Bolivien

Reisebericht Bolivien

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Aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

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In der höchstgelegenen Großstadt der Welt

La Paz ist die höchstgelegene Großstadt der Welt. Auf das bunte Gewimmel in den Straßen zwischen modernsten Hochhäusern aus Beton und Stahl schauen die Bergriesen aus ihrer unnahbaren Einsamkeit herab. An der Prachtstraße, dem Prado, große, reichgeschmückte Kathedralen. Die Straßenbahnen sind überfüllt. Autos jagen vorbei. Aber uns fällt auch hier das Atmen schwer. Die Höhenluft ist zu dünn, obgleich in Bolivien gut 3000 Meter noch als keine besondere Höhe gelten. Seitab in den älteren Stadtvierteln, mit steilen Gassen und holperigem Pflaster, herrscht ein buntes Durcheinander von Mestizen und Indios.

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Wie wir in eine Straße einbogen, bin ich mit offenem Mund stehengeblieben. Saßen da am Rande des Bürgersteigs Indianer mit ihren Frauen, die ihnen die Läuse aus dem Nacken aufsammelten - und aufaßen. Die Indios müssen zumeist schwer schuften, auf den Farmen des "Altiplano", der Hochebene. Lieber steigen sie aber noch höher in die Berge, um in 5000 Meter Höhe Schwerarbeit in den Zinnminen zu leisten, weil sie dort von den Nordamerikanern und Europäern, die die Betriebe leiten, besser behandelt und bezahlt werden. Lieber Jupp, kannst Du Dir das vorstellen: Eine richtige Industriestadt - so hoch gelegen wie der Gipfel des Montblanc - mit modernsten Wohnungen und elektrischen Anlagen! Auf die Dauer können es hier zwar meist nur die Indios aushalten. Ihnen macht die Höhe nicht viel aus. Die Weißen müssen meist nach wenigen Monaten das Klima wechseln. Denn wenn man länger dort bleibt, hat man angeblich unter Schlaflosigkeit zu leiden und kann keine geistige Arbeit mehr leisten.

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Auf dem Markt von La Paz

Man merkt es den armen Quetchua-Indianern Boliviens kaum noch an, daß sie die Nachkommen des ältesten und höchsten Kulturvolkes in Südamerika sind. Fernandez sagt, Bolivien sei geradezu die Wiege südamerikanischer Kulturvölker. Auf den Hochflächen des Gebirges, von gewaltigen Bergriesen eingeschlossen, waren hier schon Kulturen mit mächtigen Bauwerken entstanden, lange vor der Zeit des europäischen Altertums und auch lange vor der Herrschaft der Inkas und Azteken. Die gewaltigen Ruinen von Tiahunanaco gelten als die ältesten der Welt. Die heute lebenden Indios haben kaum noch etwas von der einstigen Kulturhöhe bewahrt. Aber es ist ein buntes, malerisches Volk. Wir sind auf den alten Markt von La Paz hinuntergegangen. Phantastische Gestalten! Die Männer in grellbunten Ponchos und halblangen Hosen, die Füße nackt oder in Holzpantinen. Kupferbraune Gesichter, kohlschwarze Haare und bunte, gestrickte Mützen, auf denen manchmal auch noch ein heller Filzhut sitzt; denn auf der Hochebene ist es kalt!

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Die Frauen der Indios hocken auf dem Markt wie riesige Farbkleckse, oft ein Baby auf dem Rücken, vor sich Obst und Gemüse, das sie feilbieten. Die Frauen tragen meist eine Unzahl Röcke. Sie ziehen angeblich nie einen aus. Ist der oberste abgetragen, wird ein neuer, handgewebter darübergezogen. Na ja, hygienisch ist das gerade nicht. Aber es hält schön warm.

