West-Australien

Reiseberichte West-Australien

Aus dem Sanella-Album Australien

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Australien Neuseeland

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Wir fangen Wale und machen einen 1ooo-Meilen-Ausflug

Nach ein paar Wochen kommt eine Karte von Steve: "Komme, wenn Du Lust hast, nach Perth. Großes Zeltlager der Boy=Scouts. Vater ist einverstanden. Gruß Steve!" Das ist alles. Aber ich werde in jedem Fall fahren; denn die Südwestecke von Australien wollte ich schon immer gern kennenlernen. Und ein Lager der Boy=Scouts, der Pfadfinder, ist immer eine zünftige Sache! Noch wichtiger ist, daß Klaus mitkommt! Zuerst wollte Onkel John von meinem Plan nichts wissen. Eigentlich sollte ich ja noch bis zum Beginn der Regenzeit hierbleiben. Aber schließlich war er einverstanden und Vater Werneburg auch. Ein paar Tage später stehen Klaus, Onkel John und ich am Kai von Carnarvon. Von hier aus soll es mit einem Frachter nach Perth gehen. Und wenn nicht plötzlich ein langer Mann mit gelben Ölhosen Onkel John klatschend auf die Schulter gehauen hätte - dann wären wir eine halbe Stunde später nach Perth abgedampft. Aber die gelben Ölhosen brachten alles durcheinander! Zuerst einmal ging es in eine kleine Hafenkneipe, wo Onkel John mit dem Ölhosenmann ein Wiedersehen - feierte, das sich gewaschen hatte. Und schließlich, spät abends, saßen wir alle an Bord eines Walfangbootes, wo der Ölhosenmann als Gunner, als Harpunenschütze, arbeitet. Klaus und ich hatten unseren Plan schon fix und fertig. Wir fahren nicht nach Perth, bevor wir nicht einen Wal gefangen haben! Onkel John und den Ölhosenmann bekamen wir schnell auf unsere Seite. Und nach dem siebten Whisky hielt auch der Kapitän, der später dazukam, unsere Idee für ausgezeichnet! - Wir stehen auf dem Vorschiff, neben der Harpunenkanone. Alles an Bord ist in Aufregung; denn eben hat der Ausguck die ersten Wale gemeldet.

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"Da ist schon wieder einer!" brüllt Klaus und stößt mich in die Seite, daß ich nach Luft schnappen muß. Etwa eine Meile vor uns schießt ein dünner, weißer Strahl aus dem Wasser - die mit Wasser vermischte Luft, die der Wal beim Auftauchen ausbläst. Vorsichtig, mit langsam laufender Maschine, schiebt sich unser Pott an die immer wieder auftauchenden und verschwindenden Tiere heran. Der Ölhosenmann steht neben der Harpune und beobachtet aufmerksam die Wasseroberfläche. Er schickt uns ein paar Schritte zurück. Plötzlich taucht nur zwei, drei Schiffslängen von uns entfernt langsam ein dicker, schwarzglänzender Rücken auf. Und da steigt auch schon zischend die weiße Dampfsäule empor! Bums! Fast wäre ich umgefallen - so habe ich mich über den Knall des Harpunenschusses erschrocken! Mit den Augen können wir den Flug der Harpune verfolgen. Blitzschnell wickelt sich das Seil ab! Der Kopf des Wals verschwindet. Er will gerade wieder tauchen, als ihn die Harpune erwischt. Hurra! Wir alle schreien durcheinander und winken mit den Armen! Der Wal kämpft verzweifelt.

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Walfang vor 100 Jahren

Heute werden Wale mit der Harpunenkanone gejagt. Früher mußte die Harpune mit der Hand geworfen werden - dazu brauchte man Männer mit eisernen Muskeln; denn bei einem "langen" Wurf mußte das Eisen oft 8 oder 9 Meter weit geschleudert werden. Dabei gingen aber auch 9 von 10 Würfen daneben!

Walfang vor 100 Jahren

Bei der Jagd auf Wale wurden die Harpunen früher mit der Hand geschleudert, heute schießt man sie mit Hilfe von Harpunenkanonen. Früher war man auf die guten Augen des Mannes im Mastkorb allein angewiesen, heute sucht man die Wale schon mit Flugzeugen. - Das Walöl ist nicht mehr wegzudenken aus unserer heutigen Fettversorgung.

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Er verschwindet in die Tiefe, taucht wieder auf, peitscht das Wasser mit seinem gewaltigen Schwanz und stößt schnaubend Luft aus. Aber Harpune und Seil halten fest! Seine Bewegungen werden langsamer und schwächer. Als wir das riesige Tier schließlich längsseits holen, ist sein Kampf zu Ende. Schnell wird Preßluft in den Körper geblasen, damit er nicht versinkt. Noch einen zweiten Wal fangen wir kurze Zeit später. Als beide an der Seite des Schiffes vertäut sind, geht es zurück nach Babbage Island, einer kleinen Insel vor Carnarvon. Mitten in der Nacht kommen wir dort an. Morgens werden die Wale über eine lange Gleitbahn an Land gezogen und sofort verarbeitet.

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Wal an der Seite des Fangschiffes

Wir konnten mit den Augen den Flug der Harpune verfolgen und bemerkten auch, daß sie den Wal traf, als er gerade wieder tauchen wollte. Das Tier kämpfte noch eine Zeitlang verzweifelt, aber nun haben wir es längsseits geholt. In den Körper wird Preßluft geblasen, damit er nicht versinkt und dann geht es weiter dem nächsten Fang entgegen.

