Reiseberichte Nordkenia 1. Reise von Jörg Wurmisch

 

Reiseberichte Nordkenia mit einem Hauch von Abenteuer

Wer hat die Vorstellung von einer Wüstenlandschaft wenn er an Kenia denkt, und doch ist der Norden, also mehr als die Hälfte des Landes, Ödland, das mehr als zehn Monate völlig ausgedörrt ist. Nordkenia ist noch immer eine der abenteuerlichsten Regionen Afrikas für Individualreisende. Es ist ein Gebiet das Heimat nomadisch lebender Viehhirten wie die Samburu, Rendille, Turkana, Boran, Gabbra und Somali ist. Das beliebteste Ziel einer Reise in den Norden ist der Turkana- See. Der Besuch des Nordens erfordert, sofern man den Landweg wählt, Strapazen zu verkraften und auf Comfort zu verzichten. Trinkwasser ist in den Orten, meistens in abgefüllten Flaschen, erhältlich. Auf der Fahrt durch den Norden von Kenia lernt man Wüstenstädte kennen, von deren Existenz der Rest der Welt kaum eine Ahnung hat, die in einem riesigen Gebiet gelegen, für die Menschen dort sehr wichtig sind. Die vom zentralen Hochland nach Norden führenden Straßen sind nur durch ganz wenige Straßen die in Ost- West- Richtung verlaufen, miteinander verbunden. Deshalb sollte man seine Route vorher sorgfältig auswählen. In der Regenzeit, die wenn sie kommt im Mai beginnt, ist oft auf den Straßen kein Weiterkommen. Aus Furcht vor Banditen und wegen der ab und zu vorkommenden Überfälle an den Hauptstraßen ist die militärische Präsenz im Norden deutlich sichtbar. Aber Zwischenfälle kommen selten vor. Und wenn, werden sie normalerweise Banditen ohne politische oder religiöse Motivation zugeschrieben. Ich selbst habe im Gegensatz zu anderen Reisenden, die von schlechten Erfahrungen gehört haben wollen, keine solche gemacht oder davon gehört. Auch wurde nicht, so wie an der Küste, von den einheimischen Kenianern Bedenken zu meiner Reise geäußert.

 

Allein unterwegs in Nordkenia

So wie die meisten Kenianer in Nordkenia reisen, besuchte ich die Orte:

Nairobi, Karen Blixen Museum, Nakuru, Eldoret, Kitale, Lodwar, Kalokol, Turkanasee, Lokichoggio, Isiolo, Moyale, Marsabit, Nationalpark Marsabit, Nanyuki und Meru.

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Endlich war es so weit! Meine liebe Frau hat ihr "Ja" gegeben und mein Traum, Nordkenia und den Turkanasee zu bereisen, war beschlossene Sache. Im Videotext suchten wir gemeinsam ein Flugangebot für mich heraus. Vom 29.05.05 bis 27.06.05 dauerte die Reise. Der Flug ging von Berlin-Tegel über Amsterdam mit Kenia Airways nach Nairobi. Die Flugkosten von 699 € sind ähnlich hoch wie eine Pauschalreise von drei Wochen mit Vollpension, gelegentlich angeboten vom African Safari Club. Meine Sachen die ich mitnahm, waren auf das Notwendigste begrenzt und im Rucksack untergebracht. Bis auf einen Schlafsack habe ich alles gebraucht.

Der Gebart führt über alle Seiten und Bilder der Reise in chronologischer Reihenfolge