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Bild 61 Rückseite

La Paz, die höchstgelegene Großstadt der Welt

Endlich haben wir die Hochebene erreicht - weithin ist nichts als gelbliches Gras zu sehen. Dort drüben liegt La Paz, die höchstgelegene Großstadt der Welt! Auf das bunte Gewimmel in den Straßen zwischen modernsten Hochhäusern aus Beton und Stahl schauen die Bergriesen aus ihrer unnahbaren Einsamkeit herab. An der Prachtstraße, dem Prado, stehen große, reichgeschmückte Kathedralen. Die Straßenbahnen sind überfüllt. Autos jagen vorbei. Aber uns fällt auch hier das Atmen schwer. Die Höhenluft ist zu dünn.

Album 61 Platz

La Paz

Vor zehn Jahren hatte die bolivianische Hauptstadt kaum 100 000 Einwohner, jetzt soll sie an die 350000 haben. Immer mehr weicht der koloniale Baustil aus der spanischen Zeit modernen Hochhäusern aus Beton und Stahl.

Bild 62 Rückseite

Markt in La Paz

Ein buntes, malerisches Treiben auf dem alten Marktplatz von La Paz. Phantastische Gestalten! Die Männer in grellbunten Ponchos und halblangen Hosen, die Füße nackt oder in Holzpantinen. Kupferbraune Gesichter, kohlschwarze Haare und bunte, gestrickte Mützen, auf denen manchmal auch noch ein heller Filzhut sitzt; denn auf der Hochebene ist es kalt! Die Frauen wirken wie riesige Farbkleckse vor ihren großen Obst und Gemüsekörben.

Album 62 Platz

Quetchua=lndianer

Vor zehn Jahren hatte die bolivianische Hauptstadt kaum 100 000 Einwohner, jetzt soll sie an die 350000 haben. Immer mehr weicht der koloniale Baustil aus der spanischen Zeit modernen Hochhäusern aus Beton und Stahl.

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Auf dieser Seite befindet sich der Teil Bolivien aus dem Sanella Album:

Mittel und Südamerika

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Knallfrösche und Feuerräder

Und auf den ländlichen Straßen ist ein Betrieb! In gelbe Staubwolken eingehüllt, ziehen Lama Karawanen, oft Hunderte von Lasttieren. Hinter ihnen zwei, drei indianische Treiber auf Maultieren, den bunten Poncho über der Schulter, und die Satteltasche mit geröstetem Mais als Reiseproviant gefüllt. Verwegene, verwitterte Gestalten sind diese Karawanenführer - echte Caballeros der einsamen Landstraßen! Allein begegnen möchte ich ihnen nicht. Die sehen aus, als ob sie mit einem Gringo nicht viel Federlesens machen. Mir genügte schon ihr halb lauernder, halb geringschätziger Blick, als sie mit ihren Tieren an uns vorbeizogen. Maultiere gelten als Luxus; Lamas sind billiger und genügsamer. Denen genügen noch ein paar bittere Gräser am Wege; und wenn es sein muß, so hungern sie auch ein paar Tage. Aber störrisch und bissig sind diese Biester. Ist ihnen die Last zu schwer, legen sie sich einfach hin. Spucken können sie auch. Deswegen habe ich früher im Zoo schon immer einen großen Bogen um sie gemacht.

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Lamas siehst Du übrigens auch mitten im tollsten Verkehr der Städte. Oder sie stehen wartend in den Höfen und gucken mit etwas dummstolzem Blick hochmütig in die Gegend. So unerschütterlich standen sie auch im dicksten Gedränge, als wir gegen Abend auf die Plaza einer kleinen Stadt kamen. Dort war ein buntes Volksfest im Gange. Die Indios hatten sich ihren Festtagsstaat angezogen: Das war aber nicht mehr die bunte Volkstracht, sondern billigste europäische Kleidung, die ihnen irgendein Händler für teueres Geld aufgeschwatzt haben mochte. Eine Musikkapelle spielte. Als die Nacht hereinbrach, wurde ein Feuerwerk abgebrannt. Frösche knallten, und Feuerräder schwirrten durch die Luft. Dunkle Gestalten sprangen durch die Flammen; blutrot lag der Schein des Feuers auf den Gesichtern, lauter Jubel und der Lärm der Tingeltangelmusik über dem nächtlichen Platz.

