diese Fahrzeuge, auch Turkana-Busse genannt, fahren meistens von Nairobi aus in die Turkanasee-Region. Dabei werden auf dem Weg nach und von dem Turkanasee, meistens die Orte Maralal, Isiolo und Marsabit angefahren. Diese Touren gelten im Allgemeinen als sehr abenteuerlich und anstrengend. Komfortabel würde ich sie bezeichnen. Weitere Gäste waren Vertreter des Deutschen Blindenhilfswerk, deren Land Rover ebenfalls im Hof stand. Ich konnte mich mit Ihnen anfreunden und sie luden mich dazu ein, sie am nächsten Tag zu einer Einweihungsfeier zu begleiten.

 

Der Verein betreut mehrere Projekte in Kenia. Unter ihnen gehören eine Schule in Lodwar und eine Schule in Homa Bay am Viktoriasee. Das erste Mal hat mich die Arbeit eines Vereins beeindruckt. Die Temperaturen am Abend waren wesentlich höher als zur Zeit meines ersten Besuchs in Isiolo. Da brannten überall im Ort kleine Feuer, an denen sich die Menschen wärmten. An dieser Stelle möchte ich noch ein Paar Informationen über Isiolo einfließen lassen. Isiolo ist eine Grenzstadt zwischen dem fruchtbaren Hochland im zentralen Kenia und der Wüste im Norden von Kenia. Sie ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die asphaltierte Straße, die von Nairobi über Nanyuki nach Isiolo führt, endet in Isiolo. Pißten führen den Weg weiter in Richtung Moyale, über Marsabit und über Wajir nach Mandera. Isiolo wird bevölkert von Somali, Boran, Meru, Samburu und Turkana. Die Somali, bestimmen weitgehend in Nordkenia das Wirtschaftsleben.

Ihre Vorfahren wurden im ersten Weltkrieg von den Engländern für ihre Sache im ersten Weltkrieg, in Aden und Kismayu, rekrutiert. Nach dem Krieg wurden sie im Nordosten von Kenia angesiedelt. In den Nyambeni Hills, die ungefähr 30 km entfernt von Isiolo liegen, wird Miraa angebaut. Er deckt den größten Teil des kenianischen Konsums an Miraa. Miraa, auch Khat genannt, ist eine Alltagsdroge im Jemen, Äthiopien, in Somalia, im Norden Kenias und in Dschibuti.

 

Am 30.11.2010 fahren die Leute vom Deutschen Blindenhilfswerk zu der Schulbehörde von Isiolo. Ich bekam einen Ehrenplatz vorn beim Fahrer, wofür ich mich nochmals ganz herzlich auf diesen Weg bedanke. Von den in einer herzlichen Atmosphäre durchgeführten Absprachen, konnte ich leider mangels fehlender Englischkenntnisse nichts verstehen. Danach ging die Fahrt weiter zu einer Schule in einem abgelegeneren Teil von Isiolo. In dieser Schule wurden mit der Hilfe des Deutschen Blindenhilfswerks zwei neue Gebäude errichtet und diese technisch so ausgestattet, daß der Schulbetrieb für blinde Kinder ermöglicht ist. Die Schule liegt auf einem weitläufig umzäunten Gelände, das rivalisierende Stämme abhalten soll, bei ihren Auseinandersetzungen auf die Schüler zu schießen. Man hatte vieles für die festliche Einweihung der neuen Gebäude hergerichtet. Zunächst fand natürlich die Besichtigung der neuen Gebäude statt. Dazu wurde durch den Schulrat zuerst eine am Gebäude angebrachte Tafel feierlich enthüllt und der Eingang, symbolisch wie man es kennt, mit einem Scherenschnitt geöffnet. Das zweite Gebäude wurde durch eine Vertreterin des Deutschen Blindenhilfswerk ebenfalls auf die gleiche Art freigegeben. Für die Vertreter des Deutschen Blindenhilfswerks, es waren drei Mitglieder des Vereins und mich als deren Gast, der Prominenz und den Lehrern aus Isiolo war ein gedeckter Tisch aufgestellt und an dem wir Platz nahmen.

 

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Viele Kinder und Einheimische in Folklorekleidung warteten mit Ihren Liedern und Tänzen auf. Auf diese Weise habe ich Menschen in Kenia in ihrer ursprünglichen Kleidung fotografieren können. Ich habe mich sonst immer bei Nomaden zurückgehalten, sie zu fotografieren. Nach dem Fest ging die Fahrt noch zu einem Gartenrestaurant wo ein Buffet angerichtet war. Zu diesem hatten aber nur wenige geladene Gäste Zutritt.

