Gabun
Reiseberichte Gabun
Aus dem Sanella-Album Afrika |
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BEIM WEISSEN OGANGA IN LAMBARENE Unsere Fahrt durch das Kongogebiet war reich an Erlebnissen und Abenteuern. Viele Geheimnisse hatten sich uns offenbart, und vieles war uns verschlossen und rätselhaft geblieben. Was war an dem Geheimnis Kongo so überwältigend und betörend zugleich? War es die verschwenderische Fülle und der Reichtum, mit dem die Natur dieses fruchtbare Gebiet des Regenwaldes überschüttete? Waren es die Zwergenmenschen, die dieses Land bevölkerten, und die so hart und grausam und doch stark und gut sein konnten? Oder waren es die Ströme, die sich überreich in den Kongo ergossen und im wilden strudelnden Lauf über unzählige Stromschnellen und Wasserfälle dem Atlantischen Ozean zustrebten? Ich kann heute nur sagen, daß es alle diese Kräfte waren, die zusammenwirkend das Geheimnis Kongo bildeten. Für uns wurde dieses Gebiet zum rätselhaften Herzen Afrikas. |
Von Leopoldville steuerten wir mit unserem Jeep, der uns bisher, ohne zu versagen, von Erlebnis zu Erlebnis geführt hatte, Lambarene zu. Die Luft war sehr heiß und feucht wie im Treibhaus und machte uns das Atmen schwer. Der Weg führte durch dichtes Urwaldgebiet, vorbei an Palmbäumen, grünen Laubhölzern und großen Papyrusstauden mit fächerartigen Blättern. Dann waren wir in Lambarene, jener kleinen unbedeutenden Urwaldsiedlung, die durch das heroische Wirken Professor Albert Schweitzers weltberühmt geworden ist. Als wir den großen Helfer der Schwarzen nicht persönlich antrafen, waren wir sehr enttäuscht. Aber die Siedlung, die er geschaffen hatte, konnten wir besichtigen, und mit den Menschen, die ihm zur Seite standen, und den Kranken, die er heilte, konnten wir sprechen. Freundlich schaute sein schlichtes Wohnhaus von einer kleinen Anhöhe über Urwald und Ogoweniederung. Das Haus war ganz aus Holz gebaut und zum Schutz gegen Schlangen und andere unerbetene Gäste auf eisernen |
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Pfählen errichtet worden. Nicht weit davon gruppierten sich die Hospitalgebäude, die eigentlichen Wirkungsstätten dieses hervorragenden Arztes. Erst als mich Bill genau und eingehend vom Lebenswerk Professor Albert Schweitzers unterrichtet hatte, konnte ich die Bedeutung unseres Besuches in Lambarene richtig ermessen. PROFESSOR ALBERT SCHWEITZER, SEIN WIRKEN UND SCHAFFEN Professor Albert Schweitzer ist nicht nur ein großer Deutscher, sondern für alle Welt der Inbegriff eines wahren Menschenfreundes. Nachdem er von dem Elend und der Not der kranken Schwarzen in Afrika gelesen und gehört hatte, gab er noch als Dreißigjähriger seinen sicheren Lehrstuhl als hervorragender Theologe in Straßburg auf und studierte Medizin. Er wollte Arzt werden, um nicht nur die Religion der Liebe zu lehren, sondern um auch als Arzt tätige Hilfe geben zu können. Nach sechs anstrengenden arbeitsreichen Jahren hatte er das medizinische Staatsexamen geschafft. 1913 reiste er mit seiner Frau nach Lambarene. Hier gründete er in einzigartiger, beispielgebender Selbstaufopferung ganz allein und ohne irgendeine staatliche Hilfe inmitten dichten afrikanischen Urwaldes ein Hospital. Die Größe seines Entschlusses kann nur der ermessen, der einmal hier war und in dieser dumpfen, Stickigen Treibhausluft leben mußte. Das Klima ist für Weiße so ungünstig, daß sie unmöglich länger als zwei, höchstens drei Jahre hier leben können. |