Wal an der Seite des Fangschiffes

An der Nordwestküste Australiens arbeiten zwei große Walfangstationen: in Carnarvon und Point Cloates, 163 Meilen weiter nördlich. Im April kommen die Wale aus der Antarktis und halten sich dann bis Ende Oktober in den warmen Gewässern vor der Nordwestküste auf.

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Aber ist es nun der Gestank des Waltrans oder der Name dieser Insel, der mich an unangenehme Dinge erinnert - Babbage war ein berühmter englischer Mathematiker -, wohl fühle ich mich hier nicht. Klaus geht es anscheinend ähnlich; denn als wir von Bord des Dampfers, der uns nach Perth bringen soll, auf Carnarvon und Babbage Island zurückblicken, meint er nachdenklich: "Eigentlich haben mir die Wale, die sich im Wasser tummelten, viel besser gefallen, als das, was hinterher kam!"

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Der Zinnteller in der Haifischbai

Gegen Abend passieren wir die Dirk=Hartog=Insel, den westlichsten Punkt von Australien. "Hier landete 1616 Dirk Hartog, ein Holländer mit seinem Segelschiff "Eendracht", erzählt uns ein dicker, gemütlicher Weizenfarmer, der auch nach Perth will. "Sicher war er nicht der erste Europäer, der die Küste hier betrat. Denn die Portugiesen und Spanier waren schon vorher an der Nordwestküste gewesen und wahrscheinlich auch hier unten. Aber er war der erste, dessen Namen wir kennen. Hartog segelte in die flache, gefährliche Haifischbai hinein und nagelte einen Zinnteller an einen Baum, auf dem sein Name, der Name des Schiffes und der Tag seiner Ankunft stand: 25. Okt. 1616. Das war zwei Jahre bevor in Europa der Dreißigjährige Krieg ausbrach. Und wenn ihr beiden mal nach Amsterdam kommt, dann könnt ihr den Teller im Reichsmuseum stehen sehen!" In Geraldton gehen ein paar Leute von Bord, und weil wir ein paar Stunden Zeit haben, schauen auch wir uns ein bißchen an Land um. Geraldton ist neben Fremantle - dem Hafen von Perth - der wichtigste Hafenplatz der Westküste.

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Von hier führt eine Bahn gut 400 Meilen weit ins Innere hinein zu den großen Schafstationen und den Goldfeldern rund um Wiluna. Vor uns schlendern ein paar Soldaten. Sie haben Emu=Federn an ihren Mützen. Der Emu ist- neben dem Känguruh - wohl das bekannteste Tier Australiens. Im australischen Wappen und auf vielen Briefmarken ist der grauschwarze Vogel mit den kräftigen Beinen und dem langen Hals zu sehen. Als wir wieder an Bord sind, beginnt es zu regnen. Und es regnet immer noch, als wir schließlich in Fremantle einlaufen. Die Süd= und Südwestküste erhält vor allem jetzt im Winter Regen, wenn es bei uns oben in Green Gate knochentrocken ist. Steve steht unten am Kai und winkt. "Hallo!" sagt er nur kurz, als er Klaus und mir die Hand gibt. Und dann geht es mit seinem alten Ford, der aussieht, als würde er nur noch durch die Lichtleitung zusammengehalten, nach Perth. Aber auf der prächtigen Autostraße läuft die alte Mühle ganz ausgezeichnet. Rechts von uns fließt der Swan=River, der Schwanen=Fluß. Plötzlich öffnet sich eine weite Bucht, die von grünen Parks und Gärten umgeben ist. Jetzt bricht auch die Sonne durch die Wolken!

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Dirk Hartog in der Haifischbai

Gegen Abend passieren wir die Dirk-Hartog-Insel, den westlichsten Punkt Australiens. Hier landete 1616 Dirk Hartog, ein Holländer, mit seinem Segelschiff "Eendracht". Er segelte mit seinem Schiff in die flache, gefährliche Haifischbai hinein und nagelte einen Zinnteller an einen Baum, auf dem sein Name, der Name des Schiffes und der Tag seiner Ankunft stand: 25. Oktober 1616.

Dirk Hartog in der Haifischbai

1598 ergriffen die Holländer Besitz von Java. Damit erschien neben Portugal und Spanien eine dritte europäische Großmacht auf den Inseln zwischen dem Indischen und Stillen Ozean.

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Landschaft bei Perth

Rechts von uns fließt der Swan-River, der Schwanenfluß. Plötzlich öffnet sich eine weite Bucht, die von grünen Parks und Gärten umgeben ist. Jetzt bricht auch die Sonne durch die Wolken! Weiß leuchten die Segel der Boote - scharf heben sie sich von dem tiefen Blau des Wassers und dem dunklen Grün der Bäume ab. "Das hier ist der berühmte Kings-Park. Und dort drüben könnt Ihr Perth liegen sehen!", erklärt Steve, der den Wagen angehalten hat.

Landschaft bei Perth

Perth ist die Hauptstadt Westaustraliens. Ihre Hafenstadt ist Fremantle, Hier ist das Mündungsgebiet des Swan=Rivers. In Perth und Fremantle wohnen rund 220 000 Menschen.

