Guayana und Brasilien

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Reiseberichte aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

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Über das Bergland von Guayana

An Bord des "Tornado". Fliegen in östlicher Richtung. Soeben das Mündungsgebiet des Orinoco überquert. Riesiges Delta, das der Strom weit ins Meer hinausschiebt. "So groß wie Baden und Württemberg zusammen", schreibt mir Fernandez auf den Block. Überall Mangrovenwälder. Onkel Tom kurvt plötzlich nordwärts. Eine Insel kommt in Sicht. Ich frage auf dem Schreibblock: "Wie heißt die?" "Trinidad! Ist britisch!" Wir umfliegen einen Krater." Merkwürdig, sein Inneres sieht aus wie ein finsterer See. "Der Pechsee! Ein alter Schlammvulkan. Aus ihm wird Teer und Asphalt gewonnen", erklärt mir Fernandez. Unterdessen geht Onkel Tom schon auf Südkurs. In der Ferne kommt ein gewaltiger Tafelberg in Sicht. Wieder wandert der Schreibblock nach vorn. "Es ist der Roraima. Berühmter Götterberg der Indianer. So wie der Olymp in Griechenland." Endlose Grasflächen unter uns. Nur in den Tälern Wälder. Nach Süden zu Bergland. "Tornado" geht tiefer. Der Schatten des Flugzeugs rast über die Steppe. Das Motorengeräusch scheucht dunkle Punkte am Boden auf, die vor dem Flugzeugschatten in wilder Flucht davon rasen.

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Es scheinen große Laufvögel zu sein. "Nandus - die südamerikanischen Strauße", schreibt Fernandez auf. Da stehen aber noch dunkle Kegel im Grase. "Termitenhügel!" Zwischenlandung in Georgetown, Hauptstadt von Britisch Guayana; dann in Paramaribo. Das ist die Haupt = und Hafenstadt von Surinam, dem holländischen Teil von Guayana. In den Küstenstädten ein tolles Völkergemisch: Indianer, Inder, Europäer, Neger, Chinesen, Araber, Türken, Senegalesen. Alle ganz unterschiedlich in Sitten und Trachten. (Anmerkung: Habe ich Dir eigentlich schon erklärt, wie man die Mischlinge in Süd und Mittelamerika nennt? Mestizen, das sind Mischlinge zwischen Weißen und Indianern. Mulatten sind Negermischlinge und Kreolen in Mittel und Südamerika geborene Nachkommen europäischer Eltern. Übrigens: Indianer oder Indios das ist dasselbe.) Wir fliegen weiter nach Cayenne. Dort war früher die ehemalige französische Strafkolonie: das berüchtigte Land, "wo der Pfeffer wächst". Kein schöner Aufenthalt. Heiß und trocken. Und immer muß man an die Tausende von Strafgefangenen denken, die in der Verbrecherkolonie schwer arbeiten mußten und meist elend zugrunde gingen. Bin froh, daß wir weiterfliegen, südwärts, der brasilianischen Grenze zu. Ist verdammt heiß im Flugzeug. Sind schon ganz dicht am Äquator. Sonne steht senkrecht über uns. Bin braungebrannt.

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Bild 13 Rückseite

Marsch der Spanier durch den Urwald

Mit einer kleinen Kriegerschar zieht der Spanier Baiboa, von Indianern geführt, über die Landenge von Panama nach Westen. Kleider und Schuhe lösen sich auf in der Gluthitze des Urwaldes. In der feuchten Luft rosten Schwerter und Panzer. Die Spanier schwitzen furchtbar unter ihren Rüstungen. Giftschlangen und Kaimane schrecken sie bei Tage, Vampire und Fledermäuse bei Nacht. Es ist ein Marsch voller Qualen und Strapazen .

Album 13 Platz

Die Landenge von Panama

Nach der Entdeckung und Eroberung Mittelamerikas gewann die Landenge von Panama, die schnellste Landverbindung zwischen Atlantik (Golf von Darien) und Stillem Ozean, rasch an Bedeutung. Der gesamte Handel und Verkehr zwischen den Weltmeeren und zwischen der Ost und Westküste mußte über diese Landenge gehen.

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Auf dieser Seite befindet sich der Teil Guayana und Brasilien aus dem Sanella Album:

Mittel und Südamerika

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Ist der Amazonas wirklich ein Strom?

Wahrhaftig, Jupp, wir sind in Brasilien! Jetzt verstehe ich auch, warum Südamerika der ,,grüne Erdteil" genannt wird. Wälder, Wälder - ein unendliches grünes Meer. Wo der Urwald aufhört, oft noch grüne Grasflächen. Und dabei ist Brasilien ziemlich genau so groß wie ganz Australien. Fernandez ärgert Onkel Tom und sagt: ,,Südamerika ist das Land der Superlative - hier ist alles am größten - nicht bei euch in Nordamerika". Onkel Tom zieht verächtlich die Mundwinkel herunter, aber Fernandez läßt nicht locker: ,,Südamerika hat den größten Wald der Welt, den wasserreichsten Strom, das längste Kettengebirge, den höchsten Vulkan ..." Onkel Tom grinst: ,,And so on - and so on..." Und so weiter, und so weiter! - Aber nun muß ich der Reihe nach erzählen. Es ist wieder herrlich, daß wir fliegen. Man bekommt da zunächst einen großen Überblick wie auf der Landkarte. Nur an der Mündung des Amazonas - da hatte ich zunächst gar nicht gemerkt, daß wir uns über einem Strom befanden. Kein Wunder! ,,Rio Mar" - fließendes Meer, nennen sie die Brasilianer. Man kann von einem Ufer aus nicht das andere sehen, so breit ist der Strom hier; 200 Kilometer an der Mündung. Wir flöge auch stromauf immer wieder über Nebenflüsse, die viel größer sind als der Rhein.

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Bild 14 Rückseite

Sklavenhändler mit ihrer Fracht auf einem Transportschiff

Mit einer kleinen Kriegerschar zieht der Spanier Baiboa, von Indianern geführt, über die Landenge von Panama nach Westen. Kleider und Schuhe lösen sich auf in der Gluthitze des Urwaldes. In der feuchten Luft rosten Schwerter und Panzer. Die Spanier schwitzen furchtbar unter ihren Rüstungen. Giftschlangen und Kaimane schrecken sie bei Tage, Vampire und Fledermäuse bei Nacht. Es ist ein Marsch voller Qualen und Strapazen

Album 14 Platz

Sklavenhandel zur Zeit Karl V.

Nach der Entdeckung Amerikas nahm der Sklavenhandel einen großen Aufschwung. Die indianischen Arbeitskräfte in Mittel- und Südamerika reichten nicht aus. Deshalb ging man dazu über, aus Afrika Neger einzuführen. Karl V. gab flämischen Schiffern ein Privileg, jährlich 4000 Neger nach Amerika zu schaffen. Ein schwunghafter, rücksichtsloser Menschenhandel begann, der große Gewinne abwarf.

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Im Unterlauf war plötzlich eine riesenhafte Wassermauer zu sehen, ja, buchstäblich eine Mauer aus Wasser, die sich vier bis fünf Meter hoch stromaufwärts wälzte. Ich zeigte aufgeregt nach unten. Fernandez erklärte: ,,Das Hochwasser des Atlantik. Die Flut kommt. Schade, daß wir bei dem Motorenlärm das Donnergetöse nicht hören, mit dem sich die Flutwelle fortbewegt." - Kein Schiff war mehr zu sehen. In abgelegenen Buchten und Nebenflüssen hatten sie sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Als die Wassermassen sich verlaufen hatten, schwammen her ausgerissene Bäume im Strom, an einer Stelle war ein Stück Ufer weggeschwemmt worden. Es trieb wie eine Insel stromab. Bäume und Buschwerk standen noch aufrecht in dem schwimmenden Erdreich.

Eine Großstadt mitten im Urwald

Wir sind in Etappen stromauf geflogen bis Manaus. Eine Großstadt mitten im Urwald! Da steht zum Beispiel ein Opernhaus, eins der größten der Welt. Aber nie ist darin wirklich Theater gespielt worden. Man hat es gebaut, als in Manaus alle Leute dem Goldrausch verfallen waren. Händeweise wurde das Gold ausgegeben. Tausende von Abenteurern kamen herbei. Aber eines Tages war die Herrlichkeit zu Ende. Dicht am Stadtrand beginnt der Urwald, aber das Holz wird durch Kohlenbrenner ausgebeutet. Sie verwüsten den Wald. Man muß tiefer ins Land vordringen, um in die "grüne Hölle" zu kommen. "Ja, es ist eine Hölle", sagte ein alter, heruntergekommener Italiener, mit dem wir abends in einem Gasthaus zusammensaßen. Auch er war einst Gold und Diamantensucher gewesen. "Schwer, schwer ist das Leben der Diamantensucher. Auch ich habe es versucht, weitab von hier, dort, wo das Land bergig ist.