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Dann sind sie wegen Ermüdung und Blutarmut zu richtiger Arbeit unfähig und müssen längere Zeit zur Erholung nach Europa. Von einem Hospital in unserem Sinne konnte natürlich am Anfang keine Rede sein Untersucht und behandelt wurde zuerst im Freien vor dem Wohnhaus. Als das nicht mehr ging, benutzte Schweitzer einen leerstehenden Hühnerstall, den er notdürftig mit Kalklösung anstrich. Schon in den ersten Wochen kamen viele Leidende und Kranke, und Schweitzer mußte umfassende medizinische Kenntnisse haben, um bei all den Krankheiten helfen zu können. In der Hauptsache handelte es sich um Schlafkrankheit, Ruhr, Malaria, Lepra, eiternde Geschwüre, Herzkrankheiten und Elefantiasis, eine Krankheit, bei der die Gliedmaßen unförmig entstellt werden. Die primitiven Eingeborenen, die oft noch Menschenfresser sind, halten Dr. Schweitzer für einen großen Oganga, einen weißen Zauberer. Die Narkose vor den Operationen beeindruckt sie besonders, und sie suchen sich selbst eine Erklärung dafür zu geben. |
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Sie sagen: "Der Oganga tötet zuerst die Kranken, dann heilt er sie, und nachher macht er sie wieder lebendig." Bald reichte der Betrieb im Hühnerstall=Hospital nicht aus, und Albert Schweitzer mußte unter erheblichen Schwierigkeiten eine größere Spitalbaracke bauen. Diese umfaßt dann einen Operationsraum, ein Untersuchungszimmer und andere kleine Räume, die als Apotheke und ähnliches verwendet werden. Das Vertrauen der Schwarzen zu ihrem Doktor ist so groß, daß oft ein richtiger Streit ausbricht, weil jeder zuerst operiert werden möchte. Als ein tüchtiger Helfer erwies sich sein Heilgehilfe Josef. Dieser konnte zwar weder lesen noch schreiben, aber er sprach ein gut verständliches Englisch und Französisch und acht verschiedene Eingeborenendialekte. Obgleich er die einzelnen Buchstaben nicht kannte, verwechselte er doch nie eine Arznei, die er aus dem Apothekenschrank holen sollte, denn er behielt immer das Wortbild der Beschriftung genau im Gedächtnis. Professor Albert Schweitzer muß leider immer wieder entsetzt feststellen, daß die Menschenfresserei und die Sklavenhaltung trotz schwerster Strafen noch nicht ausgerottet sind. Eines Tages brachte man ihm einen kleinen Jungen, der sich ängstlich wehrte und nur mit Gewalt ins Behandlungszimmer gebracht werden konnte. Es kostete den Doktor viel Mühe, das Kind zu beruhigen. Dann erfuhr Albert Schweitzer, daß der Kleine fürchtete, im Spital geschlachtet und aufgefressen zu werden, wie er es von zu Haus kannte. |
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Bild 079 Rückseite |
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Professor Dr. Albert Schweitzer in seinem Hospital in Lambarene Albert Schweitzer, für alle Welt der Inbegriff eines wahren Menschenfreundes, lebt zurückgezogen in Lambarene am Ogowe. In seiner einmalig menschlichen Größe bringt er als Arzt und Christ den einfachen Schwarzen Afrikas Trost und Heilung. Wir sind stolz auf Prof. Dr. Albert Schweitzer - unseren großen Landsmann. |
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Album 079 Platz |
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Bei Professor Dr. Albert Schweitzer in Lambarene am Ogowe Professor Dr. Albert Schweitzer wurde 1875 zu Kayserberg im Elsaß geboren. Er studierte Theologie und machte umfassende Musikstudien - als Orgelkenner hat er einen besonderen Ruf -, dann wandte er sich dem Arztberufe zu. Diese verschiedenartigen Studien und Tätigkeiten finden in der Persönlichkeit des Menschenfreundes Schweitzer ihren sinnvollen Zusammenhang: die tätige Hilfe als Arzt in Afrika wurzelt im Glauben. |
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Gabun liegt in Zentralafrikas an der westlichen Atlantikküste. Gabun deht sich in östliche Richtung bis kurz vor das Kongobecken aus. Die Küstenlänge beträgt 885 km. Im Westen steigt das Küstentiefland nach etwa 200 Kilometern stufenförmig bis zur Niederguineaschwelle im Osten an. Größter Fluss des Landes ist mit seinen zahlreichen Nebenflüssen der Ogowe, der sich tief in das Gelände des Hochlands eingeschnitten hat. |
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