. Dirk-Hartog-Insel, Carnarvon und Babbage Island

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Weiß leuchten die Segel der Boote -scharf heben sie sich von dem tiefen Blau des Wassers und dem dunklen Grün der Bäume ab. "Das hier ist der berühmte King's=Park. Und dort drüben könnt ihr Perth liegen sehen!" erklärt Steve, der den Wagen angehalten hat. Perth gefällt uns. Es ist eine richtige moderne Großstadt; aber es ist eine sehr schöne Stadt. Zwei Stunden fährt Steve mit uns kreuz und quer durch die Innenstadt und die Vororte. Er zeigt uns die Universität, das Rathaus und die vielen herrlichen Sportplätze. Und dann müssen wir noch schnell seine Studentenbude bewundern, bevor er uns in das Lager der Boy=Scouts hinausfährt. Donnerwetter, ist das schön hier! Wir sind mitten drin in den Darling=Ranges, der Gebirgskette, die sich von Perth bis an die Südküste hinunterzieht. Die Abhänge sind dicht bewaldet. Dazwischen stürzen Hunderte von kleinen Wasserfällen sprühend über die Felsen in die Tiefe. Und so viele Blumen wie hier habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen! Das leuchtet in allen Farben zwischen den hellen Stämmen der Eukalyptusbäume und dem dunklen Grau der Felsen hervor! Jetzt haben wir den höchsten Punkt der Straße erreicht. Der Wald wird lichter und hört schließlich ganz auf. Riesige Weizenfelder liegen vor uns in der Sonne, immer wieder unterbrochen von Weideflächen. Das Lager der Boy=Scouts liegt auf einer großen Wiese am Flußufer. Wir melden uns beim Lagerführer, der sich freut, daß auch Klaus mitgekommen ist. Es sind nur ein paar Jungen zwischen den Zelten zu sehen. Einer sitzt auf einem Ast, der sich weit über das Wasser streckt und angelt. Drei oder vier andere schwimmen weiter unten. Plötzlich ruft der Junge im Baum den Schwimmern etwas zu. Aufgeregt zeigt er mit dem ausgestreckten Arm auf das gegenüberliegende Ufer, das von dichtem Gebüsch eingerahmt ist.

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Es ist nichts zu sehen - nur das Wasser bewegt sich kräuselnd. Die drei Schwimmer sind schon heran. Einer taucht. Und jetzt ist da drüben etwas los! Das Wasser spritzt hoch auf - anscheinend halten die Jungen etwas fest, das kräftig zappelt. Sie schreien und lachen durcheinander. Und da steigen sie schon aus dem Wasser. Sie haben ein ausgewachsenes Schnabeltier gefangen. Es ist ungefähr 60 Zentimeter lang und sieht aus wie ein Fabelwesen - mit seinem runden, breiten Schnabel, den Füßen mit den spitzen Krallen und Schwimmhäuten dazwischen und dem kurzen, flachen Schwanz. "Da habt ihr aber Glück gehabt!" meint der Lagerleiter. "Erstens gibt es hier im Schwanland kaum Schnabeltiere - sie leben eigentlich mehr im Südosten und auf Tasmanien - und zweitens sind sie so scheu, daß man sie ganz selten einmal lebend fängt." Schnell wird eine Tonne herangeschafft und mit Wasserpflanzen, Schlamm und Wasser gefüllt. Und schon hat unser Schnabeltier ein Aquarium! Steve ist ganz aus dem Häuschen. Er wendet sich den Jungen zu. "Ein Schnabeltier im Swan=River - kein Mensch glaubt mir das in Perth.

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Schnabeltier

Steve erzählte uns viele interessante Dinge über das Schnabeltier, das es nur in Australien gibt. Es sieht aus wie ein Mittelding zwischen Ente und Biber und legt Eier wie eine richtige Ente, später aber säugt es die Jungen. Es sah lustig aus, als sich das Schnabeltier auf die Hinterbeine setzte und umherschaute wie ein Pinguin.

Schnabeltier

Schnabeltiere gibt es nur in Australien und Tasmanien. Sie sind Kloakentiere - eierlegende Säugetiere -, leben an Flußufern und stehenden Gewässern und sind ausgezeichnete Schwimmer.

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Boy Scouts fangen ein Schnabeltier

Die Jungen haben am Ufer des Swan-River ein ausgewachsenes Schnabeltier gefangen. Es ist ungefähr 60 cm lang und sieht aus wie ein Fabelwesen. Das Tier wollte gerade in einem Loch in der Uferwand verschwinden, aber es war zu dick und blieb stecken. Und da hat es dann einer der Boy=Scouts am Schwanz herausgezogen.

Boy Scouts fangen ein Schnabeltier

Die Schnabeltiere sind selten geworden. Man trifft sie vor allem in Victoria, in Neusüdwales, im Süden der Staaten Queensland und Südaustralien und auf Tasmanien.