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Treibjagd auf eine Vogelspinne

Wir hatten uns verspätet und mußten in einem ländlichen Gasthaus übernachten. Elektrisches Licht gab es nicht. Wir steckten eine Kerze auf einen Flaschenhals. Caracho - was für ein Ungeheuer kroch da eilig über die Wand! Eine faustgroße Spinne! Mit behaarten Beinen und zwei langen krummen Zähnen am glatten Bauch. Jeder von uns griff sich irgendein Wurfgeschoß, um die Vogelspinne zu erlegen, deren Biß für kleinere Tiere absolut tödlich ist. Es begann eine wilde Jagd mit Gepolter und Fluchen, bis sie Onkel Tom mit einem wohlgezielten Wurf seines Stiefels zur Strecke brachte. Ich konnte lange nicht einschlafen. Im ersten Traum kroch plötzlich ein großes Spinnenungeheuer mit unzähligen behaarten Beinen auf mich zu. - So, jetzt werde ich aber endlich meinen Brief schließen und absenden, sonst mußt Du allzulange auf Nachricht warten. Leb wohl, Jupp, und schreib mir doch auch mal wieder! Am besten postlagernd nach Lima (Peru) oder Quito in Ecuador.

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Bild 63 Rückseite

Wir treffen eine Lamakarawane in den Hochanden

In gelbe Staubwolken eingehüllt, ziehen Lamakarawanen an uns vorüber. Oft Hunderte von Tieren; hinter ihnen zu Fuß oder auf Mauleseln die indianischen Treiber, den bunten Poncho über der Schulter und die Satteltasche mit geröstetem Mais als Reiseproviant gefüllt. Verwegene, verwitterte Gestalten sind diese Karawanenführer - echte Caballeros der einsamen Landstraßen! Allein möchte ich ihnen nicht begegnen. Sie sehen aus, als ob sie mit einem Gringo nicht viel Federlesens machen.

Album 63 Platz

Lama

Es ist das Kamel der Andengebirge in Südamerika, hat keinen Höcker, langes Wollhaar, kurzen Schwanz und wird ungefähr so groß wie ein Hirsch. In den Gebirgsländern wird es vor allem als Tragtier verwendet.

Bild 64 Rückseite

Mit Flaschen und Stiefeln auf Vogelspinnenjagd

Caracho! Welch ein Ungeheuer kriecht da über die Wand! Eine faustgroße Vogelspinne mit behaarten Beinen und zwei langen krummen Zähnen am aalglatten Bauch. Onkel Tom greift schnell nach seinem Stiefel und bringt das Untier mit einem wohlgezielten Wurf zur Strecke. Glück gehabt... Die Vogelspinne gehört zu den giftigsten Spinnen der Welt.

Album 64 Platz

Vogelspinne

Diese großen, tropischen Spinnen leben in Mauerlöchern, in der Erde, auf Bäumen in kugeligen Gehäusen. Sie fressen Insekten, überfallen aber auch junge Vögel. Ihre Bisse erregen beim Menschen Entzündungen.

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Im Auto hinter Vicunjas her

Beilage zum letzten Brief. Das Postflugzeug kommt erst übermorgen. Also kann ich Dir noch einen Kurzbericht geben. Onkel Tom hat sich bei einer nordamerikanischen Firma in La Paz einen Wagen geliehen. Wir wollen ostwärts nach Santa Cruz fahren, wo das Land niedriger wird, bis es allmählich in Tiefland übergeht. Onkel Tom wollte aber erst einmal den Wagen ausprobieren. Deshalb haben wir gestern eine kürzere Tour in die Berge unternommen. So ungefähr bis in Montblanc=Höhe sind wir gefahren. Man merkte es dem Wagen an, daß ihm auch bald die Puste ausging - wie uns. Es war eine verwegene Fahrt. Ringsum Felseneinöde, aber in leuchtenden Farben strahlend, je höher wir kamen. Ein schneidender Wind fegte uns entgegen. Trotz dicker Wollsachen froren wir wie die Schneider. Menschen wohnen in diesen Höhen nicht mehr. Einmal stand eine verlassene Steinhütte am Weg, wohl von indianischen Hirten oder Karawanenführern erbaut. Auf der Hochfläche, die man hier Puna nennt, gelbliche Grasflächen und weit hinten eine Herde äsender Vicunjas. Das sind die wild lebenden Verwandten der Lamas, gelblichbraun bis kupferrot, so daß man sie ohne Glas kaum von der Landschaft unterscheiden konnte. Wir fuhren vorsichtig näher, zeitweise durch Felsen gedeckt. Aber als wir auf die freie Fläche hinauskamen, stob die Herde davon. Unser Wagen konnte das Tempo nicht durchhalten. Der Abstand wurde schnell größer. Schon waren sie in einer Schlucht verschwunden.