 

Am 01.12.2010 morgens erkundige ich mich an zwei Tankstellen nach einem LKW der nach Wajir oder weiter in Richtung Mandera fährt. Es gab dort kein Fahrzeug. Ein etwas alkoholisierter Typ wollte mich zu einem Platz führen, von dem wie er mir versicherte. normalerweise immer um diese Zeit ein LKW nach Mandera fährt. Ich war skeptisch, seine Argumentation, daß von dort fast täglich Gemüse nach Mandera gefahren wird, überzeugten mich und ich ging mit. Er hatte Recht und ich gab ihm vor Freude 500 K.Sh. Der LKW stand zwar nicht da, aber Passagiere die auf diesen LKW warteten. Ein Somali, vielleicht auch der Eigentümer des LKW´s, der die Mitfahrt organisierte, wollte von mir 5000 K.Sh. rund 50 € für die Fahrt im Führerhaus haben. Ich kannte ja schon Vergleichspreise und empfand diesen Preis zu hoch. Zähes Beharren auf einen niedrigeren Preis ist in diesem Fall für das Ansehen erforderlich.

 

Ich hätte die Verhandlung abgebrochen wenn wir uns nicht auf 4000 K.Sh. geeinigt hätten. Den Preis hatte ich natürlich erst bezahlt als die Fahrt nach zwei Stunden losging. Die Fracht bestand aus Kohlköpfen und 15 Passagieren die auf dem Vorderteil der Ladefläche und auf dem Gestänge platzgenommen hatten. In der Kabiene hinter mir, saßen in einer Schlafkoje zwei Somalifrauen mit einem Kind. Neben mir, zum Fahrer hin, saß eine Lehrerin aus Wajir. Die Straße von Isiolo nach Wajir war die schlechteste von allen Strecken von gleicher Bedeutung, die ich bisher gesehen habe. Allerdings hatten wir keinen Reifenwechsel, wie sie von Nairobi nach Moyale sehr häufig nötig waren. Auf der Strecke wurde in einem kleinen Ort eine geringe Menge Kohlköpfe abgeladen. In Wajir kamen wir gegen 23 Uhr an. Eine Weiterfahrt wurde für 05 Uhr verabredet. Die Passagiere teilten sich in kleine Grüppchen auf und machten es sich bequem im Umfeld des LKW`s

 

Am 02.12.2010 um 0 Uhr entschloß ich mich den Ort Wajir ein wenig zu erkunden. Ich hätte sowieso nicht schlafen können. Zunächst steuerte ich eine Bank an. Aus Erfahrung weiß ich, daß es dort immer einen Wachmann gibt, man konnte also plauschen und das war in Wajir nicht anders. Nach einer Stunde zog ich weiter um nun die verhältnismäßig breiten Straßen abzulaufen. Wajir hatte mir nicht viel zu bieten. Wajir ist eine Stadt mit rund 33.000 Einwohnern. Sie ist Hauptstadt des Distrikts Wajir in der Provinz North-Eastern in Kenia. Heute leben in Wajir vor allem Somali. Wajir verfügt über Schulen, das Wajir District Hospital, Restaurants, Hotels, einen Busbahnhof, ein Waisenhaus und einer Moschee. Einen kleinen Laden hatte ich noch entdeckt der offen war, vor dem ich es mir auf einem Stuhl bei zwei Flaschen Wasser gemütlich machte. Um 5Uhr fand ich mich wieder beim LKW ein. Viele Mitreisenden haben wohl ebenfalls nicht geschlafen und sie schauten sehr interessiert zu, als ich mich rasierte.

Wajir mit Fotos

Der Fahrer und eine weitere Person schliefen noch unter dem LKW. Mehrere Frauen aus Wajir fanden sich am LKW ein. Der Grund war, daß sie beim Entladen der Kohlköpfe die abgefallenen Blätter aufsammeln durften. Manchmal waren die Verladearbeiter auch großzügig und sorgten für ein wenig Mehr. Gegen 8 Uhr war dann der Aufbruch. Ich bekam einen neuen Nachbarn, einen älteren sehr gesprächigen Somali. Die Strecke wurde jetzt anders. Der Boden leuchtete abwechselnd in den verschiedensten Rottönen. Die Strecke war nicht mehr als Verkehrsstraße zuerkennen. Sie hatte teilweise eine Ausdehnung von mehreren hundert Meter und wurde durch Spurrillen gekennzeichnet. Jedes Auto sucht sich die glatteste Strecke und weicht ins unberührte Gelände aus, wenn es vorteilhaft ist. Pik Up, mit Miraa beladen, fahren im rasenden Stiel in Richtung Mandera auf dieser Piste. Eine Polizeieskorte oder gar Konvoipflicht gibt es nicht.