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Den Burschen muß ich unbedingt mitnehmen!" Und dann erzählt er uns etwas über dieses seltsame Tier, das es nur in Australien und sonst nirgendwo auf der ganzen Erde gibt: "Die Schnabeltiere graben sich lange Gänge in das Flußufer. Der Eingang liegt unter Wasser, die Höhle - die am Ende des ansteigenden Ganges gebaut wird - höher als der Wasserspiegel. Steigt das Wasser, wird also auch die Höhle naß, dann sucht sich das Schnabeltier eine neue Behausung." "Es wollte gerade in einem Loch in der Uferwand verschwinden", sagt der Junge, der nach dem Schnabeltier tauchte. "Aber es war zu dick und blieb stecken. Und da habe ich es am Schwanz herausgezogen!" Alle lachen. Aber Steve meint: "Das ist leicht zu erklären. Durch die Regenfälle der letzten Tage ist der Fluß angeschwollen und hat sicher auch seine Höhle unter Wasser gesetzt. Und jetzt war es auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Denn in der Nähe des eigenen Baus hättet ihr es nie und nimmer mit der Hand fangen können! Aber neue Wohnungen scheinen selbst für Schnabeltiere knapp zu sein!" Steve erzählt noch eine Menge interessanter Dinge über das komische Tier, das aussieht wie ein Mittelding zwischen Ente und Biber - mit seinem weichen, braunen Fell und dem runden Schnabel, mit dem es im Schlamm nach Insektenlarven, Würmern und Muscheln sucht. Auch daß es Eier legt, wie eine richtige Ente, dann aber seine Jungen säugt, wie ein Schaf oder ein Schwein - berichtet er. Ganz besonders lustig sieht es aus, wenn es sich auf den Hinterbeinen aufrichtet und herumschaut wie ein Pinguin.

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Yagan und das Gesetz des Busches

Am Abend kommen auch die anderen Jungen, die Ausflüge in die Umgebung gemacht haben, ins Lager zurück. Nach dem Essen sitzen wir alle um ein großes Feuer herum, singen und erzählen Geschichten. Klaus wird immer wieder gefragt, wie es in Deutschland aussieht, ob es dort auch Pfadfinder und Eukalyptusbäume wie hier in dem heißen Australien gibt. "Freddy, du wolltest uns doch die Geschichte von Yagan erzählen!", rufen einige Jungen dem Lagerführer zu, der mit einem langen Knüppel im Feuer stochert. "Ja, das wollte ich", antwortet Freddy. "Hört zu: Noch vor 150 Jahren gab es hier in dieser Ecke keinen einzigen weißen Menschen. Als die ersten Ansiedler so um 1830 herum an der Küste landeten, da fanden sie hinter den Uferdünen dichten, undurchdringlichen Wald. Es war eine harte Zeit für die Siedler. Der Wald mit seinen gewaltigen, jahrhundertealten Bäumen mußte gerodet und die erste Saat mühsam in die Erde gebracht werden. Wir wollen uns ja in den nächsten Tagen den Wald im Süden ansehen - mit seinen 100 Meter hohen Karribäumen - dann könnt ihr euch wohl vorstellen, wie schwer die ersten Siedler arbeiten mußten!"

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Ansiedler beim Roden des Landes

Heute rodet man den Busch mit allen modernen Mitteln der Technik. Die ersten Ansiedler hatten es nicht so leicht. Als die Weißen so um 1830 an der Südwestküste - wo heute Perth liegt - landeten, da fanden sie hinter den Uferdünen dichten, undurchdringlichen Wald vor, dem sie mühsam Meter für Meter für das Ackerland abringen mußten.

Ansiedler beim Roden des Landes

Die Rodung des Landes stellte die Siedler vor schwere Probleme. Die großen Bäume wurden durch das "Ringbarking" zum Absterben gebracht. - Dem Buschholz geht man mit riesigen Stahltrommeln zu Leibe, die von Traktoren durch das Gestrüpp geschleppt werden und die das Buschwerk mit den Wurzeln aus dem Boden reißen.

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Eingeborene greifen Perth an

Die ersten Ansiedler hatten die junge Siedlung Perth um 1830 unter blutigen Kämpfen gegen die immer wieder angreifenden Eingeborenen unter ihrem Anführer Yagan zu verteidigen. Die Australneger kämpften erbittert und verzweifelt um ihr Land. Sie zogen sich dann aber in den Busch zurück, als sie die Übermacht der Weißen erkennen mußten.

Eingeborene greifen Perth an

Überall, wo die Weißen neues Land in fremden Ländern unter den Pflug brachten, mußten sie sich mit den bisherigen Bewohnern auseinandersetzen. Und dabei kam es häufig zu blutigen Kämpfen, zu verlustreichen Kriegen. Die Eingeborenen waren den Weißen meistens zahlenmäßig und vor allem hinsichtlich ihrer Bewaffnung unterlegen.

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Holzfäller beim Fällen eines Karribaumes

Freddy legt ein paar dicke, trockene Äste in das flackernde Feuer. "Es gab Rückschläge durch Dürren und erbitterte Kämpfe mit den Eingeborenen, die verbissen um ihr Land kämpften. Ihr Anführer war Yagan, ein junger und kühner Australneger, der die Weißen leidenschaftlich bekämpfte. Immer wieder stachelte er seine Landsleute zum Widerstand gegen die weißen Eindringlinge auf. Die Weißen achteten Yagan. Er war ein anständiger Gegner und verteidigte schließlich nur sein Land. 1830 griff Yagan mit allen seinen Leuten die junge Siedlung Perth an. Nach einem harten, langen Kampf wurde der Angriff blutig abgeschlagen. Yagan zog sich mit den überlebenden Eingeborenen in den Busch zurück. "Weiß man, was aus Yagan wurde?" fragt ein Junge, der fortwährend Kaugummi futtert und aus Adelaide kommt. "Ja - aber das ist keine schöne Geschichte", sagt Freddy ernst. "Auf einem Streifzug mit mehreren seiner Leute traf er zwei Weiße im Busch - ohne Wasser und Nahrung. Er tötete sie nicht, obwohl sie seine Todfeinde waren, sondern teilte sein Essen mit ihnen. Die Weißen kannten ihn - denn Yagan war berühmt. Einer der beiden zog plötzlich die Pistole und erschoß ihn. Der Mörder wurde natürlich von den Eingeborenen niedergemacht; aber Yagan war tot. Als bekannt wurde, wie Yagan ums Leben gekommen war, waren die anständigen Weißen ehrlich betroffen. Denn Yagan hatte das Gesetz des Busches-Hilfe zu leisten, wenn ein Mensch verdurstet - gehalten, der Weiße nicht!" Still und ein wenig bedrückt gehen wir in die Zelte. Leise verklingt das Motorengeräusch von Steves Wagen, der mit der Schnabeltiertonne nach Perth zurückfährt.