Am 30.05.05 in Nairobi gegen 6 Uhr früh angekommen und meine Einreiseformalitäten hinter mich gelassen, fuhr mich ein Taxi in die Innenstadt. Auf Empfehlung ließ ich mich vor dem Comfort Hotel absetzen. Es ist mit 35 Dollar pro Übernachtung und Frühstück vergleichsweise mit anderen Hotels sehr teuer. Ich hoffte, " leider vergeblich ", mit anderen Reisenden in Kontakt zu kommen und buchte zwei Nächte. Vor dem Hotel gab es die unvermeidlichen Kontakte mit den Zubringern der zahlreichen Safaribüros und meine Buchungstour begann. Es sah zunächst schlecht aus mangels weiterer Reiseteilnehmer. Aber dann! Schließlich gab es doch ein Safaribüro das schon eine Buchung von vier Personen hatte und ich konnte mich für 500 Dollar mit dem Beginn der Tour am 10.06.05 für 7 Tage anschließen. Die Tour sollte die Strecke über Maralal, Loyangalani am Turkanasee und Marsabit beinhalten. Ich selbst hätte dann die Gruppe in Marsabit verlassen, um noch Moyale, an der Grenze zu Äthiopien, zu erkunden. Ich hatte bis zum Beginn der organisierten Tour zwischenzeitlich 9 Tage Zeit, um die Nordweststrecke mit den Orten: Kitale, Lodwar, Kalokol am Turkanasee, Lokichoggio und Todenyang zu bewältigen.

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Am Morgen des 01.06.05 fuhr der Bus nach Kitale über Nakuru und Eldoret, das als erstes Etappenziel 380 km entfernt ist, ab. Die Fahrt war etwas beengt, aber nicht schwierig und für einen Neuling auch etwas Besonderes. Kitale ist eine angenehme Stadt mit einem gesunden Klima. Sie ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen am Fuße des Mount Elgon. In der Umgegend von Kitale wird intensive Landwirtschaft betrieben. Ich buchte im Sunrise Motel eine Nacht und erkundete danach die Stadt. Da ich in Nairobi aus unverständlichen Gründen kein Telefongespräch nach Hause führen konnte, war ich hocherfreut, daß es in Kitale klappte und ich stolz mein Etappenziel präsentieren konnte. Telefonieren in Kenia ist bedeutend billiger als vor Jahren. Einem kleinen Jungen, vielleicht elf Jahre, spendierte ich ein Essen und kaufte ihm danach ein Paar Schuhe. Ich habe selten eine solche Freude gesehen. Am nächsten Tag buchte ich noch eine Nacht um die Gegend in Richtung Mt. Elgon, den zweithöchsten Berg von Kenia, zu erkunden. Anschließend machte ich mich für die Weiterreise am nächsten Tag nach Lodwar, eine Strecke von ca. 310 km, am Busbahnhof kundig. Früh um sechs Uhr bestieg ich den Bus nach Lodwar der eigentlich gleich losfahren sollte. Busse in diesen Regionen fahren aber immer erst ab wenn der letzte Platz belegt ist. Zwischenzeitlich ist der Bus eine Durchgangsstraße für viele Händler. In zahlreichen Handbüchern für Reisende wird vor solchen unübersichtlichen Situationen gewarnt und demzufolge hatte ich immer ein wachsames Auge auf mein Gepäck. Ich hatte aber auf der ganzen Reise keinen Ärger gehabt. Eine Flasche Wasser habe ich mir zwischenzeitlich von einem Händler holen lassen und der auch mit dem Restgeld wiederkam. Ich mußte mich sechs Stunden in Geduld üben, bis es endlich losging. Anfangs fuhren wir durch eine fruchtbare Gegend. Es ging langsam bergauf und die Landschaft wandelte sich in eine weniger reizvolle. An einer Furt mußten wir eine Zwangspause einlegen. Ein großer Lastwagen war in ihr stecken geblieben. Nach einer Stunde schon kam zu meinem Erstaunen eine große Zugmaschine die den Weg frei räumte. Es ging nun viele Stunden über die Hochebene. Die Menschen, die man ab und zu auf der Piste und den Haltepunkten zu sehen bekam, wurden immer exotischer.