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Nicht jeder hält es aus. Drei oder vier Leute arbeiten zusammen, ein Junge hilft und versorgt die Küche. Aber was für eine Küche! Drei Steine und ein Topf darauf - das ist alles. Ein paar Pflöcke, an denen die Habseligkeiten hängen, Schilf am Boden als Bett. Das wichtigste sind die Arbeitsgeräte. Die Wäscher stehen bis zu den Hüften im Wasser. Auf der Waschmulde werden die leichteren Teile herausgeschwemmt. 400 bis 500 Waschmulden am Tag! Stellen Sie sich vor, Senores", fuhr der Italiener fort, "halb im Wasser und von oben die erbarmungslose Sonne! Es gibt da auch noch Leute, die nach Diamanten tauchen. Ein Baumstamm wird übers Wasser gelegt, ein Balken mit Leitersprossen ins Wasser gestellt. An dem Stamm hängt ein Seil mit einem Korb. Der Taucher holt tief Luft, stürzt sich mit dem Korb ins Wasser, scharrt unter Wasser Geröll in den Korb, soviel er erraffen kann. Der Korb wird hochgezogen. Erschöpft klettert der Taucher an den Sprossen aus dem Wasser. - Carajo! Eine mörderische Arbeit! Am besten halten sie noch die Neger aus." - 

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Bild 15 Rückseite

Sträflinge bei der Arbeit im Hafen

Unsere nächste Station hieß Cayenne, das ist "das Land, wo der Pfeffer wächst". Unerträglich heiß und trocken ist es hier, ein mörderisches Klima für Europäer, Früher war Cayenne die berüchtigte französische Strafkolonie für Schwerverbrecher, Eine Verbannung nach Cayenne - schwerste Arbeit bei glühender Hitze -- war schlimmer als ein Todesurteil.

Album 15 Platz

Guayana

Berg- und Tiefland an der Nordostküste Südamerikas. Es liegt zwischen Venezuela und Brasilien. Teile davon gehören als Provinzen zu den beiden Staaten. Das übrige Gebiet ist zwischen Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich aufgeteilt.

Bild 16 Rückseite

Nandus auf der Flucht vor unserem Flugzeug

Wir flogen nun ganz niedrig über die sich endlos ausdehnende Pampa. So weit das Auge reichte - weiter nichts als Gras. Eintönig lag die Landschaft in der sengenden Sonnenglut. Plötzlich scheuchte dos Motorengeräusch unseres Flugzeugs dunkle Punkte auf, die dann in wilder Flucht vor unserem Schatten davonrannten. Es waren Nandus - die südamerikanischen Strauße.

Album 16 Platz

Nandus

Der Strauß Südamerikas und größte Laufvogel der dortigen Steppengebiete. Der Hahn lebt mit mehreren Hennen zusammen, die die Eier in ein gemeinsames Nest legen, das der Hahn allein bebrütet. Die Nandus sind gesellig und leicht zu zähmen. Sie mischen sich oft unter die Viehherden.

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Bei den Gummizapfern in der Fieberhölle

Onkel Tom will noch tiefer in den Urwald hinein. Wir fahren mit einem Heckraddampfer einen Nebenfluß des Amazonas stromauf. Rechts und links undurchdringlicher Urwald. Geschrei von Affen und Papageien. Die Kapitäne müssen höllisch aufpassen Häufig haben sich Baumstämme in dem Flußgrund festgespießt. Sie schwingen im Strom auf und ab und beschädigen die Dampfer. Eine schwere, schwüle, giftige Luft. Die Regenzeit war vorüber. Bis vor kurzem hatte der Urwald unter Wasser gestanden. Jetzt war das Wasser gefallen. Nun faulten die überschwemmten Pflanzen in der Tropenhitze. Wir legten in der Nähe einiger Baracken an. Hier wird Wildgummi gewonnen. Gummi bedeutete lange Zeit den besonderen Reichtum Brasiliens, bis man in anderen Ländern der Welt Kautschukplantagen anlegte, die Brasilien schwere Konkurrenz machten. Das Leben der Gummizapfer ist schwer. Gar mancher geht zugrunde in dem mörderischen Sumpfklima.

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Um den Hals tragen die abenteuerlichen Kerle einen Beutel mit Munition für das Gewehr, Tabak und Zigarettenpapier. In einem Gummisack auf dem Rücken stecken die Habseligkeiten. Die Gummibäume stehen einzeln zwischen den Urwaldbäumen. Wir sahen den Männern bei der Arbeit zu. Mit der "Machete", dem Haumesser, wird das Buschwerk weggeschlagen, um an die Stämme heranzukommen. Dann beginnt die eigentliche Arbeit. Die Rinde des Kautschukbaumes wird mit einem kleinen Beil angekerbt, ein Blechbecher wird befestigt, um den milchweißen Gummisaft aufzufangen. Im Rauch eines Feuers drehen andere Arbeiter eine Holzkelle, auf die sie immer neuen Gummisaft schütten, der über dem Feuer hart wird. So entstehen Klumpen, die in die Baracken am Flußufer geschafft werden. Auf Flußdampfern und Ruderbooten wird der Rohkautschuk zu den Stapelplätzen am Amazonas gefahren. Aber es ist ein mörderisches Klima hier. Die Männer sehen Elend aus. Nein, Gummizapfer möchte ich wirklich nicht sein! Lange aushalten konnte ich es nicht in dieser Fieberhitze. Mir war matt und hundeelend zumute. Alle drei waren wir froh, als wir nach Manaos in unser Hotel zurückkamen. "Hoffentlich haben wir uns keine Malaria geholt", sagte Fernandez. "Wieviel dieser armen Kerle in den Gummibaracken gehen daran elend zugrunde!" -

 

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Krokodile und Piranhafische

Aber von der Flußfahrt muß ich Dir noch etwas erzählen. Überall waren Krokodile zu sehen. Sie lagen träge im Wasser oder im Uferschlamm. Vom Dampfer aufgescheucht, tauchten sie weg. Aber seltsam, hier fürchtet man sie auch unter den Eingeborenen weniger als einen Fisch, den berühmten Piranha. Nur etwa zwanzig Zentimeter soll er lang sein, aber ein ganz gefährlicher Bursche. Es werden schauerliche Geschichten von diesen Raubfischen erzählt. Sie sind lüstern nach Blut. Gerät ein verwundetes, blutendes Tier ins Wasser, gleich stürzen sich Schwärme von Piranhas auf das Opfer und reißen ihm buchstäblich das Fleisch vom Leibe, bis nur noch das Knochengerüst übrigbleibt. Verwundeten Menschen soll ähnlich gehen. Es soll aber auch Indianer geben, die regelmäßig in den Flüssen baden, ohne von den Raubfischen angegriffen zu werden. 

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Bild 17 Rückseite

Flutwelle auf dem Amazonas

Wenn dieses Boot von der 5 Meter hohen Flutwelle, die sich da über die ganze Breite des Stromes heranwälzt, erfaßt wird, sind die beiden Männer im Boot rettungslos verloren. Darum rudern sie angestrengt, um noch das Ufer zu erreichen. Bei Flut staut der Atlantik das Wasser des Amazonas bis weit ins Land hinein viele Meter hoch auf. Dann rast die Flutweile den Fluß hinauf und überschwemmt weithin die Ufer.

Album 17 Platz

Ebbe und Flut

Zur Zeit des Neu = und Vollmonds dringt die Flut vom Atlantik als gewaltige Welle in die Trichtermündung des Amazonas ein und schiebt sich weit stromauf. Der Unterschied zwischen Hoch = und Niedrigwasser beträgt auf dem bis zu 200 m tiefen Riesenstrom zwischen 12 und 19 m.

Bild 18 Rückseite

Peonen in ihrer dürftigen Heimstätte

Überall begegnen wir den zumeist sehr armen Landarbeitern. Peonen nennt man sie in Süd und Mittelamerika. Dürftig sind auch ihre Behausungen. Was sie auf den Großfarmen verdienen, reicht oft kaum zum bloßen Lebensunterhalt der häufig zahlreichen Familie. 

Album 18 Platz

Peon

So nennt man in Süd und Mittelamerika die zumeist sehr armen Landarbeiter, Knechte und Tagelöhner der landwirtschaftlichen Großfarmen.

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Hirten, die mit ihren Rinderherden die Flüsse überqueren müssen, rechnen jedoch immer damit, daß ihnen ein paar Tiere verlorengehen - Opfer der Piranhas, die nur die Knochen übriglassen. Als wir ein Stück in einem Ruderboot fuhren, hielt ich achtlos die Hand ins Wasser. Ein indianischer Ruderer riß sie zurück - "Piranha - Piranha!" Er zeigte seinen rechten Zeigefinger, dem ein Glied fehlte, und erklärte uns, daß es einer dieser Raubfische, den er von der Angel lösen wollte, glatt abgebissen hatte. Wir zweifelten noch an der Erzählung. Da nahm der Indianer einen alten Lappen und bestrich ihn mit dem Blut eben geschlachteter Hühner, die den Gummiarbeitern als Frischfleisch gebracht werden sollten. Kaum war der blutige Lappen ins Wasser geworfen, als ein wildes Ziehen und Zerren begann. Flossen tauchten auf, das Wasser spritzte. Piranhas rissen den Fetzen vor unseren Augen gierig in Stücke. - In Manaos angekommen, haben wir Kriegsrat gehalten. Onkel Tom will noch ein paar Flugplätze im Inneren des Landes anfliegen, und dann soll die Rückreise beginnen. Rio de Janeiro, die brasilianische Hauptstadt, ist das Ziel. Fernandez meint: "Eigentlich haben wir nun genug von der grünen Hölle. Ein Glück, daß wir das Urwaldmeer überfliegen können! - Stellt Euch einen Fußmarsch vor! Nein, unsere Buschmesser und Gewehre wollen wir lieber nicht brauchen." Onkel Tom hatte nämlich in Manaos vorgesorgt und unsere Tropenausrüstung ergänzt, als ob wir eine Urwaldexpedition vorhätten. "Besser ist besser!" hatte er dazu gesagt. Wir lachten ihn aus, haben aber doch alles neben meinem Sitz im Flugzeug verstaut.