Gefährliche nächtliche Abenteuer

Unsere Autofahrt ins bolivianische Tiefland wäre fast schiefgegangen.

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Wir hatten einen landeskundigen, bolivianischen Fahrer gemietet, der uns in La Paz empfohlen worden war. Ein Mestize. Sehr vertrauenerweckend sah der Mann zwar nicht aus. Mir fiel gleich sein falscher, verschlagener Blick auf. Aber Auto fahren konnte er. Wie die Feuerwehr! Es ging in einem unvorstellbaren Tempo bergab. Der Kerl nahm die engen Steilkurven der Bergstraße, daß einem Hören und Sehen verging. Schon waren wir in die Waldregion hinabgekommen. Es war Nachmittag geworden. Das Land wurde hügelig. Da stoppte der Fahrer plötzlich, stieg aus und guckte in den Benzintank. Aha, das Benzin ging zu Ende. Aber wir hatten ja einen Reservekanister mit, der hinten aufgeschnallt war. Wir stiegen auch aus. Aber was war das? Der Kanister war leer...! - Der Fahrer stieß einen unverständlichen Fluch aus, dann zuckte er die Achseln und sah uns mit verkniffenen Lippen an. Was sollte das heißen? Hatte der Kerl einen leeren Kanister mitgenommen oder ihn unterwegs auslaufen lassen? Was beabsichtigte er damit - hier in der völlig unbekannten Gegend?

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Bild 65 Rückseite

Mit dem Auto hinter fliehenden Vicunjas her

Auf der Hochebene, die man hier Puma nennt, gelbliche Grasflächen und weit hinten eine Herde äsender Vicunjas. Das sind die wild lebenden Verwandten der Lamas, gelblichbraun bis kupferrot, so daß man sie ohne Glas kaum von der Landschaft unterscheiden kann. Wir fuhren vorsichtig näher, zeitweise durch Felsen gedeckt. Aber als wir auf die freie Fläche hinaufkamen, stob die Herde davon. Unser Wagen konnte das Tempo nicht durchhalten. Der Abstand wurde schnell größer. Schon waren sie in einer Schlucht verschwunden.

Album 65 Platz

Vicunja

Vicunja und Guanako, die beiden wilden Lamaarten Südamerikas, leben in Herden im Hochgebirge. Sie stellen, während sie weiden, Wachen aus, die bei nahender Gefahr durch eine Art Pfiff die Herde warnen. Die feine Wolle der Vicunjas wurde schon von den Inkas besonders geschätzt.

Bild 66 Rückseite

Autopanne im tiefsten Bolivien

Unsere Autofahrt ins bolivianische Tiefland wäre fast schief gegangen. Alles klappte bis zum Nachmittag, obwohl der Fahrer in einem unvorstellbaren Tempo die Kurven nahm. Doch plötzlich stoppte der Wagen, der Fahrer stieg aus und prüfte den Benzinstand. Das hatte uns gerade noch gefehlt - der Tank war fast leer. Aber wir hatten ja noch unseren Reservekanister. Doch was war das...? Auch leer...! Hatte der Fahrer absichtlich...?

Album 66 Platz

Bolivien

Der südamerikanische Freistaat ist ein Binnenstaat. Sein Kerngebiet ist das 3000-4000 m hohe Andenhochland. Bolivien gehörte einst zum Inkareich und ist noch heute vorwiegend von Indianern bewohnt. Die Einwohnerzahl beträgt etwas über 3 1/2 Millionen.

