Westindien

Reisebericht Westindien

 

Aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

Von Hamburg nach Westindien

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Conny geht in Hamburg an Bord

Lieber Jupp! Hurra, es ist so weit! Übermorgen geht das Schiff in Hamburg ab. Ich bin schon ganz wirbelig im Kopf. Kofferpacken, Abschiedsbesuche, Reisepaß, Untersuchung auf Tropentauglichkeit, neuen Anzug kaufen, in der Schule abmelden.... Ja mit der Schule ist's nun zunächst aus. Mutter und der Lehrer machen bedenkliche Gesichter. Aber sag selbst: Ein Schuljahr oder eine Amerikareise, kann da noch einer lange überlegen?! Bei meinen Klassenkameraden bin ich der Held des Tages. Sie nennen mich ,,Conquistadore" - So hießen die spanischen Eroberer, die im 16. Jahrhundert nach Mittel- und Südamerika kamen. Von Hamburg bis Lissabon fahre ich allein. Onkel Karl in Mexiko hat die Schiffskarten geschickt. Prima was? Er muß schwer reich sein, hat eine Farm drüben. Der älteste Sohn von ihm, mein Vetter Ferdinand - mit dem treffe ich mich in Lissabon, wo wir uns zusammen nach Mexiko einschiffen. Ferdinand ist Ingenieur, hat früher in Deutschland studiert und ist jetzt geschäftlich in Portugal. Den werde ich unterwegs schon ordentlich ausfragen, damit ich drüben nicht dastehe wie die Kuh vorm neuen Tor. Und nochmals, Jupp, Du erhältst regelmäßig Reiseberichte von mir, Du und meine Mutter. Wenn du schon nicht mitkannst, sollst du's doch nachlesen können. Und nun auf nach Mexiko! Übermorgen beginnt die Überfahrt. Leb wohl, lieber Jupp, und halte mir beide Daumen.

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Auf großer Fahrt wie einst Kolumbus

Lieber Jupp, ich kann's gar nicht fassen: Wir sind auf hoher See, mitten im Atlantik. Vetter Ferdinand ist ein prima Kerl, wir haben uns schon richtig angefreundet. Mittelgroß, schwarzhaarig - ein bißchen fremd sieht er aus. Seine Mutter ist Mexikanerin. Ich bin gespannt auf die neue Tante - ach Du, und auf das Land und die Indianer, und richtigen Urwald soll es da auch noch geben! Und Berge, viel höher als die Zugspitze! Wie ich gestern faul im Liegestuhl auf Deck lag, fiel mir ein, daß ich ungefähr auf dem selben Kurs fahre wie einst Kolumbus, nur ein bißchen bequemer. Ferdinand hat mir noch einmal alles erzählt von Kolumbus und seinen verschiedenen Fahrten.

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Der Mann hat bis zum Ende seines Lebens geglaubt, den direkten Seeweg nach Indien gefunden zu haben. Deshalb heißen die vielen Inseln vor dem mittelamerikanischen Festland noch heute Westindien und die Ureinwohner Indianer oder in Südamerika Indios. Mit drei Schiffen ist Kolumbus losgefahren, über 2 Monate hat er gebraucht, bis er Land entdeckte. Am 12. Oktober 1492 ist das gewesen. Nachts bei Mondschein sahen sie endlich Land. Vor Freude wurde ein Kanonenschuß abgefeuert. Rums! Der kündigte an, daß Amerika entdeckt war. Aber es war nur eine kleine Insel. San Salvador hat sie Kolumbus genannt und gemeint, er hätte endlich die indischen Gewürzinseln erreicht, zu denen man damals den kürzesten Seeweg suchte. Indische Gewürze gehörten zu jener Zeit in Europa zu den größten Kostbarkeiten, Das ist ein tolles Wettrennen zwischen Spaniern und Portugiesen gewesen. Alle wollten sie am schnellsten nach Indien kommen.