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Bruchlandung auf einer Urwaldlichtung

Tatsächlich, Jupp, ich lebe noch!--Wochen ist es her, seitdem ich Dir das letztemal schrieb. Conny Pünneberg war verschollen, wirklich und wahrhaftig. Ich habe nicht mehr geglaubt, daß wir heil aus dem Urwald herauskommen. Wir steckten nämlich mitten drin. Wer hätte das gedacht, als wir zum Flug nach Rio starteten. Fernandez hatte sich genau nach den Zwischenstationen und Landeplätzen erkundigt, die wie winzige, einsame Inseln in dem unendlichen grünen Meer liegen. Unser Vogel flog ruhig wie immer, Onkel Tom steuerte ihn sicher in geringer Höhe über die Urwälder dahin. Ab und zu eine Lichtung, eine Ortschaft mit Maisstrohdächern und dort ein großes Rechteck - der Flugplatz. Wir landen, tanken und fliegen weiter. Onkel Tom weicht den Tropenregen aus, die aus Gewitterwolken herabrauschen - wie dunkle Säulen sieht das aus. Dort drüben ein leuchtender Regenbogen! - Aber hör, was ist mit dem Motor? Der setzt plötzlich aus, läuft unregelmäßig klopfend weiter, stockt wieder - wir blicken Onkel Tom erschrocken an.

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Der behält seine Ruhe, blickt aber angespannt nach unten. Unter uns nur der unendliche Wald. Will Onkel Tom etwa landen? Mein Gott, mitten im Urwald!? "Festschnallen!" ruft Fernandez. Unser "Tornado" verliert rasch an Höhe. Schon jagen wir dicht über den Baumwipfeln dahin. In der nächsten Sekunde können wir im Geäst eines Baumriesen hängen. Da - Fernandez zeigt nach vorn - eine Lichtung, am Boden nur Gestrüpp und junges Gehölz. Eine verlassene Indianersiedlung? Es bleibt keine Wahl. Onkel Tom hält darauf zu. Erzittern, ein dumpfer Schlag - die Nase unseres Flugzeuges scheint in den Boden zu fahren. Noch ein Ruck - dann ist Stille. Das erste, was ich höre, ist Onkel Toms Stimme: "Damned!" sagt er unerschütterlich. "Alles heil?" fragt Ferdinand. "Alles heil!" - "That's okay", fügt Onkel Tom hinzu und versucht, die Kabine zu öffnen. Sie klemmt, aber dann kommen wir doch hinaus. Und sehen die Bescherung. Unser guter, braver Vogel ist hin, und wir stehen in einer Urwaldlichtung. Drüben am Waldrand schreien Papageien und schimpft das Affenvolk. Denen haben wir eben einen mächtigen Schrecken eingejagt. Sonst ist nichts als eine endlose grüne Einsamkeit um uns. Mitleidlos strahlt die Tropensonne vom Himmel.

Werden die Waldindianer uns angreifen?

Was tun? Eins war klar: Auf Hilfe warten konnten wir hier nicht. Es blieb nichts übrig, als zu versuchen, uns durch den Urwald zu schlagen, bis wir zu einer Indianersiedlung kamen. Aber was waren das für Stämme der Waldindianer in dieser Gegend? Gastfreie und hilfsbereite oder einer jener Stämme, die die Fremden hassen, alles morden, was ihnen in den Weg kommt und die Köpfe der getöteten Feinde kunstvoll präparieren, um sie bei den Festen zur Schau zu stellen? Ich muß sagen, mir war nicht wohl zumute. Onkel Tom fand als erster seinen trockenen Humor wieder: "Let's go!" Auf, laßt uns gehen! Aber ehe wir aufbrachen, haben wir uns so gut wie möglich tropenmäßig ausgerüstet. Welch ein Glück, daß Onkel Tom in Manaos so gut vorgesorgt hatte. Von den Stiefeln bis zur Machete - jetzt war alles zu brauchen. Die beiden Männer trugen jeder ein Gewehr und reichlich Munition. Fernandez rettete seine kostbare Kamera. Wir kramten eben noch in der Flugzeugkabine, als ich zufällig drüben am Wald sich etwas bewegen sah. Was war das? Affen? - Ich stieß Onkel Tom am Arm.

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Bild 19 Rückseite

Raddampfer auf dem Amazonas

Eine endlose, gewaltige Wasserfläche! Ist es wirklich ein Strom, oder ist es ein Meer? Träge wälzen sich die Fluten des Amazonas dem Atlantik zu. Langsam bewegt sich der Raddampfer nahe dem Ufer stromauf. Das andere Ufer, viele Kilometer entfernt, ist nicht zu erkennen, über uns steht sengend die Tropensonne.

Album 19Platz

Amazonas

Der drittgrößte Strom der Erde. Seine Länge beträgt ungefähr 5500 km. Er führt wesentlich mehr Wasser als die Flüsse und Ströme Europas zusammen. Sein Stromgebiet ist das größte überhaupt. Er nimmt etwa 200 Nebenflüsse auf, von denen 17 größer als der Rhein sind. Bereits an der Westgrenze Brasiliens ist der Amazonas 2,5 km breit. Vier Fünftel des Stromes sind schiffbar.

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Da waren sie deutlich zu sehen: mehrere ganz nackte Waldindianer. Als wir uns ihnen zukehrten, verschwanden sie lautlos im Dunkel des Urwalds. Das schien uns nicht recht geheuer. Hatten sie Angst oder wollten sie uns auflauern? Aber vielleicht fanden wir in der Richtung, in der die nackten Gestalten eben verschwunden waren, einen Indianerpfad, der uns zu einer menschlichen Siedlung führte. Noch einen letzten wehmütigen Blick auf unseren braven Vogel und dann vorsichtig sichernd dem Waldrand zu. Richtig, hier mündete ein Pfad. Noch ein paar Schritte - und die grüne Dämmerung nahm uns auf. Von den Waldindianern war nichts zu sehen. Wohl knackte es hier und da im Unterholz. Aber sie blieben verschwunden. Lauerten sie uns in einem Hinterhalt auf?

Marsch durch den Urwald

Draußen war brütende Sonnenglut, hier drinnen drückende Schwüle. Im Nu waren wir schweißgebadet. Kein Lüftchen regte sich unter dem gewaltigen grünen Dach. Und was war das für eine seltsam fremdartige Welt ringsumher! Nicht wie in unseren deutschen Wäldern. Über dem schmalen Pfad lagen gestürzte Baumriesen. Aus ihren faulenden Stämmen wuchsen neue Pflanzen. Überall wucherte und grünte es wild durcheinander. Die herrlichsten bunten Blüten. Und dort - ja, flogen dort Blüten durch die Luft? Nein, es sind winzige Vogel - Kolibris in zauberhaften Farben. Blitzschnell erscheinen die Tierchen, schweben vor einer Blüte mit surrenden Flügeln - und sind wieder verschwunden. "Blumenküsser" nennen sie die Brasilianer. Hoch in den Baumkronen krächzten Papageien, schimpften und lärmten Affen. Plötzlich gab es ein ohrenbetäubendes Gezeter. Eine Herde von Brüllaffen mit schwarzem, zottigem Fell bellte heiser auf uns herab. Sie waren offensichtlich mit unserem Vordringen in den Urwald nicht einverstanden. Jetzt knackte und schnaufte es im Dickicht. Der Lärm der Affen hatte einen Tapir aufgescheucht, der unseren Pfad kreuzte und wieder im Dickicht verschwand. Onkel Tom, der voranschritt - ich ging zwischen ihm und Fernandez -, zeigte nach oben. Dort hingen seltsame Gestalten, unbeweglich und träge: Faultiere. Das eine wandte den Kopf im Zeitlupentempo. Auch in der Nähe kreischende Papageien konnten es nicht aus der Ruhe bringen. Ich war stehengeblieben. Seitlich fiel ein Sonnenstrahl durchs Geäst. Auf dem Boden schien ein leuchtender Teppich ausgebreitet. Als ich einen Schritt darauf zu machte, schwebte eine märchenhaft bunte Wolke auf. Hunderte herrlichster Schmetterlinge. Onkel Tom und Fernandez waren schon ein Stück voraus. Ich schaue noch den Schmetterlingen nach, da fällt mein Blick auf einen Farbfleck dicht über mir an einem Ast. Seltsam, was es hier für Äste und Baumrinden gibt! Aber da stockt mir der Atem: Das ist kein Baumast - das ist eine Riesenschlange. Dort ist der Kopf. Er hebt sich langsam. Ich stehe einen Augenblick wie versteinert - und dann laufe ich, so schnell ich kann, hinter den andern her. Die lachen, als ich mein Abenteuer erzähle. Riesenschlangen sind angeblich gar nicht so gefährlich. "Die hat vielleicht gerade ein fettes Wildschweinferkel verdaut - und giftig ist sie sicher auch nicht gewesen", meint Fernandez. Aber Jupp, sag selbst, kann das einer vorher wissen? - Der Pfad führt endlos weiter. "Ein Glück", sagt Fernandez, "daß der Boden einigermaßen trocken ist und daß wir nicht in eine Gegend geraten sind, wo der Wald immer unter Wasser steht." Es gibt unzählige Insekten hier; irgendwo sticht und beißt es immer. Und dazu die Hitze! Ich bin zum Umfallen müde. Sind die Waldindianer noch in der Nähe? Werden sie uns skalpieren?