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Es war schon ziemlich spät als der Bus sein Ziel erreichte und vor einer Speisegaststätte hielt. Ich beschränkte mich auf ein wenig Fleisch. Es war durchgebraten aber sehr zäh. Ich hatte mich auf einige Fastenzeiten auf der Reise eingestellt, um keine Darminfektion unterwegs zu bekommen. Wasser gibt es in den größeren Orten in Flaschen abgefüllt. Aus einem Reiseführer hatte ich mir schon Unterkünfte vorgemerkt, so daß ich nicht lange suchen mußte. Erfreulich ist, daß die Informationen über Unterkünfte sehr genau sind. Informationen über fehlende Sicherheit in Kenia und besonders in Nairobi sind nach meinen Erfahrungen sehr überspitzt. Das Turkwel Hotel war das Hotel meiner Wahl. Es hat kleine einzelnstehende Zimmer mit Dusche und WC. Das Hotel ist das Beste in Lodwar.

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Lodwar ist die einzige größere Stadt im Umkreis von mehreren hundert km und sie ist die Verwaltungsstadt vom Turkana - Distrikt. Im Ort fahren viele auf modernste ausgerüstete Landrover der verschiedensten Hilfsorganisationen mit Kenianern umher, um letztendlich vor einem Restaurant zu halten. Ich konnte mich dem Eindruck nicht erwehren, daß hier die Entwicklung von einer Parallelgesellschaft gefördert wird. Am gleichen Abend heuerte ich noch einen Führer an, der mich am nächsten Tag nach Kalokol und dem Turkanasee bringen sollte. Zwei Tage hatte ich eingeplant. Frühzeitig holte mich der Führer ab und wir gingen zu einem Matatu, das die Strecke immer fuhr. Wir fuhren noch einige Runden mit dem Matatu in Lodwar umher bis alle Plätze besetzt waren.

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Die Strecke nach Kalokol ist bedeutend besser als die Strecke von Kitale nach Lodwar. Sie beträgt ca. 65 km und ist wenig befahren. Das Matatu beförderte nicht nur Personen innerhalb des Fahrzeugs, sondern auch auf dem Dach. Unterwegs gab es kleine Ansiedlungen zu sehen.

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In Kalokol war es so heiß, daß ich um meinen Fotoapparat bangen mußte, denn den konnte man kaum noch anfassen. Ein Thermometer das ich mir aus Deutschland mitgebracht hatte, zeigte 38 Grad C im Schatten an. In dem Ort wurde mit norwegischer Hilfe in den achtziger Jahren eine Fischfabrik gebaut. Sie wurde wegen Elektrizitätsmangel wieder stillgelegt. Der Bau hatte viele Turkana veranlaßt dort seßhaft zu werden. Das hat dazu geführt daß das Land, durch intensives Abholzen der Bäume für Brennholz, heute fast baumlos ist. Einen Inselbesuch von Central Island, der mir in Kalokol angeboten wurde, wollte ich nicht machen, denn als Einzelperson ist er mit 100 Dollar ziemlich teuer. Es war ohnehin für die geplante Tour am 10.06.05 ein Besuch dieser Insel von der anderen Seite des Turkanasees vorgesehen. Wir nahmen noch einen Fischer aus Kalokol mit und erreichten den Ferguson`s. Gulf nach einem anstrengenden Fußmarsch. Der Ferguson`s. Gulf war durch viele Niederschläge, es herrschte ja Regenzeit, beachtlich angeschwollen. Wir nahmen deshalb ein Boot das erst nach der Rückfahrt bezahlt werden sollte. Eine kleine Segelpartie war noch mit inbegriffen. Das Boot hatte alles mögliche geladen, so daß es keine vergnügliche Segelpartie war. Am Ufer des Turkanasees steht eine Lodge die geschlossen ist. Lange ist es her, daß hier Touristen zum Fischen kamen. Sie kamen meistens mit dem Flugzeug.