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In einer berüchtigten Indianerkneipe

Wir hielten Kriegsrat. Plötzlich erbot sich der Fahrer, uns zu einer Herberge zu führen. "Gar nicht weit, Senores!" Und der Wagen mit dem Gepäck? Der kann hierbleiben, gewiß! Hier findet ihn keiner. "Glauben Sie mir, Senores!" Unser Mißtrauen wuchs. Irgendwo schien eine Falle zu lauern. Also schnell Beschluß gefaßt: Onkel Tom blieb mit dem Fahrer beim Wagen. Fernandez und ich sollten losgehen und noch vor Einbruch der Nacht eine Siedlung erreichen, um Benzin zu beschaffen. Wir zwei marschierten los. Stunden vergingen, ohne daß wir einen Menschen trafen. Ab und zu führte ein Fußpfad vom Hauptwege ab. Ob wir in ihn einbiegen sollten? Auf Fernandez' Karte war keiner verzeichnet. Der Wald lichtete sich. Aber die Schatten wurden immer länger. Plötzlich brach die Nacht herein. Es wurde stockdunkel. Wir liefen weiter. Irgendwo vor uns schlugen Hunde an. Das Gebell wurde immer wütender, je näher wir kamen. Ein Lichtschein! - Wir atmeten auf. Rauher Gesang und Stimmengewirr. Irgendwo in der Nähe bellten die Hunde. Als wir in die Tür traten, saßen wilde, verwegene Gestalten um einen großen Topf, aus dem es scharf säuerlich roch. Unter den großen, hohen Sombreros waren die Gesichter kaum zu erkennen. "Buenos noches, Senores!" Sie blickten auf, erwiderten den Gruß. Wüste, betrunkene Gesichter. Lamatreiber vermutlich. Der große Topf war noch halb gefüllt. Sie tranken Chicha, das Nationalgetränk, das hier aus Mais gebraut wird und abscheulich schmeckt. Aus einem Nebengemach kam eine dicke, schmuddelige Indianerin, barfuß und mit langen schwarzen Zöpfen. "Können wir hier übernachten?" "Si, si, Senores!" Die Alte deutete auf zwei freie Plätze auf einer Bank dicht an der Tür.

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Die übrigen Gäste musterten uns und stießen sich gegenseitig an. Viel Gutes mochten sie mit dem Gringo und seinem vornehmen Begleiter nicht im Sinne haben. Das Gelage ging weiter. Wir saßen und warteten. Mir fielen die Augen zu. Sollten wir mit diesen Caballeros zusammen übernachten? In dem Raum gab es außer den Bänken nur den gestampften Lehmfußboden. Der Alkohol begann zu wirken. Es war ein wilder Lärm in dem dunstigen Raum. Da - drei der Männer steckten die Köpfe zusammen, deuteten auf uns und verschwanden im Nebenraum. Was hatten sie vor? Mir schlug das Herz bis zum Halse! Da gab mir Fernandez auch schon einen Wink. Wir drückten uns aus der Tür und liefen die nachtdunkle Straße entlang. Die Hunde schlugen an. Aber niemand schien uns zu folgen. - "Wir müssen weiter!" flüsterte Fernandez. "Die Kerle sind mir nicht geheuer!" Die Nacht war lau. Der Wind rauschte leise in den Bäumen. Gegen Osten wetterleuchteten brasilianische Tropengewitter. Ich will kurz zu Ende erzählen. Wir kamen noch in ein kleines! Dorf und klopften todmüde den Bürgermeister heraus.

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In einer berüchtigten Indianerkneipe

Rauher Gesang und Stimmengewirr, Irgendwo in der Nähe bellten Hunde. Als wir in die Tür traten, saßen wilde, verwegene Gestalten um einen großen Topf, aus dem es scharf säuerlich roch, "Buenos noches Senores!" Sie blickten auf. Wüste betrunkene Gesichter.... uns war recht unheimlich zumute, als wir die schmutzige Indianerin um Nachtquartier baten. War es überhaupt ratsam, mit diesen Betrunkenen zusammen zu übernachten?