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Die gastfreien Indios

Da, was ist das? Der Wald lichtet sich. Grelles Sonnenlicht fällt herein. Und sind das nicht menschliche Stimmen? Wir treten auf eine große Lichtung. Dort drüben stehen mit Maisstroh gedeckte Hütten, davor hocken Indios - Frauen und Kinder. Hier sind auch Felder... Wir haben eine Indianersiedlung erreicht. Zwei Männer kamen auf uns zu und begrüßten uns. Einer konnte etwas Portugiesisch, die Landessprache Brasiliens. Woher wir kämen? Mit dem Flugzeug abgestürzt, mitten im Urwald? Heilige Mutter Gottes! Wir fragten, wie weit es zur nächsten Flugstation wäre. Oh, sehr weit, zwei Tagemärsche oder drei. Über Nacht sollten wir bei ihnen bleiben. Und schon wurden wir zum Essen eingeladen. Vor einer Stunde waren die Männer von der Jagd heimgekehrt mit einem Jaguar als Beute. Nun gab es heute ein Festessen. Tatsächlich waren die Frauen schon dabei, die Bestie zu zerlegen und zuzubereiten.

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Der Indio erzählte uns von der Jagd. - Sie waren schon auf dem Heimweg gewesen, als sie plötzliches Gezeter der Affen auf das Raubtier aufmerksam gemacht hatte. Es gilt zwar als nicht sehr angriffslustig, aber es ohne Gewehr zu erlegen, ist doch eine besondere Kunst, wobei es nicht immer gut abgeht. Es gäbe übrigens noch andere Räuber hier im Urwald. Zum Beispiel das Beuteltier! Er zeigte uns ein totes Tier, das hinter der Hütte lag. Das war letzte Nacht in den Hühnerstall eingebrochen. Er hatte es noch rechtzeitig erwischt und erschlagen. Hühner im Urwald?

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Bild 20 Rückseite

Bei den Diamantenwäschern

"Schwer ist das Leben der Diamantenwäscher'', erzählte uns der Alte, "furchtbar schwer," Nicht jeder hält es aus. Drei oder vier Leute arbeiten zusammen, ein Junge hilft und versorgt die Küche. Das Wichtigste sind die Arbeitsgeräte. Die Wäscher stehen oft bis zu den Hüften im Wasser. Aus den Waschmulden werden die leichteren Teile herausgeschwemmt.

Album 20 Platz

Brasilien

Der Bundesstaat ist einer der größten der Erde, fast genau so groß wie Australien. Sein Staatsgebiet umfaßt die halbe Fläche Südamerikas und gliedert sich in zwei große Landschaftsgebiete, das Tiefland Amazonien und das brasilianische Bergland. Der südamerikanische Großstaat hat etwa 47 Millionen Einwohner.

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Ja, das war sein ganzer Stolz. Die hatte er sich von weit her mitgebracht, von der Plantage, wo er kurze Zeit als Arbeiter war. Wie wir noch standen und das kleine Raubtier besahen, kam ein komischer 'Vierbeiner mit langem Rüssel, buschigem Schwanz und langen Krallen an den Vordertatzen schnüffelnd um die Ecke. Ein Ameisenbär! Er war ganz zahm. Die Indianerfrauen warfen ihm rohe Fleischstückchen zu. Das schienen Leckerbissen für den Burschen zu sein, der hier als Haustier gehalten wurde, um das viele Ungeziefer, vor allem aber die Termiten zu vertilgen, die alles zerstören, was nicht niet und nagelfest ist. Termitenbär müßte er eigentlich heißen. - Plötzlich brach die Nacht herein. Das geht in den Tropen ganz schnell. Es wurde pechschwarz um uns. Nur vor den Hütten brannten die Herdfeuer. Der Jaguarbraten war fertig! Trotz unseres Hungers hatten wir keinen rechten Appetit darauf. Aber schon hielten wir jeder ein kräftiges Stück in der Hand, nahmen unser Messer und begannen zu essen - und es schmeckte! Die Indianer vertilgten schmatzend gewaltige Mengen Fleisch. 

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Die tausend Stimmen der Urwaldnacht

Die Herdfeuer glühten noch. Es war tiefe Dunkelheit um uns. Aber ringsum waren Leuchtkäfer, Glühwürmchen und unzählige andere Leuchtinsekten zu sehen. Alles schien lebendig von tanzenden, funkelnden Lichtern. Drüben aus dem Urwald kamen tausend Stimmen. Es raschelte und brummte, scharrte und knackte. Schlichen Jaguare um die Lichtung? Der Schein des niederbrennenden Feuers warf gespenstische Schatten. Schwarz standen die Baumriesen des Urwalds. Drüben im Wald schrie ein Tier auf - sicher saß ihm ein Jaguar im Genick.

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Jaguarjagd und Flußüberquerung

Am nächsten Morgen brachen wir auf. Zwei Indianer gingen als Führer mit. Bald waren wir wieder im tiefsten Urwald. Wir mochten Stunden marschiert sein, als der vorangehende Indianer plötzlich anhielt, Onkel Tom am Arm faßte und nach oben zeigte. Ein Jaguar - oben lag er in einer Astgabel und blickte mit bösen Augen auf uns herab. Onkel Tom und Fernandez rissen die Gewehre von der Schulter. "Nicht schießen, nicht schießen!" baten die Indianer. Wollten sie ihn selbst erledigen? Aber schon krachte ein Schuß. Onkel Tom hatte geschossen, das Raubtier aber nur verwundet. Der Jaguar brüllte auf, rasend vor Schmerz und Wut, und sprang - sprang auf den vorderen Indianer herab. Es ging alles in Sekundenschnelle, weder Onkel Tom noch Fernandez kamen noch einmal zum Schuß. Aber der Indianer stieß der Bestie im Sprung sein langes Messer in die Kehle, ein fürchterliches, gurgelndes Aufbrüllen, der Mann stürzte zu Boden, der Jaguar über ihn -dann rollte der Tierleib zur Seite. Ein letztes Zucken, tot! - Der Indianer hatte nur eine tiefe Kratzwunde am Arm. Das furchtbare Gebiß des Raubtiers hatte ihn nicht mehr erreicht. Er war um den Bruchteil einer Sekunde schneller gewesen. Das war ein Meisterstück! Ich hätte keinen Pfifferling mehr für den Mann gegeben. Stolz stand er auf und zog sein Messer aus der Kehle des Raubtiers. Schade, daß wir das Tier nicht mitnehmen konnten! Aber der Weg war zu weit. Vielleicht wollten die Indios auch die Jagdbeute auf dem Rückweg mit ins Heimatdorf nehmen.

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Bild 21 Rückseite

Eingeborene auf dem Marsch durch die grüne Hölle

Die eingeborenen Indios waren erfahrene Waldgänger. Ihnen machte auch die barbarische feuchte Hitze wenig zu schaffen. Draußen war eben noch brütende Sonnenglut gewesen, hier im Urwald herrschte druckende Schwüle. Im Nu waren wir wie schweißgebadet. Kein Lüftchen regte sich unter dem gewaltigen grünen. Dach. Eine seltsam fremdartige Welt ringsum!

Album 21 Platz

Urwälder in Südamerika

Das ganze Amazonasgebiet und die östlichen Andengebirgshänge sind von riesigen Urwäldern bedeckt. Ihre Pflanzenwelt unterscheidet sich nach Lage, Klima und Bewässerung beträchtlich. Es gibt also mehrere Arten des tropischen und Subtropischen Urwalds.

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Wir marschierten weiter. Nicht lange, und wir standen am Ufer eines Flusses. Was nun? Aber die Indianer wußten Rat. Sie zogen ihre spärliche Bekleidung aus - es war nicht viel, bündelten sie zusammen und zogen unter dem Gebüsch einen zurechtgestutzten Baumstamm hervor. Schon schwamm er auf dem Wasser, sie klammerten sich mit einer Hand an, hielten mit der anderen ihre Habseligkeiten hoch und ruderten mit den Beinen. Schräg zur Strömung gewannen sie das andere Ufer. Wir standen verdutzt. Unsere beiden Führer winkten von drüben und zeigten auf die Uferböschung. Dort lagen noch mehr solche Stämme. Was blieb uns übrig, als das gleiche zu tun, obwohl wir viel mehr Gepäck hatten. Es war die abenteuerlichste Flußfahrt meines Lebens. Ich hatte Angst, richtige Angst und dachte abwechselnd an die Piranhas und die Krokodile. Gab es hier zufällig keine? Oder hatten wir nur Glück? Auf jeden Fall kamen wir heil hinüber. Drüben ging es eine Zeitlang am Ufer entlang. Plötzlich sahen wir fast nackte Gestalten am Ufer: Waldindianer, die nur einen Lendenschurz und einen Kopfschmuck trugen. Aber was taten die denn? Sie standen aufrecht mit gespannten, großen Bogen und zielten mit langen Pfeilen aufs Wasser. Sie schossen Fische - eine besondere Kunst. Unsere beiden Indianerführer sahen geringschätzig zu ihnen hin. Was galt ihnen diese Fischjagd gegen einen Zweikampf mit dem Jaguar! Die Waldindianer blickten mißtrauisch herüber, ihre Bogen und Pfeile noch immer erhoben. Wir zogen weiter, um einen Zusammenstoß zwischen den Angehörigen so verschiedener Stämme zu vermeiden.