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Giganten, Grasbäume und Gold

Freddy hat recht. Als wir am nächsten Tag mit einer kleinen Gruppe von Boy=Scouts nach Süden in das Gebiet der Baumriesen fahren, kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. 80, 90, ja 100 Meter hoch sind die gigantischen Karribäume, aus deren Holz man Schiffe baut und eisenhartes Straßenpflaster schneidet. Die Stämme sind oft so dick, daß wir 9 oder 10 Jungen brauchen, um mit ausgestreckten Armen den Baum umfassen zu können. Zwischen den silbergrauen Karribäumen stehen die schlanken Stämme der Jarrahs. Sie werden "nur" 40 bis 50 Meter hoch. Aber auch ihr Holz ist wegen seiner wunderschönen Maserung sehr begehrt. Immer wieder treffen wir in den Wäldern zwischen Perth, Augusta und Albany auf Holzfäller. Endlos lange dauert es, bis sie mit ihren Äxten eine breite und tiefe Kerbe in den Stamm geschlagen haben und bis sich schließlich die Motorsäge durch das Holz hindurchgefressen hat. Und auf einmal ist es dann soweit! "Aufpassen!" ruft Freddy. Wir springen zur Seite. Ein Zittern geht durch den gewaltigen Baum. Die Krone beginnt zu schwanken. Und dann stürzt der Gigant mit ohrenbetäubendem Krachen - andere Stämme mitreißend - auf den Waldboden nieder! Aufgescheuchte Kakadus schimpfen kreischend, und Kaninchen hoppeln erschreckt zur Seite. Nach zwei Tagen geht es zurück. Als wir aus dem dichten Wald herauskommen, fahren wir-abseits der Hauptstraße - mehrere Stunden lang durch ein Gebiet, das aussieht, wie eine Geisterlandschaft. Bäume, kahl und ohne Laub, recken ihre nackten, grauen Äste in die Luft. Ein entsetzlich trauriges Bild, diese toten und sterbenden Bäume! "Das ist das Ergebnis des ,Ringbarking'', erklärt Steve. "Das ist die einfachste Methode, das Land für den Ackerbau zu roden.

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Die Siedler schneiden aus der Rinde einen breiten Ring heraus. Dann stirbt der Baum und kann mit seinen meterlangen Wurzeln kein Wasser mehr aus dem Boden saugen, das man für das Weidefutter oder den Weizen dringend braucht. Ist der Baum kahl und genügend trocken, dann legt man rundherum ein Feuer an und verbrennt ihn." "Ja, aber warum verwendet man das Holz nicht, wenn es so wertvoll ist?" fragt Klaus verwundert. "Das ,Ringbarking' ist Gott sei Dank selten geworden, seitdem man technische Hilfsmittel hat, das Holz zu verarbeiten und zu transportieren. Aber wenn die Entfernung zum nächsten Sägewerk zu groß ist, dann sind die Transportkosten zu hoch, und dann ist das ,Ringbarking' immer noch die einfachste und billigste Methode, das Land für den Ackerbau vorzubereiten." Wir erreichen wieder die Straße, einen harten, breiten Sandweg, der quer durch den Busch nach Norden führt. Gelegentlich sehen wir Emus zwischen den Grasbäumen herumspazieren. Diese eigenartigen Bäume, die hier überall zwischen den Eukalyptusstämmen stehen, erinnern mich jedesmal an ausgefranste Rasierpinsel. Die Emus heben die Köpfe und schauen zu uns herüber. Sie laufen nicht weg. Es sind große, schwere Vögel, die niemandem etwas zuleide tun. Trotzdem machen sie manchmal den Farmern viel Kopfzerbrechen. Sie fressen vor allem Beeren; aber in Dürrezeiten fallen sie in die Weizenfelder ein. Und was sie nicht fressen, das trampeln sie mit ihren kräftigen Beinen und den großen Füßen nieder. Dann entbrennt ein erbitterter Krieg zwischen Farmern und Emus! "Ich habe vor ein paar Jahren einmal eine Emujagd mitgemacht", erzählt Freddy. "Aber es hat mir gar keine Freude gemacht.

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Holzfäller beim Fällen eines Karribaumes

Immer wieder treffen wir in den Wäldern zwischen Perth, Augusta und Albany auf Holzfäller. Endlos lange dauert es, bis sie mit ihren Äxten eine breite und tiefe Kerbe in den Stamm des riesigen Karribaumes geschlagen haben und bis sich schließlich die Motorsäge durch das Holz hindurchgefressen hat. Die gigantischen Karribäume werden oft 90 und 100 Meter hoch!

Holzfäller beim Fällen eines Karribaumes

Der Karribaum ist ein Eukalyptus. Obwohl er bis zu 120 Meter hoch wird, ist er doch nicht der größte Vertreter dieser Familie; denn der Wangara, der Pfefferminzbaum, erreicht sogar 150 Meter, bei einem Stammumfang von 30 Meter.