 

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In einem kleinen Ort, der mir nicht bekannt ist und den ich auch auf keiner Karte finden kann, wurde ein Pause gemacht, ehe es weiter ging. An den zahlreichen Straßensperren bekomme ich auf mein ständiges Hinterfragen zu Problemen nur eindeutig ein hakuna matata zur Antwort (keine Probleme). Der Boden sah an der Oberfläche trocken aus, dennoch war die Landschaft nicht karg. Hin und wieder standen Hütten am Straßenrand. Es gab, wenn auch nur wenige Tiere, Strauße, Giraffen und Zebras zusehen Lediglich eine kleine Antilopenart kam häufig vor. Nomaden waren mit größeren Herden von Kamelen und Ziegen unterwegs. Die Pflanzen wirkten, bei einem fast dunkelroten Boden, dunkelgrün. Die Hütten und kleine Lagerhäuser am Straßenrand kündigen an, daß wir uns El Wak näherten.

El Wak mit Fotos

Die Schatten wurden schon langsam länger als wir El Wak, das sehr nahe an der Grenze zu Somalia liegt, erreichten. Ich machte schnell aus dem Fenster ein heimliches Foto der dortigen Polizeistation. Ich erfahre das es nur einen kurzen Halt gibt. Passagiere stiegen aus und neue kamen hinzu. Unser Halt war genau vor einer Busstation, die ich noch näher kennenlernen werde. Ein Bild von der Straße, ein kurzes Gespräch mit einem kontrollierenden Polizisten, ein Bild vom LKW und weiter geht's. Es wurde auch schon dunkel und der Fahrer drängelte. Ich erfahre, das wir und damit hatte ich nicht gerechnet, noch 250 km zufahren haben bis wir in Mandera sind. Die ganze Strecke verläuft nahe entlang der Grenze zu Somalia. Die Straße hat sich nicht verändert soweit ich es im Dunkeln erkennen kann. Ich war, eingerechnet die Fahrzeugsuche in Isiolo, schon 36 Stunden ohne Schlaf unterwegs. Trotzdem war ich noch nicht müde. Der Fahrer verputzte jede Menge Miraa und wurde dabei immer ausgelassener.

 

In einem Reiseführer habe ich gelesen, daß es noch eine Strecke von El Wak nach Mandera gibt, die soll aber wesentlich schlechter sein. Kurz vor Mitternacht haben wir einen Polizeiposten am Ortsrand von Mandera erreicht. Die Polizei machte Personenkontrolle. Bei den Vorangegangenen Kontrollen wurde ich niemals nach irgendetwas gefragt. Diesmal mußte ich meinen Paß vorzeigen. Der Polizist forderte mich auf ihm in die Polizeistation zu folgen. Dort erklärte mir der Kommandant mein Visum wäre abgelaufen, genau an meinem Einreisetag. Mit Reden bei meinen sprachlichen Fähigkeiten war nicht beizukommen. Glücklicherweise hatte ich, entgegen meiner früheren Reisepraxis, meinen Flugschein mit. Mit ihm konnte ich den Beamten überzeugen das er im Irrtum war. Nächster Punkt war die Kontrolle meines Fotoapparats. Bild für Bild sah er sich an und fand natürlich auch das Foto von der Polizeistation. Da wurde er im Gespräch unfreundlich. Er sah sich aber noch weitere Bilder an und kam zu den Bildern aus Isiolo. Auf einigen Bildern war ich unter anderen mit dem Schulrat (Ich nenne ihn mal so) aus dem Bezirk Isiolo abgebildet. Ich erklärte den Beamten in dem Moment meine Wichtigkeit (vorgetäuscht) in diesem Schulprojekt und wie ich mich in der Zukunft verhalten werde, wenn er mir Schwierigkeiten macht. Er wurde wieder freundlicher. Meine Reise wurde wegen der angeblichen Entführungsgefahr trotzdem beendet. Ich sollte am nächsten Morgen mit einem Linienbus zurückfahren.