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Der grünen Hölle entronnen!

Ja, das ist ein langer Brief geworden, lieber Jupp, und ich habe Dir noch gar nicht gesagt, wo ich ihn schreibe. Zwei Tage nach der Flußüberquerung hatten wir es geschafft. Der Wald wurde lichter, das Land stieg an. Die Indianer hatten uns noch die Richtung gewiesen und waren umgekehrt. Nicht lange mehr, und wir standen auf einer breiten Lichtung und vor dem Bretterbau eines Siedlers. "Ein Weißer!" rufe ich, als ein Mann aus der Tür tritt. "Grüß Gott, meine Herren!" Stell Dir unsere Überraschung vor: Es war ein Deutscher, seit Jahren schon im Lande, einst vom Goldfieber gepackt, während des letzten Krieges hatte er sein Vermögen verloren, nun wollte er mit zwei Kameraden von vorn anfangen. Es war eine sehr herzliche Begrüßung. Die Siedler boten uns Mate Tee als Willkommenstrunk an. Das ist eine Art Nationalgetränk in Südamerika. Prrr - schmeckte der erste Schluck bitter! Aber man gewöhnt sich dran. Und er stillt wunderbar den Durst und erfrischt auch die müdesten Urwaldgänger. Nun sitze ich vor dem einfachen Holzhaus, ein Brett auf den Knien, und schreibe an Dich. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie hart und entbehrungsreich ein solches Siedlerleben ist, stunden und tageweit von einem Verkehrsweg entfernt. Herr Schmidt, unser Gastgeber, hat sich hier niedergelassen, weil es nach brasilianischen Entfernungen nicht allzu weit zur nächsten Flugstation ist, der einzigen Verbindung zur übrigen Welt, und weil das Land hier gut ist und für den Anbau geeignet. Aber ob es ihm gelingt, eine Hacienda zu errichten, eine wirkliche Farm? Wir fragten, wann das nächste Flugzeug käme. "Geduld, Geduld, nicht morgen, nicht übermorgen - erst in vier Tagen!" Aber dann soll es auf die Minute pünktlich kommen.

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Wir ruhen uns aus. Unter Moskitonetzen können wir auch nachts wieder schlafen, obgleich man oft plötzlich aufwacht, weil es im Zimmer raschelt und knackt. Große Käfer und Spinnen kommen ins Zimmer. Machst Du plötzlich Licht, kriechen Schlangen schnell ins Dunkel unters Bett, leuchtest Du auf die Wand, sitzen dort Eidechsen, die auf Insektenjagd gehen. Es sind komische, kleine Burschen. Geckos heißen sie. Sie können sogar an der Decke mit dem Rücken nach unten laufen. Du richtest Dich auf - und schwupp sind sie in einem Spalt zwischen zwei Brettern verschwunden. Einmal nachts bin ich aber auch furchtbar erschrocken.! Ein Glück, daß wir unter Moskitonetzen schliefen! Sitzt da, wie ich aufwache, eine große Fledermaus auf meinem Netz. Das war wie ein Alptraum. Am Abend hatte Herr Schmidt von diesen Blutsaugern erzählt, den Vampiren, die Menschen und Tieren Blut abzapfen. Jetzt saß das Tier dicht vor mir, konnte mich aber durch das Netz nicht erreichen. Am Morgen sahen wir, daß solch ein Vampir das Pferd von Herrn Schmidt angefallen hatte. Es waren deutliche Bißwunden zu sehen. - Überhaupt die Fledermäuse! Lautlos kommen sie nachts ins Zimmer, fliegen an den Wänden! Auf und ab, um Schaben und allerhand Insekten zu fangen. Und; Frösche gibt es hier! Brasilien ist das Land der Frösche. Die machen ein Konzert, das man kaum beschreiben kann. In der Regenzeit ist es am tollsten. Bei uns in Deutschland quaken doch die Frösche, nicht wahr? Aber hier in Südamerika brüllen sie und grunzen, hämmern und trillern, knarren und pfeifen. Es ist das reinste moderne Orchesterkonzert. Abends, wenn es dämmert, hört man ein dumpfes Glucksen. Das klingt, als käme es aus einem tiefen Keller. Es stammt von der Riesenkröte, einem Tier, das gut 30 Zentimeter lang wird! - Genug für heute! In wenigen Tagen geht's zum Flugplatz und dann mit der Verkehrsmaschine nach Rio.

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Bild 22 Rückseite

Ein Gummizapfer bei der Arbeit

Schwere, schwüle, giftige Luft. Hier ist das Standquartier der Gummizapfer. In diesem für Europäer unerträglichen Klima müssen sie sich mit der Machete, dem Haumesser, mühsam einen Weg bis zu den Gummibäumen bahnen. Dann beginnt erst die Arbeit. Mit einem kleinen Beil wird die Rinde des Kautschukbaumes eingekerbt und der hervorquellende milchweiße Gummisaft mit einem Blechbecher aufgefangen.

Album 22 Platz

Kautschuk

So nennt man den milchigen, eingedickten Saft des bis zu 30 m hohen Kautschukbaumes, der in den brasilianischen Urwäldern wächst. Neben dem Wildkautschuk von wildwachsenden Bäumen gewinnt man den Plantagenkautschuk in großen Pflanzungen.

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In der Weltstadt Rio de Janeiro

Ob Du es glaubst oder nicht, Jupp: Ich bin in der schönsten Stadt der Welt. Schade, daß wir nicht zu Schiff in den Hafen eingefahren sind. Wir kamen aber von der anderen Seite über das brasilianische Bergland. Brasilien hat nämlich nicht nur das tief liegende, ungeheure Amazonasbecken, dessen Urwäldern wir eben entronnen sind, sondern an der Ostküste auch ein riesiges Bergland. Das heißt: Es ist teilweise ein mächtiges Gebirge, mit Bergen, so hoch wie unsere Zugspitze. "Ein ganz altes Gebirge", hat mir Fernandez erklärt, "viel älter als die Kordilleren." Ich kann das nicht recht verstehen, da die Kordilleren oder Anden an der Westküste Südamerikas doch viel höher sind. "Das ist es ja gerade", sagt Fernandez, "in Jahrmillionen ist es schon teilweise wieder abgetragen worden. Es ist nur noch der Sockel eines uralten Faltengebirges." Jupp, Du nimmst jetzt am besten erst wieder einmal Deinen Schulatlas zur Hand. Siehst Du, wie weit sich das Bergland nach Osten in den Atlantischen Ozean vorschiebt? Blättere schnell einmal weiter bis zur Karte vom Atlantischen Ozean! Siehst Du, dort, wo die brasilianische Küste fast einen rechten Winkel bildet, ist die Stelle, wo Südamerika dem Erdteil Afrika am nächsten kommt. "Für den Verkehr Brasiliens mit der Welt ist das sehr günstig", sagen Onkel Tom und Fernandez.

Hafenrundfahrt und Zuckerhut

Aber ich wollte Dir ja gar keinen Erdkundeunterricht geben, sondern von Rio erzählen. Nachdem wir einen Tag ordentlich ausgeschlafen hatten, haben wir eine Hafenrundfahrt gemacht. Einen so schönen Hafen gibt's bestimmt nur einmal. Sogar Onkel Tom sagt: "Very nice, indeed!" - Sehr schön, wahrhaftig! Eine Weltstadt von fast drei Millionen Einwohnern - und doch wie eine Märchenstadt, wenn man in die Bucht einfährt. Tiefblauer Ozean, urwaldbedeckte Berge und davor die Stadt mit weißen Palästen und Hochhäusern in strahlender Sonne, mit Villen und einem herrlichen Badestrand. Auf einer Bergkuppe über der Stadt steht eine große, weiße Christusfigur mit ausgebreiteten Armen, als segne sie die Stadt und die Bucht. Im Süden steigt der berühmte "Zuckerhut" unmittelbar aus dem Meer, ein steiler Felsen, auf den wir mit der Schwebebahn hinaufgefahren sind. Wir haben oben gesessen, ganz benommen von dem herrlichen Rundblick. Abends blinkten Tausende von Lichtern auf. Die Lichter der großen Avenuen zogen sich wie leuchtende Perlenketten am Ufer entlang. Straßen gibt es in der Stadt - wahre Prachtstraßen, an denen herrliche Königspalmen stehen. Ein ganz moderner Flugplatz liegt mitten in der Stadt. Die Brasilianer haben gewaltige Granitfelsen weggesprengt, um den nötigen Raum zu gewinnen. Hier wird überhaupt gebaut und geplant, wie wir uns das aus Deutschland kaum vorstellen können. Es leben übrigens viele Deutsche in der Stadt. Aber heiß ist es hier, unsagbar heiß, vor allem über Mittag, wir sind fast zerflossen. Nachdem wir uns neu eingekleidet hatten - der Rest unseres Gepäcks verfault und verdirbt wohl inzwischen in den Flugzeugtrümmern im Urwald, wenn ihn nicht Indianer gefunden haben, ehe die Termiten ihr Zerstörungswerk beginnen -, als wir uns also richtig "stadtfein" gemacht hatten, fuhren wir nach Petropolis hinaus. Das ist die ehemalige Residenz der brasilianischen Kaiser - heute ist Brasilien ja Republik. Der Ort liegt in den Randbergen nahe der Stadt. Hier ist die Luft frischer und kühler. Onkel Tom wollte einen Geschäftsfreund besuchen, der dort eine Villa hat, prächtig wie ein Märchenschloß, mit herrlichen Gärten und Springbrunnen drin. Gleich hinter den Gärten beginnt der Urwald.