Album 67 Platz

Santa Cruz

Der Name kommt in Amerika mehrfach vor. Hier ist die bolivianische Stadt am Fuße der Kordilleren gemeint, Hauptstadt einer Provinz mit gleichem Namen.

Bild 68 Rückseite

Auf der Suche nach Benzin

Unser Mißtrauen wuchs, irgendwo schien eine Falle zu lauern. Also schnell Beschluß gefaßt: Onkel Tom blieb mit dem Fahrer beim Wagen, Fernandez und ich sollten losgehen und noch vor Einbruch der Nacht eine Siedlung erreichen, um Benzin zu beschaffen. Wir zwei marschierten los. Es wurde ein langer und gefährlicher Weg.

Album 68 Platz

Das Tiefland von Bolivien

Über ein 400 m breites Bergland reicht Bolivien im Osten bis ins Tiefland zum Paraguay hin» unter. Im Norden gehören noch Ausläufer des Amazonasbeckens zu Bolivien. Dorthin strömen auch die größten Flüsse des Landes.

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Der war über die nächtlichen Gäste nicht schlecht erstaunt, hatte aber gute Nachrichten für uns. Morgen kam ein Lastwagen aus der Stadt. Der hatte gewiß etwas Benzin übrig. Der Bürgermeister wollte uns einen zuverlässigen Führer mitgeben und Maultiere zum reiten.

Zweikampf auf Leben und Tod

Am andern Tag brachen wir auf, erfrischt und wohlversehen mit Führer, Maultieren und Benzin. Es ging auf kürzerem Wege zurück zu dem Platz, wo Onkel Tom und der Fahrer auf uns warteten. Noch eine Wegbiegung. Ja, dort stand der Wagen. Onkel Tom kletterte heraus, kam uns entgegen, einen Arm dick verbunden. Begrüßung und Fragen. "Come and see!" Wir gingen zum Wagen. Im hinteren Teil lag der Fahrer, an Händen und Füßen gefesselt. Nanu, was sollte denn das bedeuten? Nun, Onkel Tom hatte vorn im Wagen gesessen, die entsicherte Pistole in der Tasche, der Fahrer hatte sich hinten in den Wagen gelegt. Nach kurzer Zeit schnarchte er laut. Auch Onkel Tom nickte ein. Es war stockdunkel geworden. Plötzlich fährt er wieder hoch. Was klapperte da eben hinter ihm? Wie er sich umdreht, sieht er, wie sich der Fahrer an unserem Gepäck zu schaffen macht. Onkel Tom springt hoch, der Fahrer versucht zu flüchten. Tom Smith erwischt ihn am Arm. Da zieht der Bursche blitzschnell sein Messer und sticht zu. Aber Onkel Tom versetzt ihm einen Faustschlag ins Gesicht, daß er zusammensackt. Es hat alles nur Sekunden gedauert im nächtlichen Dunkel. Tom fesselt den Kerl dann und schleppt das ohnmächtige Bündel in den Wagen und bindet ihn dort fest. Dann macht er sich einen Notverband am Arm. Die Verletzung scheint nicht schlimm zu sein. Es beginnt zu dämmern. Onkel Tom steckt sich eine Pfeife an, setzt sich vorn in den Wagen und wartet auf uns.

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"Yes, that' sall!"- Wir fuhren los. Fernandez saß am Steuer. In der nächsten Stadt lieferten wir den gefesselten Fahrer, der inzwischen wieder zu sich gekommen war und uns heimtückisch anblinzelte, im Polizeigefängnis ab. Hoffentlich wird er dort eine Zeit eingelocht. Der Polizeidirektor hat es versprochen: "Ganz gewiß, Senores!"

Im Binsenboot auf dem Titicaca-See

Lieber Jupp, wir haben unsere Autoreise nach Santa Cruz aufgegeben. Onkel Toms Arm ist zwar ausgeheilt. Aber nach der "Autopanne" will er nichts mehr von Bolivien wissen. Wir sind deshalb von Cochabamba aus nordwestlich gefahren - zum Titicaca-See, der zum größeren Teil schon zu Peru gehört. Und nun muß ich schon wieder eine echt amerikanische Angabe machen: Dieser See ist der höchstgelegene der Erde. Er liegt ungefähr gleich hoch wie La Paz. Der Dampfer, mit dem wir über den See wollten, ging erst nachts. So blieb genug Zeit, die seltsamen Fahrzeuge der Indianer zu besichtigen. Wir sind sogar mit einem solchen Binsenboot ein Stück auf den See hinauszufahren.

