Azteken

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

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Seite 13

Auf den Spuren der Azteken

Wahrhaftig, Jupp, wir haben einen Ausflug zurück in ferne Jahrhunderte unternommen und waren im Reich der Tolteken und Azteken. Nicht weit von der Hauptstadt Mexiko-City entfernt stehen zwei gewaltige Pyramiden. Wir haben die größte, die Sonnenpyramide, erstiegen, sie ist gar nicht viel kleiner als die Cheopspyeamide in Ägypten. Jahrhunderte vor den Azteken haben hier die Tolteken ihre gewaltigen Heiligtümer errichtet. Herrliche Bauten in großer Zahl. Während der Zeit des Mittelalters in Europa wurden die Tolteken von den Azteken unterworfen die nun ein großes Reich gründeten. In der gewaltigen Hauptstadt gab es Tempel und Paläste, Straßen und Plätze. Wie haben lange auf der Treppe eines ehemaligen Herrscherpalastes gesessen. Der Tag war heiß, und ich habe mich in die ferne Zeit zurückgeträumt: Von einem Aztekenfürsten eingeladen, betreten wir seinen Palast. Du mußt die Augen verschließen, so blendet Dich die Pracht. Die Wände sind Metallplatten geschmückt, herrlich bunte Wandmalereien und Verzierungen überall. Kostbare Teppiche hängen herab. Der Fürst tritt Dir goldgeschmückt und hoheitsvoll entgegen. Nach der Audienz gehen wir über prächtige Treppen in die Stadt zurück. Rings ist sie von Wasser umgeben, in einem See auf Inselchen und Pfahlrosten erbaut. Große Dämme führen an Land. 

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Das Ende eines gewaltigen Reiches

Auf Schiffen und über diese Dämme drangen die Spanier 1521 unter ihrem Führer Ferdinand Cortez in die Aztekenhauptstadt ein und forderten Guatemotzin, den Herrscher der Azteken, zur Übergabe auf. Aber der wich auch den spanischen Feuerwaffen nicht. Erst als Berge von Toten in den Straßen und im Wasser lagen, erschien er vor Cortez und gab sich gefangen. Die Spanier staunten über Pracht und Reichtum der Stadt und rafften an Gold und Schätzen zusammen, was sie fortschleppen konnten. Die Schiffe fuhren schwer beladen nach Spanien. Gier nach Gold und Reichtum trieb immer mehr Abenteurer in die neue Welt. Aber das Reich der Azteken war zu Ende. Die Paläste verfielen, auf ihren Grundmauern wurden spanische Kirchen erbaut. Andere Bauten deckte der Wind mit Sand zu, und der Urwald wuchs über sie hin. Als ich am Abend mit Fernandez nach Mexiko-City zurück fuhr, konnte ich mich gar nicht in die Wirklichkeit zurückfinden. Vor tausend Jahren und länger waren hier schon einmal reiches Leben und eine Kultur gewesen, von der ich bisher überhaupt nichts geahnt hatte. Plötzlich kamen mir die modernen Wolkenkratzer gar nicht mehr so großartig vor.

Eine tolle Überraschung

Hör zu, Caballero! Heute muß ich dir eine tolle Neuigkeit erzählen. Als wir von unserem Besuch bei den Azteken auf die Haicienda zurückkehren, war Besuch da. Ein Freund von Fernandez, Nordamerikaner, Mister Tom Smith. Er ist Vertreter einer großen Maschinenfabrik in den Vereinigten Staaten. Ein langer, blonder Kerl mit gutmütigen Gesicht. Mir schwante aber nichts Gutes, als er Fernandez auf die Seite nahm. Nach einer Stunde wußte ich Bescheid. Mister Smith hat Fernandez eingeladen, mit ihm als Generalvertreter nordamerikanischer Firmen eine große Südamerikareise zu machen. Mit dem Flugzeug! ,,Oh, a very fine job1" Aber ich sitze nun allein, ohne Fernandez, mit dem ich mich angefreundet hatte, auf der Hacienda. Traurig ging ich zu Bett. Am nächsten Morgen platzte die Bombe. Ich sah gerade den Peonen, den Gastarbeitern zu, wie sie Maissäcke schleppten, als mir plötzlich Fernandez auf die Schulter klopfte: ,,Hör mal, Caballero, Mister Smith fragt, ob du mit nach Südamerika kommen willst. Als unser Boy sozusagen." Mir blieb der Mund offen stehen. Ich brachte kein Wort heraus, mußte nur heftig schlucken. Fernandez lachte und ging weg.

Im Flugzeug über dem Popocatepetl

Dann wurde Familienrat gehalten. Onkel Carlo hatte Bedenken. Er hat an meine Mutter telegrafiert, um ihr Einverständnis zu holen. Aber gestern durfte ich schon einen Probeflug mitmachen. ,,Wollen sehen, ob der Caballero nicht seekrank wird!?" - Nein, er wurde nicht seekrank. Jupp, es war unbeschreiblich. Wir starten auf dem Flughafen von Mexiko-City. Zuerst nordwärts. Mister Smith drückte die Maschine herab. Ich konnte deutlich die Steppengebiete auf der Hochfläche im Norden sehen, wo riesige Baum- und Kandelaberkakteen wachsen. Die Gehöfte sind hier oft von undurchdringlichen Kakteenzäunen umgeben. Eine ganz fremdartige Landschaft. Dann ging Mister Smith in die Kurve, riß die Maschine hoch und nahm südlichen Kurs. Rechter Hand war im Dunst die Küste des Stillen Ozeans zu sehen. Nicht lange, und vor uns tauchten Berge auf. Sie wurden schnell größer.

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 Bildrückseite 6

Mexiko-City, Popocatépetl, Aztekenhauptstadt, Guatemotzin, Aztekenfürsten