Auf dem Gipfel des Itatiaya

Wir haben einen Ausflug ins Gebirge gemacht. Zuerst mußten wir uns mit der "Machete" einen schmalen Pfad durch die Schlinggewächse und Dornen schlagen. Es war eine anstrengende Sache, denn die Tropensonne brannte herab. Je höher wir kamen, desto lichter wurde der Wald. Überall wuchsen Riesenfarne. Wir kamen in eine immer wildere Berglandschaft. "Jetzt wird nicht umgekehrt", meinte Fernandez, "wir wollen nun auch bis auf den Gipfel des Itatiaya." Dieser Berg, mußt Du wissen, ist der höchste in Brasilien, fast 3000 Meter hoch. "Wir können doch hinauffahren", schlug der dicke Paulo vor, der Sohn unseres Gastgebers, der an der Bergtour teilnahm. "That's okay", sagte Onkel Tom, der auch das Klettern satt hatte. Wir sind also mit einem Auto hinaufgefahren. Oben bot sich uns ein herrlicher Rundblick. Wilde Felstürme des Orgelgebirges, im Osten, von der Abendsonne beschienen, der Atlantische Ozean - und als es dämmerte, unter uns das Lichtermeer von Rio. Nach Westen blickte man über die Berge dorthin, wo die unendlichen Urwälder des Amazonas beginnen. Dort lag die grüne Hölle, der wir entkommen waren, mit ihrer mörderischen, feuchten Hitze. Hier oben dagegen war es so luftig und kühl, daß wir fröstelten. Am dunklen Himmel leuchteten viele unbekannte Sternbilder auf. Und der große, gelbe Halbmond steht hier nicht aufrecht, sondern sieht aus wie eine flache, goldene Schale.

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Alle 25 Minuten Richtfest in Säo Paulo!

Sei mir gegrüßt, Caballero! Zum erstenmal bin ich in Südamerika mit der Eisenbahn gefahren. Von Rio de Janeiro nach Säo Paulo. Onkel Tom sagt zwar, in Südamerika werde das Flugzeug immer mehr zum wichtigsten Verkehrsmittel. Nur das Flugzeug könne die ungeheueren Entfernungen überwinden. Aber ganz ohne Eisenbahnen geht es doch nicht. Man hat viele neue Strecken gebaut. Ein besonderes Vergnügen soll so eine Eisenbahnfahrt allerdings nicht immer sein. "Wenn Sie wissen wollen, wie es in der Hölle ist", sagte uns ein Deutscher in Rio, "dann müssen Sie einmal mit der Eisenbahn so vierzig, sechzig Stunden ins Innere unseres Landes fahren. Das sind zum Teil Privatbahnen. Im 15=Kilometer=Tempo geht es durchs Land. Und der Staub, der schreckliche rote Staub dringt durch alle Ritzen und verklebt die schweißgebadete Haut. Nirgends ein Glas frisches Wasser! Dann muß wieder Holz als Brennstoff geladen werden. Das dauert ewig. Schließlich muß die Dampfpfeife ein dutzendmal tuten, bis die schwarzen Lokführer ankommen. Nun fährt der Zug weiter, denken Sie? Weit gefehlt!

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Jetzt rauchen die Neger erst noch gemütlich eine Maisstrohzigarette! - Dann - endlich rüttelt und schüttelt der Zug bis zur nächsten Station. Kein Vergnügen, meine Herren, kein Vergnügen!" - Unsere Fahrt nach Säo Paulo war keine solche Höllenfahrt. Mehr als 1000 Meter muß die Bahn steigen, um von der Küste auf das Hochland zu kommen. Von den vielen Brücken und Kurven gab es herrliche Aussichten. Jetzt sind wir in Säo Paulo. Das ist wieder eine ganz moderne Riesenstadt mit gewaltigen, neuen Industrieanlagen. Man nennt sie das Chikago des Südens. Alle 25 Minuten wird ein Haus fertig, sagen die Leute, und jede Woche zwei bis drei Wolkenkratzer. Hier gibt es Verkehrsstraßen mit sechs Fahrbahnen. Zum Hafen von Santos führt eine breite Autobahn. Wir sind sie hinuntergefahren, um den Hafen zu besichtigen. Dort lagen Ozeandampfer, die gerade Maschinen und anderes Material aus Nordamerika und Europa löschten. Brasilien will sich eine große eigene Industrie aufbauen. In der Stadt ist ein Betrieb, Du kannst es Dir nicht vorstellen.

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Allein die Autos! Jede Menge und modernste Marken! - Mir ist aufgefallen, daß es hier mehr Weiße gibt als in Rio. Man sieht hier kaum einen richtigen Neger, aber sehr viel Europäer, auch Japaner, Inder und Mulatten. Es ist, wie in allen Großstädten an der Ostküste Südamerikas, ein wirkliches Völkergemisch. Wir sind auch in die Vorstädte hinausgefahren. Hier gibt es große Arbeiterviertel und Siedlungen. Die Paulolaner lieben ihr Häuschen im Grünen. Elendsviertel wie in Rio gibt es aber fast nicht, sagen die Einheimischen, obgleich man auch hier die großen Unterschiede zwischen reich und arm - wie überall in Südamerika - feststellen kann. Wir sind jetzt sogar einmal ins Kino gegangen, in so einen richtigen, modernen Kinopalast und nachher - ja, Jupp, das gibt's auch! in ein großes Bierlokal mit Weißwürsten und Brezeln. Es gehört einem Deutschen. Man konnte meinen, man wäre in München im Hofbräuhaus.

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Auf einer Kaffeeplantage

Ich habe eben schon den Hafen Santos erwähnt. Denkst Du da nicht gleich an den guten brasilianischen Kaffee, der hier nach Europa verladen wird? Wußtest Du, daß es im Gebiete von Säo Paulo die größten Kaffeeplantagen der Welt gibt? Wir sind mit der Eisenbahn ein Stück ins Land gefahren, um eine solche Plantage zu besichtigen. Von einer kleinen Station ging es mit dem Auto des Plantagenbesitzers weiter. In dem Bergland sind alle Wälder abgeholzt. Es gibt nur noch staubiges Ödland und Grasflächen. Unsere weißen Hemden wurden unterwegs ganz rot von dem Staub, der alles überdeckt und von der sehr fruchtbaren "Terra roxa" stammt. Und dann, so weit das Auge reicht, von einem Hügel zum andern, endlos bis zum Horizont - die Kaffeepflanzungen. In kilometerlangen Reihen stehen unzählige Kaffeebüsche gut ausgerichtet nebeneinander. Zwischen dem grünen Laub sind die reifen, roten Kaffeekirschen zu sehen. Die Kaffeebohnen sind nämlich immer zu zweit von einem süß schmeckenden Fruchtfleisch umgeben. Daher der Name Kirsche. Nach der Ernte werden die Bohnen von dem Fruchtfleisch befreit. "Es erfordert dann noch viel sorgfältige Arbeit, bis die Bohnen wohlsortiert versandfertig sind", erzählte uns der Plantagenbesitzer, mit dem wir ein Stück in die Pflanzungen hineingegangen waren, um den Arbeitern bei der Ernte zuzusehen.

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Bild 23 Rückseite

Bunte Kolibris

Welch seltsam fremdartige Welt im Urwald, überall wuchert und grünt es wild durcheinander. Die herrlichsten bunten Blüten - und zwischen ihnen selbst wie Blüten schwirren winzige Vögel - Kolibris. Ihr Federkleid leuchtet in zauberhaften Farben. Wie ein Pfeil schießen die gewandten Vögel dahin, bleiben surrend vor einer Blüte stehen und sind wieder verschwunden. "Bienenküsser'' nennen sie die Brasilianer

Album 23 Platz

Kolibris

Man kennt etwa 600 Arten dieser Honig oder Fliegenvögel, deren Gefieder oft in den herrlichsten Farben schillert. Zu ihnen gehören die kleinsten Vögel der Welt, nur so groß wie eine Hummel. Die Kolibris haben einen langen, röhrenartigen Schnabel, aus dem die Zunge hervorschnellt, um in den Blüten winzige Insekten zu fangen.