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Der Turkanasee ist für seinen Fischreichtum bekannt. Das Fangboot der Fischfabrik liegt, seitdem ein Wasserprojekt in Äthiopien den See abgesenkt hat, auf dem Trockenen. Wir besuchten eine kleine Ansiedlung der Turkana. Bier das heiß war und das die Turkana mir aus ihrem Privatbesitz verkauft hatten, tranken wir gemeinsam. Fotografieren lassen wollte sich von den traditionell lebenden Turkana, trotz der Runde, keiner. Meinen Führer mußte ich die dritte Flasche, die er sich selbst gekauft hatte, aus der Hand nehmen. Auf dem Rückweg kamen erhöhte Forderungen für die Passage, so daß ich begann den Ferguson`s. Gulf zu durchwaten. Ich hatte es schon bei meinem Aufenthalt, durch Beobachtung, als machbar erkundet. Es blieb bei dem ursprünglichen Preis und ich mußte nicht waten. Die zwei Tage waren nicht nötig um den Turkanasee an dieser Stelle zu erkunden und deshalb fuhren wir noch am selben Tag mit dem Matatu, das uns nach Kalokol gebracht hatte, wieder nach Lodwar zurück. Mein Führer bekam von mir sein Geld für zwei Tage, mit dem er aber recht unzufrieden war, weil kein Geschenk oben draufgelegt wurde. Ich hatte aber die Gewißheit, daß er mit den Fischern eine geheime Absprache gehalten hatte und sagte ihm daß ich keinen Führer an dem nächsten Tag bräuchte. Meine nächste Unternehmung, eine Fahrt nach Lokichoggio habe ich, wie alle weiteren, ohne Führer und Probleme durchgeführt.

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Die Schreibweise von Lokichoggio habe ich von einem Wegweiser vor dem Ort entnommen. Lokichoggio ist von Lodwar ca. 240 Km entfernt und liegt ca. 40 km vor der sudanesischen Grenze. Die Strecke ist bis auf einige frische Schäden an Flußübergängen bestens ausgebaut. Im Sudan gibt es Ölvorkommen, die Begehrlichkeit erwecken und den Bürgerkrieg in Gang hält. In Lokichoggio gibt es viele Hilfsorganisationen die angeblich nur humanitäre Zwecke verfolgen und sich dabei gegenseitig auf die Füße treten. Während der Fahrt bietet sich das bisher gewohnte Landschaftsbild.

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Die Fahrt wird durch viele Pannen immer wieder unterbrochen. Bei einer scharfen Bremsung hatte sich ein Schalthebel, der keinen Knauf mehr hatte, in den Oberschenkel des Fahrers gebohrt. Mein ganzes Verbandsmaterial mußte ich einsetzen, um die Wunde zu versorgen. Bei einem Zwischenstop in Kakuma sollten sich Helfer vom Roten Kreuz die Wunde ansehen. Die waren allerdings sehr überfordert. Zum Fotografiert werden waren sie aber gern bereit. Wir kamen später als geplant in Lokichoggio an. An eine Rückfahrt am selben Tag war nicht mehr zu denken.

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Ich kam im Makuti Hotel unter, wo Fernfahrer übernachten. Das dazugehörige Restaurant, in dem es bis weit nach Mitternacht hoch her geht, ist recht hübsch. Die ersten Weißen auf meiner Strecke, russische Piloten die auf dem dortigen Flughafen für Hilfseinsätze stationiert sind, habe ich dort kennen gelernt. Die Unterhaltung klappte über die kenianischen Freundinnen der Russen. Eine von denen, die in Nairobi studiert hat, sprach ein gutes Suaheli, so wie ich es bisher nur von gut geschulten Rednern gehört habe. Im Norden von Kenia wird Suaheli nur teilweise verstanden, so daß ich des Öfteren fremde Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Wer englisch spricht hat in der Verständigung weniger Probleme. Zum Schlafen kam ich erst sehr spät, als es etwas ruhiger wurde. Zwischenzeitlich sah ich mir das Treiben auf der Hauptstraße an. Mir kam es so vor, als ob jeder, der unterwegs war, einen erheblichen Alkoholpegel in sich hatte. Von den Frauen torkelten einige und andere wurden fast gewalttätig, weil ich kein Gespräch mit ihnen führen wollte. Um bis zum Schlafen über die Runden zu kommen, habe ich mich zu den Einlassern des Restaurants gesetzt, wo ich einigermaßen Abstand halten konnte. Am nächsten Vormittag erkundete ich noch die abgelegeneren Ecken von Lokichoggio. Mittags habe ich mich um mein Matatu gekümmert, das, bevor es wieder nach Lodwar fuhr, Schulkinder von der Schule nach Hause brachte. Der Transport der Schulkinder ist, wie ich mehrmals feststellte, in den abgelegensten Winkeln von Nordkenia auf irgendeine Weise geregelt. Ich bin mitgefahren, um das Matatu nicht aus den Augen zu lassen und natürlich auch um etwas zu sehen.. Der Fahrer des Matatus hatte immer noch den gleichen Verband um und war wohl auf. Die Fahrt zurück nach Lodwar war problemloser als die vom Vortag nach Lokichoggio.