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Die Tiere fliehen nicht, sondern kommen - besonders, wenn man mit einem bunten Lappen winkt - ganz nah an den Jäger heran, weil sie sehr, sehr neugierig sind. Und dann werden sie reihenweise abgeschossen oder mit dem Knüppel erschlagen." "Ich habe mal gehört, daß sogar schon Soldaten zur Emubekämpfung eingesetzt wurden. Stimmt das?" fragt der Kaugummijunge aus Adelaide. "Das war weiter im Norden", antwortet Freddy. "Da war die Emuplage vor ein paar Jahren so stark, daß sich die Farmer einfach nicht mehr zu helfen wußten. Sie forderten Militär an. Mit Maschinengewehren wurden die Tiere vom fahrenden Auto aus getötet! - Früher haben die Eingeborenen dafür gesorgt, daß die Emus nicht zu einer Landplage wurden, denn ihr Fleisch ist bei den Australnegern sehr beliebt. Aber die Weißen drängten die Ureinwohner immer weiter ins Innere zu rück, und die Emus konnten sich - jedenfalls am Anfang - unbeschränkt vermehren." Ein paar Tage später fahren wir mit der Bahn nach Kalgoorlie, zu den größten Goldfeldern Australiens.

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Erst geht es durch hügeliges Weizenland, dann durch flachen Busch. Die Landschaft wird immer kahler - Sand, Geröll, verfilztes Gestrüpp, trockene gelbe Grasbüschel. Hin und wieder sehen wir Schafe oder eine einsame Station. Und ganz selten einen alten, zerlumpten Goldsucher, der allein in der Wildnis sein Glück versucht. Aus einer Schüssel schüttet er den goldhaltigen Sand in hohem Bogen auf den Boden. Sand und Staub bläst der Wind fort, und die schweren Goldkörner - wenn welche drin sind! - fallen nach unten. Heute sind die einsamen Goldsucher fast ausgestorben, weil man das Gold jetzt in großen Industrieanlagen gewinnt. Aus vielen hundert Metern Tiefe wird das goldhaltige Gestein heraufgeholt. Spät am Abend kommen wir in Kalgoorlie, der Stadt in der Wüste, an. Am nächsten Morgen führt uns ein Ingenieur durch die Stadt und zeigt uns die Schächte und Förderanlagen, die Maschinenhäuser und Wellblechschuppen. Dabei erzählt er uns vom Gold - von märchenhaften Funden und Männern, die mit schweren Säcken, prallgefüllt mit den gelben, glänzenden Klumpen, in der Wüste verdursteten. "Es war 1893. Zwei Goldsucher - sie hießen Hannan und Flannigan - suchten ihre Pferde, die ihnen in der Nacht ausgerissen waren. Als sie in den Felsen herumkletterten, stieß der eine von ihnen mit den Füßen gegen Goldklumpen, dicke, schwere Goldklumpen! Was da vor ihnen auf dem Boden lag, das war ein Millionenvermögen! - So wurden die Goldfelder von Kalgoorlie entdeckt. Ein paar Jahre später stand hier schon eine Stadt aus Zelten, Wellblechbuden und Kneipen. Denn der Whisky war damals nicht viel teurer als Wasser." Trotz des Goldrausches und trotz des billigen Whiskys herrschte auf den Goldfeldern Ordnung. In den Zelten der Goldgräber lagen Beutel voll Gold - unverschlossen. Die Gesetze, die sich die Männer selbst gaben, waren hart, aber gerecht.

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Emus unter Grasbäumen

Auf unserem Weg nach Norden sehen wir gelegentlich Emus zwischen den Grasbäumen herumspazieren. Diese eigenartigen Bäume erinnern mich jedesmal an ausgefranste Rasierpinsel. Die Emus heben die Köpfe und schauen zu uns herüber. Es sind große, schwere Vögel, die gelegentlich den Farmern viel Kopfzerbrechen machen; denn in dürren Zeiten fallen sie in die Weizenfelder ein, und was sie nicht fressen, das trampeln sie mit ihren kräftigen Beinen und den großen Füßen nieder.

Emus unter Grasbäumen

Aus der Familie der Kasuare stammt der straußenähnliche Emu, der bis zu 1,70 Meter hoch wird. Auch ihn gibt es nur in Australien. Er hat kurze Stummelflügel und lange weiche Federn. Heute trifft man ihn vor allem im Süden des Landes an.

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Alter Goldsucher beim Sandsieben

Ganz selten sehen wir einen einsamen, alten Goldsucher, der allein in der trostlosen Wildnis sein Glück versucht. Die zwei, denen wir am Nachmittag begegnen, schauen kaum auf, als wir aus dem Abteilfenster winken. - Heute sind die einzelnen Goldsucher fast ausgestorben, weil man das Gold jetzt in großen Industrieanlagen gewinnt. Aus vielen hundert Metern Tiefe wird das goldhaltige Gestein heraufgeholt.

Alter Goldsucher beim Sandsieben

Während früher die Goldgewinnung mit den denkbar primitivsten Mitteln betrieben wurde - das Gold wurde aus dem Sand oder dem Gesteinsstaub mit einfachen Geräten ausgewaschen, wenn kein Wasser zur Verfügung stand, ausgesiebt -, wird es heute industriell gefördert.