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- Onkel Tom, Fernandez der Plantagenbesitzer haben sich dann noch lange über Anbau und Ausfuhr des Kaffees unterhalten. "'O cafe da para tudo' - der Kaffee muß für alles herhalten", sagte der Brasilianer. Er bedeutete, nachdem der Gold und Diamantenrausch zu Ende war, den größten Reichtum des Landes. Aber eines Tages war es aus mit dem Wohlstand. Auch in anderen Ländern wurde Kaffee angebaut. Die Preise sanken. Brasilien hatte sich allzu einseitig auf die Kaffeeausfuhr verlassen. Was tun? Der Staat kaufte Millionen Sack Kaffee auf, um sie zu verbrennen oder ins Meer zu werfen, damit das Angebot verringert wurde. "Wir haben daraus gelernt", fuhr der Brasilianer fort. "Jetzt wird bei uns nicht mehr soviel Kaffee gebaut, die Preise sind wieder gestiegen. Dafür legen wir Baumwollpflanzungen an. - Ja, und zum Kaffee gehört der Zucker, nicht wahr, meine Herren. Auch den gewinnen wir in großen Mengen im Lande. Im Norden Brasiliens wird nämlich Zuckerrohr angebaut. Wie große Schilfwälder sehen die Pflanzungen aus. "Aber hat der Zucker Ihrem Land nicht auch schon einmal einen bösen Streich gespielt?" fragte Fernandez." "Gewiß, gewiß. Das war im 19. Jahrhundert, als vor allem in Europa zur Zeit der sogenannten Kontinentalsperre billiger Zucker aus der Zuckerrübe gewonnen wurde. Vorher hatte alle Welt den teueren brasilianischen Rohrzucker bezogen." "Der war aber so teuer, daß er z. B. in Deutschland in verschließbaren Zuckerdosen aufbewahrt wurde", sagte Fernandez. Ja, das weiß ich auch", warf ich ein, "meine Großmutter hat noch so eine Silberdose mit einem kleinen Verschluß gehabt." "Die europäische Zuckerrübe hat unser Land damals in große Not gebracht", fuhr der Brasilianer fort. "Wir wurden unseren teuren Rohrzucker nicht mehr los. Und wer, glauben Sie, hat uns gerettet? Der hier!"

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Er schüttelte den Zweig eines Kaffeestrauchs. "Der Kaffee wurde damals zum Retter Brasiliens. Seitdem baute Brasilien die gewaltigen Mengen Kaffee an. Wir haben aber, wie gesagt, inzwischen gelernt, daß es besser ist, sich nicht einseitig nur auf Kaffeeanbau oder Zuckerpflanzungen oder Goldfunde zu verlassen, sondern vielerlei anzubauen und auch eine eigene Industrie zu schaffen." 

In einem deutschen Dorf in Brasilien

Denk Dir, lieber Jupp! Du kannst in Brasilien Angehörige fast aller Rassen und Volker der Welt treffen. Es gibt z. B. auch japanische Siedlungen. Aber was sagst Du dazu, daß ich Dir jetzt aus einem richtigen deutschen Dorf schreibe? Onkel Tom und Paulo sind noch einmal nach Säo Paulo zurückgefahren. Fernandez und ich haben einen Abstecher nach Süden gemacht. "Damit Du Deinen Landsleuten guten Tag sagen kannst", meinte Fernandez. - Hier im Süden ist ein angenehmes Klima.

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Bild 24 Rückseite

Indios au Fischjagd

Mit Pfeil und Bogen Fische zu jagen, das verstehen die Indios meisterhaft. Geduldig stehen sie am Ufer und warten, bis ein Fisch sich nähert, Pfeil und Bogen im Anschlag. Selten schießen sie vorbei. Ihr Pfeil durchbohrt den Fisch, den sie dann gleich am Ufer rösten und verzehren.

Album 24 Platz

Waldindianer

Zumeist noch ganz wilde, urwüchsige Indianerstämme aus dem Inneren Südamerikas. Sie hausen in schwer zugänglichen Urwäldern, leben von Jagd und Fischfang und gehen oft noch vollkommen nackt.

Bild 25 Rückseite

Die Arbeiten auf einer Kaffeeplantage

Und dann, so weit das Auge reicht, von einem Hügel zum anderen, endlos, bis zum Horizont' - die Kaffeepflanzungen.- in kilometerlangen Reihen stehen unzählige Kaffeesträucher gut ausgerichtet nebeneinander. Zwischen dem grünen Laub sind die reifen, roten Kaffeekirschen zu sehen. "Es erfordert noch viel sorgfältige Arbeit, bis die Bohnen wohlsortiert versandfertig sind", erzählte uns der Plantagenbesitzer, mit dem wir ein Stück in die Pflanzungen hineingingen, um den Arbeitern zuzusehen.

Album 25 Platz

Säo Paulo

So heißen ein brasilianischer Bundesstaat und dessen Hauptstadt, die die zweitgrößte von ganz Brasilien ist. Die Stadt mit ihren gut 11/2 Millionen Einwohnern ist vor allem Mittelpunkt des brasilianischen Kaffeebaus, neuerdings auch eines modernen Industriegebietes.

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In einem deutschen Dorf in Brasilien

Denk Dir, lieber Jupp! Du kannst in Brasilien Angehörige fast aller Rassen und Völker der Welt treffen. Es gibt z. B. auch japanische Siedlungen. Aber was sagst Du dazu, daß ich Dir jetzt aus einem richtigen deutschen Dorf schreibe? Onkel Tom und Paulo sind noch einmal nach Säo Paulo zurückgefahren. Fernandez und ich haben einen Abstecher nach Süden gemacht. "Damit Du Deinen Landsleuten guten Tag sagen kannst", meinte Fernandez. - Hier im Süden ist ein angenehmes Klima. Erinnerst Du Dich aus dem Erdkundeunterricht in der Schule noch an den Ort Blumenau? In dieser Gegend sind wir jetzt. Denk Dir, in diesem Dorf stehen richtige, behäbige deutsche Bauernhöfe! An den Häusermauern stehen zwar Araukarien (das sind Nadelbäume, so wie ähnlich wie unsere Zimmertannen, nur viel größer) und Palmen und in den Gärten Apfelsinenbäume mit glänzend grünen Laub und leuchtenden Früchten.

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Aber sonst sieht das alles heimatlich aus. Wir wurden gleich zum Mittagessen auf der Veranda eines Bauernhauses eingeladen. Ich mußte viel aus Deutschland erzählen. Der Bauer zeigte uns die alte Bretterbude, mit der er einst angefangen hatte; jetzt dient sie als Schuppen zum Stapeln der Maiskolben. Drüben steht auch der Backofen. Pferde, Mulas und Milchkühe weiden auf dem eingezäunten Weideplatz; im Garten wachsen Gemüse und Blumen; hinter dem Hof beginnen die Pflanzungen. Wenn es nicht soviel fremdartige Pflanzen gäbe, könnte man wahrhaftig meinen, in einem Dorf irgendwo in Deutschland zu sein. - Wir fahren nun weiter nach Süden bis Porto Alegre. Dort sollen wir auf Onkel Tom und Paulo warten. Jetzt sind wir also bald im südlichsten Zipfel des Bundesstaates Brasilien angelangt. Was für ein Land - dieses Brasilien! Fernandez sagt, daß es auch noch unermeßliche Erzlager hat, die man erst auszubeuten beginnt. Wir trafen in Säo Paulo einen Ingenieur, der eben aus einer Goldgräberstadt im Staate Minas Geraes kam. Neben Gold soll es dort gewaltige Eisenerzlager geben. Das Eisen liegt offen zutage. Er sei mit seinem Pferd lange über eine "eiserne" Wüste geritten, erzählte der Ingenieur. Ich kann es kaum glauben.

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Bild 26 Rückseite

Aufbereitung des Kaffees

Es ist ein langer Weg von der kirschenähnlichen Frucht am Kaffeestrauch bis zur guten Tasse Kaffee auf dem Tisch. Tropisches Klima mit viel Wärme und Regen ist für die Entwicklung der Kaffeebohne notwendig. Sind die Früchte reif, werden sie gepflückt und an der Sonne getrocknet. Dabei müssen sie dauernd bewegt werden. Dann wird das trockene eingeschrumpfte Fruchtfleisch maschinell entfernt, und der so entstandene Rohkaffee gelangt dann in die Großröstereien.

Album 26 Platz

Santos

Das ist die Hafenstadt von Säo Paulo und der größte Kaffeeausfuhrplatz der Welt.

Bild 27 Rückseite

Gefährliche Jagd auf dem Jaguar

Wir mochten Stunden marschiert sein, als der vorangehende Indianer plötzlich anhielt, Onkel Tom am Arm faßte und nach oben zeigte. Ein Jaguar -- oben lag er in einer Astgabel und blickte böse auf uns herab. Onkel Tom und Fernandez rissen die Gewehre von der Schulter. "Nicht schießen, nicht schießen!" baten die Indianer. Wollten sie ihn selbst erlegen? Aber schon krachte ein Schuß ...

Album 27 Platz

Jaguar

Diese leopardenähnliche Großkatze bewohnt fast ganz Südamerika. Auf dem Rücken rötlichgelb, am Bauch weiß mit schwarzen Ringen und Flecken, ist sie ein gut kletterndes Waldtier. Auch ganz schwarze Jaguare kommen vor. Wenn man sie reizt, können sie sehr angriffst lustig werden.