Mandera

Das Foto mit der Polizeistation habe ich als Gegenleistung erstritten. Das weitere fotografieren wurde mir aber eindringlich untersagt. Ich hatte meinen ersten Schlaf auf der Fahrt in der Polizeikantine. Vier Stunden waren mir vergönnt und es fiel mir gar nicht schwer wieder aufzustehen. Am 03.12.2010 um 6 Uhr verließ ich in Begleitung zweier Polizisten ohne Uniform und Waffen die Polizeistation. Ich hatte noch die Hoffnung etwas von Mandera zu sehen, wenn ich zu der Busstation gehe. Dem war aber nicht so. Ich sollte an der Straßensperre zusteigen. Ich mußte nicht lange warten bis der Bus ankam. Der Bus war voll und der Busführer weigerte sich zunächst einen weiteren Passagier mitzunehmen. Das gefiel mir sehr, half aber nichts. Plötzlich war ein Platz frei, ein Mannschaftsmitglied mußte dafür stehen. Geld für die Fahrt mußte ich zunächst auch nicht bezahlen. Ich denke das die begleitende Mannschaft nicht befugt war zu kassieren. Die Strecke bis El Wak glich der Strecke die ich am Vortag bei der Anreise vor El Wak sah.

 

Wieder in El Wak und diesmal mußte ich mein Paß auch hier zeigen. Naja, schließlich kommen wir ja von der Grenze zu Somalia. Meinen Fotoapparat wollten sie auch noch sehen. An das Bild der Polizeistation hat sich der kontrollierende Polizist nicht gestoßen. In El Wak bekam ich mein Busticket. 1.500 K.Sh. kostete die Fahrt von El.Wak bis Nairobi. Die Fahrt von Mandera bis El Wak wurde auf dem Fahrschein nicht ausgewiesen. Das habe ich aber erst in Deutschland gesehen. Meinen Platz im Bus mußte ich von vorn nach hinten verlegen. Weiter ging die Fahrt bis zur Nächsten Straßensperre. Ich mußte aussteigen um meinen Paß an einem Stützpunkt vorzuzeigen. Danach konnte ich wieder einsteigen. An der folgenden Straßensperre konnte ich wieder meinen Paß im Bus vorzeigen. Diesmal wurden zwei größere Schulkinder besonders überprüft. Sie waren in Begleitung ihrer Mutter die hinter ihnen saß. Die Schulkinder hatten irgendwelche Papiere von der Schule die den kontrollierenden Polizisten nicht gefielen. Das größere Schulkind, mit dem ich schon ein Paar Worte gewechselt hatte, mußte aussteigen und die Mutter durfte nicht mit. Sie erzählte mir das man den Jungen Handschellen angelegt hat. Ich hatte es nicht gesehen obwohl ich daneben saß. Ein Mitreisender neben mir bestätigte es aber. Der Junge wurde wieder zurückgeschickt.

 

Der nächste Kontrollpunkt ergab wieder eine Paßkontrolle für mich und das Kind sollte schon wieder mit dem Polizisten den Bus verlassen. Der Junge erzählte das er schon mal mitgenommen wurde und durfte deshalb bleiben. Der Polizist verließ nach dem er alle Passagiere kontrolliert hatte den Bus. Kurze Zeit später erschien er wieder und nahm diesmal die Mutter mit. Sie kam aber nach kurzer Zeit wieder zurück. Sie war eine Somali wie fast alle Passagiere und ich wüßte zugerne was der Grund für die Schikane war. Vollständig habe ich mir nicht alle Kontrollen merken können aber ich denke das es auch nicht ganz darauf ankommt. Ein Kontrollpunkt an der Grenze eines Ortes will ich noch erwähnen. Mein Paß wurde kontrolliert und danach bin ich wie üblich ausgestiegen. Ich hatte ein Foto gemacht und bin darauf von einem Unbekannten, dem es nicht gefiel das ich fotografiere, angesprochen worden. Ich hatte aber nur die Straße fotografiert und mich mit ein paar jungen Somalis fotografieren lassen. Ich wies den Mann barsch ab. Beim Einsteigen in dem Bus wartete ein Polizist auf mich. Ich mußte zu einem Unterstand der Polizei. Dort wurde mein Paß erneut kontrolliert. Danach wurde von der Polizei behauptet, ich hätte sie fotografiert. Ich mußte wieder alle Bilder zeigen, an der fotografierten Polizeistation nahm aber keiner Anstoß. Von da an hielten sich die Kontrollen in einem normalen Rahmen. Der Bus mußte zweimal auf der Strecke wegen einer Panne anhalten. Einmal wegen eines Reifens und einmal wegen Überhitzung.