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Wer Gold aus einem Zelt stahl, wurde zum Tode verurteilt und gehängt. Aber mancher, der schon die Schlinge um den Hals hatte, wurde begnadigt, wenn er sein Wort gab, sich nie mehr im Umkreis von 100 Meilen blicken zu lassen. Was meint ihr, wie die Burschen liefen. Der größte Goldklumpen, der in Australien gefunden wurde, wog über 5 Zentner! -Ein einsamer Goldgräber entdeckte eines Morgens zu seinem Schrecken, daß ihm seine Wasserflasche ausgelaufen war, die er an einen Baum gehängt hatte. Aber unter dem Baum - freigewaschen durch das Wasser - lag ein 2 Kilogramm schwerer Goldklumpen! Die Geschichten, die uns der Ingenieur erzählt, reißen nicht ab. Beiläufig erwähnt er, daß er morgen mit dem Wagen nach Port Augusta - 1000 Meilen weiter westlich - fahren will. Klaus und ich schauen uns an. Das wäre doch eine Sache! Von Port Augusta könnten wir direkt nach Halls Creek fliegen, und dann ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Green Gate! Schnell kommen wir mit Mr. McCurten, so heißt der Mann, klar. Er will uns mitnehmen! Am gleichen Abend geben wir noch Telegramme an Vater Werneburg und Green Gate auf. Steve bekommt eine Postkarte.

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Der Willy-Willy erwischt uns

Beim Morgengrauen geht es los. Wir wollen möglichst viel schaffen, bevor die Hitze richtig einsetzt. Hier in dieser Gegend regnet es kaum. Das Wasser für Kalgoorlie wird in dicken Rohren 600 Kilometer weit von Perth hergeleitet. Bald liegt die "Goldene Meile" der großen Goldfelder mit den hohen Erdhaufen, den Fördertürmen und Schornsteinen hinter uns.

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Justiz im Goldgräberkamp

Trotz des Goldrausches und trotz des billigen Whiskys herrschte auf den Goldfeldern Ordnung. In den Zelten der Goldgräber lagen Beutel voll Gold - unverschlossen. Die Gesetze, die sich die Männer selbst gaben, waren hart, aber gerecht. Wer Gold aus einem Zelt stahl, wurde zum Tode verurteilt und gehängt. Aber mancher, der schon die Schlinge um den Hals hatte, wurde begnadigt, wenn er sein Wort gab, sich nie mehr im Umkreis von 100 Meilen blicken zu lassen. Was meint Ihr, wie die Burschen dann liefen!

Justiz im Goldgräberkamp

Australien liegt mit einer Goldproduktion im Werte von $8 Millionen Dollar (1940) an 5. Stelle der goldfördernden Länder. Die Spitze hält seit Beginn dieses Jahrhunderts die südafrikanische Union, die 1940 für 492 Millionen Dollar Gold produzierte.

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Die Straße zieht sich schnurgerade durch das Eukalyptusť und Akaziengestrüpp - wir nennen es Scrub - und durch die kahlen Sandflächen hin. Die Gegend wird immer trostloser. Weit und breit ist kein Baum zu sehen - von Menschen und Tieren gar nicht zu reden! Nördlich von uns läuft die Bahnlinie, die Kalgoorlie und Port Augusta verbindet. Sie führt 500 Kilometer weit ohne eine einzige Kurve durch die flache Wüste. McCurten meint: "Es ist die trostloseste Bahn, die ich kenne. Alle Reisenden atmen auf, wenn der Zug nach sechsstündiger Fahrt endlich eine leichte Linkskurve macht. Auch die Lokomotive scheint sich zu freuen; denn an dieser Stelle beginnt sie jedesmal zu pfeifen." Und dann erzählt McCurten von den Opalsuchern, die hier in der Nullarbor=Ebene leben, um die hellen, funkelnden Edelsteine zu finden. In den verzweigten, unerforschten Höhlen stecken sie im Gestein - glitzernd, lockend, gefährlich! Mancher Opalsucher hat auf der Jagd nach den wertvollen Steinen nicht mehr den Weg aus den langen, unterirdischen Höhlengängen zurückgefunden. "Hier müssen übrigens irgendwo Opalhöhlen sein", meint McCurten und biegt von der Straße ab. "Ich habe sie mir vor ein paar Jahren einmal angesehen. Vielleicht finden wir sie!" Aber wir finden sie nicht. Zwei Stunden fahren wir nun schon zwischen den grauen Salzbüschen und den Felsbrocken herum - von Höhlen ist nichts zu entdecken! Klaus schaut mich ein wenig besorgt an. "Hoffentlich finden wir hier wieder 'raus", flüstert er mir zu. "Wenn wir hier eine Panne haben, dann ..." Er spricht nicht weiter, sondern schaut angestrengt zum Horizont. Donnerwetter - was ist denn das? Der Himmel färbt sich plötzlich dunkel, graublau, fast braun ist er jetzt. "Das hat uns gerade noch gefehlt!" flucht McCurten. "Ein Willy=Willy, ein Sandsturm.

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Jetzt nichts wie drauf! Wenn wir anhalten, werden wir rettungslos zugeweht!" Auf einmal steht eine dunkle Sandhose vor uns - wie ein riesiger drohender Baum! Ein lautes Prasseln und Pfeifen ringsum uns her, aber es ist nichts zu sehen, absolut nichts! Der Sand peitscht gegen Kühler und Windschutzscheibe, knattert auf das Dach wie ein Platzregen. Der Wagen jagt in die Dunkelheit hinein, schleudert hin und her. Plötzlich gibt es einen mörderischen Krach! Ich knalle mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe - der Wagen steht! McCurten drückt auf den Starter, der Motor springt an. Aber sooft er auch versucht, anzufahren - es gelingt nicht. Unsere Räder mahlen im Sand, das Auto kommt nicht vorwärts! Genau so schnell wie er kam, ist der Sandsturm vorüber. Wir alle sind - obwohl wir sofort die Scheiben hochdrehten - über und über mit feinem Sandstaub bedeckt. Augen und Nasen sind verklebt, auch zwischen den Zähnen knirscht der Sand. - Es ist gar nicht so einfach, aus dem Wagen herauszukommen. Wir sind völlig eingeweht. Nach zwei Stunden angestrengter Buddelei steht der Chevrolet endlich wieder frei.