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Bisher hatte man die Gewürze und andere Schätze über Land bis ins Mittelmeer und dann nach Europa transportiert. Jetzt versuchten die Portugiesen , Afrika zu umfahren. Kolumbus aber hatte eine bessere Idee. Er wollte im Auftrag des spanischen Königs nach Westen segeln, weil man ja doch inzwischen gemerkt hatte, daß die Erde eine Kugel ist. Der große Mann wurde bitter enttäuscht: Man glaubte Ihm nicht, daß er den Seeweg nach Indien gefunden hatte. Viermal ist er drüben gewesen, einmal haben ihn seine Gegner sogar in Ketten nach Hause geschickt. Für das neue Land hatte noch keiner richtiges Interesse. Indien, Indien war damals die große Mode. Kolumbus ist arm und verlassen gestorben. Erst nach ihm hat man gemerkt, daß man einen neuen Erdteil entdeckt hat. Ja, und jetzt ist Conny Pünneberg auf große Fahrt und entdeckt Amerika noch einmal.. Unser Überseedampfer nähert sich der Insel Kuba. Es ist schon bannig warm. Ferdinand sagt, wir fahren eben in das ,,Quellgebiet des Golfstroms" ein. Er drückt sich manchmal so ein bißchen gelehrt aus. Kennst de Golfstrom noch von der Schule her? Ein komische Sache ist das? Eine warme Meeresströmung, die sich zwischen der Insel Kuba und der Halbinsel Florida hindurch in den Atlantik bewegt. Man kann ihn übrigens sehen, den Golfstrom. Sein Wasser ist klar und blau und strömt durch den Ozean bis in die Nordsee. Europa müßte ihm eigentlich ein Denkmal setzen, sagt Ferdinand, weil er unser Klima mild macht und ein wahrer Segen für uns ist. Das mit dem Denkmal, Jupp, kannst Du ja mal anregen! Aber jetzt Schluß! Dicht vor uns Havanna, Hauptstadt und Hafen von Kuba. Es grüßt Dich dein Conny.

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Bild 01 Rückseite

Die drei Schiffe des Kolumbus

Schon seit Wochen war Kolumbus auf seinem Flaggschiff, der "Santa Maria", unterwegs. Aber nichts war zu sehen, als die rollenden Wogen des OzeansŤ Die Mannschaften murrten, rotteten sich drohend zusammen und drangen auf Rückkehr. Zweimal ertönte der Ruf: "Land in Sicht!" Doch jedesmal war es eine Täuschung. Endlich sah man Vögel am Himmel und fischte einen Zweig aus dem Wasser, Am 12, Oktober 1492 nach Mitternacht rief ein Matrose aus dem Ausguck am Vorderdeck: "Tierra! Tierra!" -"Land! Land!" im Mondschein schimmerte ein Küstenstreifen. Bald darauf verkündete ein Kanonenschuß dröhnend die Freudenbotschaft.

Album 01 Platz

Christoph Kolumbus

Um 1447 in Genua geboren, Sohn eines Tuchwebers. Nach mehreren Seereisen faßte er den Plan, das Wunderland Indien auf dem Westwege zu erreichen. Der König von Portugal lehnte seine Vorschläge ab. Kolumbus wandte sich nach Spanien und fand schließlich bei der Königin Isabella Gehör. Ein Vertrag mit der spanischen Krone wurde geschlossen: Kolumbus erhielt den Titel eines Großadmirals und sollte Vizekönig der neuentdeckten Länder werden. Am 3. August 1492 stach er mit 3 Schiffen in See.

Bild 71 Rückseite

Kolumbus landet auf San Salvador

Kolumbus glaubt, den direkten Seeweg nach Indien gefunden zu haben, als er endlich nach wochenlangen Entbehrungen mit seiner Mannschaft als erster Europäer das fremde Land betritt. Vergessen sind Hunger und Durst, Krankheit und Meuterei. Kolumbus nennt die Insel "San Salvador". Er ahnt nicht, daß er einen neuen Kontinent - Amerika - entdeckt hat.

Album 01 Platz

San Salvador

Die heutige Watlinginsel, eine der Bahamainseln. Jetzt in britischen Besitz. Die Indianer nannten sie Guanahani. Hier landete Kolumbus auf seiner ersten Fahrt am 12. Oktober 1492. Er gab der Insel den Namen San Salvador und war der Meinung, endlich den Westweg nach Indien gefunden zu haben.