 

Der Ort Wajir wurde erreicht. Der Bus hielt nur zum ein- und aussteigen in Wajir. Jetzt erfahre ich erst das der Bus nicht über Isiolo fährt sondern über Garissa. Für mich eine angenehme Nachricht, da ich ja ursprünglich von Mombasa aus über Garissa nach Mandera fahren wollte. Auf der Weiterfahrt nach Garissa wurde auch zwischenzeitlich auf offener Strecke gehalten. Einmal war der Grund das die Passagiere zu ihren Gott beten konnten. Ich wurde gefragt warum ich nicht zu meinem Gott bete. Als ich sagte das ich keinen Gott habe, hat es betretene Gesichter gegeben, so wie ich es schon einmal in Marsabit erlebt habe. Die Somalifrauen waren teilweise verschleiert. Sie hatten aber keine Scheu, wenn es die Situation erfordert, den Schleier beiseite zu schieben. Die Tätowierungen die sie sichtbar an Händen, Armen und Beinen trugen, waren recht hübsch. Eine Somalifrau streckte mir ihren Arm aus damit ich ein Foto machen konnte.

Garissa mit Fotos

Als wir Garissa erreicht hatten war es weit über Mitternacht. Der Neue Tag war angebrochen. Wir hatten den 04.12.2010 und es war 1.30 Uhr. Garissa ist die Hauptstadt der Provinz North-Eastern in Kenia. Sie liegt im Bereich der großen Ebenen des kenianischen Ostens am Fluss Tana, etwa 40 Kilometer südlich des Äquators. Die größte Bevölkerungsgruppe bilden die Somali. Von der Äquatorüberquerung nahm aber niemand in dem Bus Notiz. Es war Zeit zum Schlafen. Die Besatzung des Busses nahmen mich mit in eine Herberge. Die Besatzung rollten in dem Innenhof ihre Matten aus und ich sollte mich zu ihnen legen. Es behagte mir aber nicht. Es gab auch Zimmer mit Fenster zum Innenhof. Irgendwie gefiel mir das auch nicht. Ich verließ den Innenhof und wollte mal sehen was die anderen Passagiere so machen. Die hatten sich Grüppschenweise in merkwürdigen Hütten zurückgezogen. Ein zweiter Bus stand jetzt noch neben unseren Bus. Dessen Passagiere hatten sich ebenfalls verteilt.

 

Es gab auch bessere Häuser als die auf den Bildern. Ich beschloß, so wie in Wajir mich noch ein wenig umzusehen. Nicht sehr weit entfernt um einen Block fand ich gleich zwei geöffnete Gaststätten. Eine hatte sogar mit durch Decken abgeteilte Bereiche zum schlafen. Die Bereiche wurden nur von Somalifrauen genutzt. Sie haben die ganze Nacht gekichert und nicht geschlafen. Ich habe erst in dem einen Restaurant ferngesehen und dann zum zweiten übergewechselt. Beide Restaurants lagen direkt nebeneinander. Wieder hatte ich eine Nacht ohne Schlaf verbracht. Den Ort verließen wir über eine Brücke, die über den Fluß Tana führt. Er ist Kenias größter Fluß. Über seine Länge gibt es unterschiedliche Angaben. Zwischen 700 und 1000 Kilometern sind die Angaben und er kommt vom Mount-Kenya-Massiv. Auf der Brücke befindet sich ein Polizeiposten und die Polizisten sind auf der ganzen Brücke verteilt. Schade, ich hätte gerne fotografiert. Es war die letzte Paßkontrolle. Die Strecke von Garissa nach Nairobi hatte nichts Besonderes mehr zu bieten. Der Bus hielt in einen mir unbekannten Teil von Nairobi, so daß ich mich entschloß ein Taxi zu nehmen. Im Dunkeln kam ich in meinem Hotel an. Ich blieb bis 07.12.2010 in Nairobi. Ein Tag nutzte ich für eine Matatufahrt von Nairobi nach Narok. Die strecke Nairobi nach Narok ist 140 km lang. Ich habe noch einen Tag Zeit in Nairobi und beschließe diesen für einen Museumsbesuch zu nutzen. 1993 bin ich mit der Keniaeisenbahn von Mombasa nach Kisumu am Viktoriasee gefahren. Wer wissen möchte was eine Bahnfahrt von Mombasa nach Nairobi oder gar bis Kisumu kostet, kann sich hier informieren. Ich frage am Bahnhof wie ich zu dem Eisenbahnmuseum komme. Ich werde abgeholt. Zwischenzeitlich trifft der Zug aus Mombasa ein. Hier ist Endstation. Erst am Abend geht ein anderer Zug weiter nach Kisumu. Als alle Reisende ausgestiegen sind, beginnt in diesem Zug die Führung.

Eisenbahnmuseum Nairobi