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Windhose in der Sandwüste

Ehe wir uns klar darüber waren, wieso es plötzlich so dunkel wurde, befanden wir uns mitten in einem Sandsturm. Der feine Staub drang durch die kleinsten Ritzen des Wagens, Augen und Nase verklebten, und sogar zwischen den Zähnen knirschte es. Der Sand peitschte gegen Kühler und Windschutzscheibe und knatterte auf das Dach wie ein Platzregen.

Windhose in der Sandwüste

Wind= und Sandhosen (Tromben) sind Luftwirbel, die in der Höhe der mittleren Wolken entstehen. Ihr gewaltiger Sog reicht bis zum Erdboden hinunter und reißt Staub, Sand und Steine mit sich hoch. Die gleiche Erscheinung über dem Meer nennt man Wasserhosen.

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Unser Auto nach dem Sandsturm

Genau so schnell wie er kam, ist der Sandsturm auch vorüber. Aber wir sind völlig eingeweiht. Zwei Stunden lang müssen wir angestrengt buddeln, doch dann haben wir unseren Chevrolet endlich wieder frei. Und mit Hilfe von einigen Metern Maschendraht, die wir unter die Räder legen, kommen wir schließlich aus der Verwehung heraus und können unsere Fahrt fortsetzen.

Unser Auto nach dem Sandsturm

Tromben kann man in der Nullarborebene fast täglich beobachten. Häufig treten sie in Verbindung mit Zyklonen auf, die man in Australien "Willy=Willies" nennt. Die schweren Zyklone, die oft tagelang anhalten, ereignen sich vor allem im Sommer. Von 1902 bis 1923 hat allein Westaustralien 41 schwere Zyklone erlebt, die erhebliche Verwüstungen anrichteten.

.Stichwörter: Never=Never=Land, Port Augusta, Alice Springs, Adelaide, McDonnell-Kette, Halls Creek, Port Augusta, Alice Springs, Adelaide, McDonnell-Kette, Halls Creek,

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Mit ein paar Metern Maschendraht, die McCurten hinten im Wagen hat und die wir unter die Räder legen, kommen wir schließlich aus der Verwehung heraus. Wir atmen auf. Das ist gerade noch einmal gut gegangen! Unsere Weiterfahrt verläuft planmäßig. Nach zwei Tagen sind wir in Port Augusta. Wir haben Glück, denn noch am gleichen Tage erwischen wir eine Maschine, die uns nach Alice Springs fliegt - in das Herz Australiens. Hier in Alice Springs, am Fuße der McDonnell=Kette, ist die von Adelaide kommende Bahn zu Ende. Im Norden der Stadt steigen die wildzerklüfteten Berge bis zu 1000 Metern steil an. Wenn man von hier aus weiter nach Norden, Osten oder Westen will, dann muß man fliegen, mit dem Auto fahren - oder mit Kamelen reiten! Klaus machte gestern große Augen, als er am Stadtrand eine Polizeipatrouille "hoch zu Kamel" sah, die gerade von einem Streifzug aus dem Never=Never=Land, dem "Niemandsland", in der Mitte Australiens, zurückgekehrt war. Diese Polizeistreifen durchqueren in regelmäßigen Abständen die endlosen Grasflächen des Innern, um nach dem Rechten zu sehen und vor allem die staatlichen Brunnen zu überwachen, die in bestimmten Abständen an den Viehdriften gebaut wurden. Die Männer auf den Kamelen sind hagere, braungebrannte Kerle - schweigsam wie die Wildnis, durch die sie Tag für Tag reiten. Als wir ein paar Tage später endlich in Halls Creek landen, ist Vater schon da. Zwischen dichten Tabakwolken taucht auch Bill auf. Aber er schwankt verdächtig, als ich ihm kräftig die Hand schüttle. "Na ja", meint er, als ich ihn etwas verwundert anschaue. "Wir mußten ja lange genug auf euch Polarforscher warten!" Für Bill ist alles, was südlich der Großen Sandwüste liegt, schon fast Eismeer! "... und hier in Halls Creek haben sie ein verdammt gutes Bier!"

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Polizeipatrouille mit Kamelen

Wir machten große Augen, als wir am Stadtrand eine Polizeipatrouille hoch zu Kamel sahen, die gerade von einem Streifzug aus dem Never-Never-Land zurückgekehrt war. Diese Polizeistreifen durchqueren in regelmäßigen Abständen die endlosen Grasflächen des Innern, um nach dem Rechten zu sehen und vor allem die staatlichen Brunnen zu überwachen.

Polizeipatrouille mit Kamelen

Die Polizei der verschiedenen Staaten Australiens bedient sich aller Verkehrsmittel, vom Flugzeug bis zum - Kamel! In den heißen, trockenen Ebenen des Innern ist das anspruchslose und ausdauernde Kamel bis heute konkurrenzlos geblieben.