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Orakel Toms Kampf mit dem Mestizen

War es Onkel Toms goldene Uhr oder seine dicke Geldbörse, die die Augen des Mestizen so begehrlich blitzen ließ? Onkel Tom ahnte nichts Böses. Plötzlich aber sah er ein Messer in der Hand des Fahrers. Doch er paßte auf, und ein gezielter Faustschlag streckte den Halunken nieder, bevor dieser zum Stich ausholen konnte. Ja, Onkel Tom hatte eine harte Hand! Aber was nun?...

Album 69 Platz

Machete

Ein überall in Südamerika verbreitetes Haumesser, das als Waffe und für die verschiedensten sonstigen Zwecke gebraucht wird. Das ch wird wie tsch gesprochen.

Bild 70 Rückseite

Mit Binsenboot auf dem Titicaca-See

Am Ufer des größten Hochlandsees der Erde. Was sind das für seltsame Fahrzeuge am Ufer? Ein Indio winkt uns heran und lädt uns zu einer Fahrt auf den See ein. Erstaunlich, wie fest und geräumig die Boote sind. Kunstvoll ist Schilfbündel an Schilfbündel geflochten. Auch die Segel sind aus Binsen. Das Tempo ist nicht gerade aufregend. Aber diese Boote der Indios sind doch vollkommen seetüchtig.

Album 70 Platz

Titicaca-See

Der größte Gebirgssee Südamerikas, im peruanisch-bolivianischen Hochland, und der höchstgelegene See der Erde. Über 3800 m Meereshöhe und 6900 qkm groß. Er hat Dampferverkehr. Auf seinen Inseln und an der Küste Reste altperuanischer Bauten, u. a. die eines großen Sonnentempels.

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Bolivien benannt nach Simón Bolívar, ist ein Binnenstaat in Südamerika und grenzt im Westen an Peru und Chile, im Süden an Argentinien und Paraguay, im Osten und Norden an Brasilien. Seine Fläche beträgt 1.098.581 km˛. Bolivien hat 10.907.000 Einwohner. Bolivien hat fünf Nachbarstaaten: Im Norden und Osten Brasilien (3.400 km), im Süden Paraguay (750 km) sowie Argentinien (742 km), im Westen Chile (861 km) und Peru (900 km). Die Gesamtlänge der Staatsgrenzen beträgt 6.653 Kilometer. Bolivien wird von zwei großen und weit auseinander liegenden Ketten der Anden durchzogen, deren Höhe bis über 6500 m reicht (Sajama 6542 m, Illimani 6439 m). Dazwischen liegt das zentrale Hochland, das 3000 bis 4000 m hohe Altiplano. Dieses bis weit in das Nachbarland Peru reichende und im Süden den Nordwesten von Argentinien einschließende Gebiet ist das eigentliche Kernland, in dem rund 80 Prozent aller Bolivianer leben, obwohl es nur etwa ein Drittel der Fläche Boliviens ausmacht. Zwischen dem Ostabhang der Anden und dem Ostbolivianischen Bergland erstrecken sich die Yungas in einer Höhe zwischen 1200 und 1800 m ü. NN. Der flächenmäßig größte Teil Boliviens sind die Llanos, die sich vom ostbolivianischen Bergland bis an die Grenzen nach Brasilien und Paraguay erstrecken. Dieses nur äußerst dünn besiedelte tropisch-heiße Tiefland untergliedert sich in die trockenen Savannen des Gran Chaco und die tropischen Regenwaldgebiete Amazoniens. Inmitten des Altiplano liegt der Titicaca-See, der höchstgelegene, schiffbare See der Erde. Durch dessen Mitte verläuft die Grenze zum Nachbarland Peru.