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Von Brasilien bis nach Feuerland

Cornedbeef und Fleischextrakt

Es ist schlimm, bester Jupp! Ich bin heute eigentlich zu faul zum Briefschreiben. Wir haben ein paar Erholungstage eingelegt und aalen uns am Strande von Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay. Das ist - nebenbei gesagt - der kleinste Staat von Südamerika. Aber er hat den herrlichsten Badestrand. So richtig etwas für müde "Geschäftsreisende", die aus dem brasilianischen Urwald kommen! Jupp, ich mache Dir folgendes Angebot: Wie wäre es an Stelle eines Briefes mit einer Büchse Cornedbeef oder Fleischextrakt? O weh, wirst Du sagen, Freund Pünneberg ist übergeschnappt! Dem ist die Tropensonne schlecht bekommen. Aber das war eben ein ganz ernsthaftes Angebot. Du bekämst die Konserven hier aus der besten Quelle. Das geht nämlich folgendermaßen zu: In Uruguay gibt es das schönste Weideland der Welt. Auf den endlosen Grasflächen weiden riesige Rinderherden. Aber mit dem geruhsamen Leben der armen Wiederkäuer nimmt es ein trauriges Ende. Sie gelangen alle in die Fleischfabriken des Landes, um zu Konserven, Fleischextrakt und Gefrierfleisch verarbeitet zu werden. Wir haben eine solche Fleischfabrik besichtigt. Du, da sind unsere Schlachthöfe nichts dagegen. Mach den Mund auf und staune: In Uruguay sollen so an die zwei Millionen Stück Vieh jährlich geschlachtet werden! Der Fleischextrakt wird übrigens nach einem Verfahren des berühmten deutschen Chemikers Justus von Liebig hergestellt. Von dem hast Du doch sicher schon gehört.

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Bild 28 Rückseite

Estancia im Gewittersturm

"Kommen Sie, kommen Sie", sagte unser Gastgeber und zeigte in die Ferne. Ein Gewitter zog auf. Wir hatten kaum Platz genommen im Haus, da brach das Unwetter los. Es goß wie aus Kübeln. Bläulich blendende Blitze erhellten fast pausenlos das verdunkelte Land. Aber in kurzer Zeit war das Unwetter vorüber. Die argentinische Pampa leuchtete in frischen Farben. Der Staub war verschwunden.

Album 28 Platz

Pampa

Baumlose, subtropische Grassteppe in Argentinien und das wichtigste Landwirtschaftsgebiet dieses Staates. Der ebene Boden wird von staubfeinem., steinfreiem Löß gebildet. Wo genügend Regen fällt, ist die Pampa sehr fruchtbar.

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Der lehmfarbene Silberstrom

"Silberstrom" heißt die große Flußmündung, an der wir jetzt im Sande liegen: Rio de la Plata. Aber das Wasser ist gar nicht silbern, sondern lehmbraun, weil es kürzlich tief drinnen im Lande große Regenfälle gegeben hat. Die Zuflüsse des Silberstroms kommen weit aus dem Innern des Kontinents. "Zum Teil sogar aus Brasilien", stellt Paulo mit Genugtuung fest. Jupp, schau Dir das mal auf der Karte an! "Der Name hat auch gar nichts mit der Farbe des Wassers zu tun", erklärt Fernandez. "Die ersten europäischen Entdecker nannten die Strommündung so nach dem reichen Silberschmuck der Indianer, auf die sie hier trafen."' Onkel Tom liegt auf dem Rücken und raucht seine kurze Pfeife. Paulo und ich haben eben eine gewaltige Sandburg gebaut. Fernandez hat Langeweile und beginnt, Onkel Tom aufzuziehen. "Wieviel große Flußsysteme hat eigentlich Südamerika?" fragt er auf Englisch. "Drei", antwortet Paulo stolz. "Orinoco, Amazonas und Paranä, an dessen Mündung wir uns jetzt befinden." "Und Nordamerika?"

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"Eigentlich nur eins", sage ich etwas unsicher, "Missouri - Mississippi." "Na, sagen wir zwei", meint Fernandez, "nehmen wir den Lorenzstrom hinzu." Onkel Tom pafft unerschütterlich seine Pfeife und tut, als ob er nichts gehört hat."Und wie ist es denn mit den Indianern in Nordamerika?" fährt Fernandez fort. "Soviel ich gelesen habe, sind sie dort fast verschwunden. Der Rest lebt in sogenannten Reservaten. Das sind Schutzgebiete." "Und im Süden?" Paulo wirft sich in die Brust: "Bei uns hat man die Indios nicht ausgerottet. Im Gegenteil. Sie spielen gegenwärtig eine immer größere Rolle, auch im Staate." "Und trotzdem ist Südamerika noch ein menschenarmer Kontinent", erklärt Fernandez, "meist sind nur die Küstengebiete wirklich besiedelt. Es ist der Erdteil der Zukunft, er könnte noch Millionen Menschen aufnehmen. - Weißt du übrigens", wendet er sich an mich, "daß die Südamerikaner vorwiegend Katholiken sind?

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Der Kontinent ist von Spanien und Portugal aus kolonisiert worden, daher auch die Namen Ibero=Amerika oder Latein=Amerika, wobei man an die romanischen Sprachen denkt. Außer dem Portugiesischen in Brasilien wird ja fast durchweg Spanisch gesprochen. Neuerdings setzen sich allerdings auch Mischsprachen aus Spanisch und der einheimischen Landessprache immer mehr durch. Man nennt sie auch kreolische Sprachen." Als Fernandez noch weiter fragen will, wird es Onkel Tom schließlich langweilig. "Come on, Boys! Let's go!" "Warum denn?" fragen wir drei und räkeln uns faul in der Spätnachmittagssonne. Ach so, in einer halben Stunde geht das Fährschiff nach Buenos Aires. Dort wollen wir heute noch hin. Onkel Tom trabt schon mißmutig davon, und wir schlendern lachend hinterdrein. - Auf dem Schiff sind viele Badegäste aus der argentinischen Hauptstadt. Tjüs, Jupp! Es grüßt Dich Dein getreuer Freund Pünneberg.

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Bild 29 Rückseite

Im brasilianischen Bergland

Weit schweift der Blick über gewaltige Höhenzüge. Brasilien hat nämlich nicht nur die riesigen Urwälder in dem tiefliegenden Amazonasbecken, sondern an der Ostküste auch riesige Gebirgszüge, mit Bergen, so hoch wie die Zugspitze. "Ein ganz altes Gebirge", hat mir Fernandez erklärt, "viel älter als die Kordilleren/ Ich kann das nicht verstehen, da die Anden an der Westküste doch viel höher sind. "Das ist es ja gerade", sagte Fernandez, "in Jahrmillionen ist es schon teilweise wieder abgetragen worden. Es ist nur noch der Socke! eines uralten Faltengebirges."

Album 29 Platz

An der Ostküste Brasiliens

Ein gewaltiges Bergland steigt langsam aus der Tiefebene des Amazonas nach Osten auf. Nahe am Atlantik erreicht es seine größte Höhe und fällt dann steil ins Küstenvorland ab. Dieses Bergland umfaßt nahezu ein Drittel des ganzen südamerikanischen Erdteils.

Bild 30 Rückseite

Die Weltstadt Rio de Janeiro

Und dann kamen wir in die schönste Stadt der Welt! Nachdem wir einen Tag ordentlich ausgeschlafen hatten, haben wir eine Rundfahrt gemacht. Einen so schönen Hafen gibt's bestimmt nur einmal! Tiefblauer Ozean, urwaldbedeckte Berge und davor die Stadt mit weißen Palästen und Hochhäusern in strahlender Sonne, mit Villen und einem herrlichen Badestrand! Im Süden steigt der berühmte "Zuckerhut" aus dem Meer, ein steiler Felsen, auf den wir mit der Schwebebahn hinaufgefahren sind.

Album 30 Platz

Rio de Janeiro

Die brasilianische Bundeshauptstadt mit fast 2 Millionen Einwohnern führt den gleichen Namen wie ein brasilianischer Bundesstaat. Sie ist eine ganz moderne Weltstadt mit Hochschulen, Akademien, Bibliotheken und Museen. Neuerdings entstanden große Industrieanlagen. Rio liegt in einer tiefen Bucht des Atlantik.

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Reiseberichte, Guayana, Brasilien, Amazonas, Manaos, Südamerika, Orinoco, Britisch Guayana, Georgetown, Surinam, Paramaibo, Französisch Guayana, Cayenne, Gewinnung von Kautschuk, Piranya

 

Das Bergland von Guayana erhebt sich hinter der fruchtbaren, sumpfigen und schmalen Küstenniederung mit dem Pico da Neblina (2.994 m[1], im Südwesten) und dem Roraima-Tepui (2.810 m). Das Gebiet ist durch mächtige Tafelberge charakterisiert. Von einigen Tafelbergen stürzen die höchsten Wasserfälle der Welt in den tropischen Regenwald herab, wie zum Beispiel der Salto Angel und der Salto Kukenan. Das Hochland endet absteigend am Rio Negro und am Amazonas. Überzogen wird das Bergland von Savannen und Graslandschaften und das Tiefland von einem tropischen Regenwald. Der westliche Teil Guayanas gehört politisch zu Venezuela. Hier liegt der Nationalpark Canaima. Der Süden Guayanas gehört zu Brasilien. Das größte gebiet teilen sich die beiden Staaten Guyana (früher Britisch-Guayana) und Suriname (früher Niederländisch-Guayana) sowie Französisch-Guayana, ein französisches Übersee-Departement.