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Am nächsten Tag erfuhr ich durch Zufall das ein Transport nach Todenyang, das am Turkanasee dicht an Äthiopien ca. 210 km entfernt von Lodwar liegt, abfährt und auch wieder zurück fährt. Ich nahm nur das Nötigste mit. Die Kamera ließ ich im Hotel, denn noch einmal wollte ich sie nicht einer so großen Hitze wie bei meinem vorhergehenden Besuch am Turkanasee aussetzen. Die Landschaft war etwas hügliger, die Straßen nach den ersten 50 km sehr schlecht und die Fahrt sehr beengt und stressig. Aus Zeitnot waren alle Eindrücke oberflächlich und die Fahrt war eigentlich das einzige Unternehmen meiner Reise, was völlig überflüssig war. In Lodwar wieder zurück kaufte ich mir eine Fahrkarte für Nairobi. Der Bus sollte abends um 22°° Uhr fahren. Meine Sachen waren schnell gepackt und die Verabschiedung von der "Hotelmama" war kurz. Mein Hotelzimmer, das ich schon gebucht hatte für die Nacht, tauschte ich nun für eine Übernachtung im Bus. Der Bus fuhr mit zwei Stunden Verspätung ab, kam aber nur bis zum Ortsausgang, wo er sein Treibstoff verlor. Das Ende der Fahrt war angesagt und ich machte mir so meine Gedanken über alle möglichen Pannen, die mich von meiner gebuchten Tour in Nairobi abbringen könnten. Ich ging zu einer Tankstelle, um mich für eine Mitfahrgelegenheit zu erkundigen. Ein sehr resoluter Tankwart rief eine andere Busgesellschaft an, deren Bus gerade losfahren wollte und veranlaßte noch einen Platz für mich. Man wollte mich eigentlich gar nicht als Passagier mit meinem Fahrschein, aber der Chef der Tankstelle meinte, dann gibt es keinen Treibstoff und eine Regulierung des Fahrpreises könnten die Busgesellschaften selbst tätigen. Der Bus war voll und die Passagiere aus meinem ersten Bus blockierten die Straße am Ortsausgang um mitzukommen. Jeder der mitfahren wollte, bekam einen Stehplatz für den halben Tarif. Einige Leute hängten sich an den Bus an, so daß er immer wieder halten mußte bis alle Anhängsel es aufgegeben hatten mitzufahren. Die Fahrt von Lodwar nach Nairobi ist mit 690 km die längste Strecke die ich an einem Stück zurückgelegt habe.

Am 08.06.05 wieder in Nairobi angekommen, quartiere ich mich erneut im Comfort Hotel ein. Ich hatte zu Beginn der Reise dieses Hotel im Safaribüro als Treffpunkt hinterlegt. Dort sollte man mich, wenn die Tour nach Loyangalani am 10. 06. 05 losgegangen wäre, abholen. Innerlich ärgerte ich mich etwas, weil ich ein viel günstigeres Hotel kannte. Meine Frau und ich hatten das Hotel 1993 als Aufenthalt benutzt. Wir waren auf der Durchreise von Mombasa nach Kisumu am Viktoriasee mit der Eisenbahn. Ich war mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden, hatte ich doch mehr geschafft auf der Nordweststrecke, als es mein ursprüngliches Ziel war. Den nächsten Tag erkundete ich Nairobi und erledigte meine Einkäufe für die kommende Safari. Am späten Nachmittag erfuhr ich im Hotel, daß die Safari nach Loyangalani nicht stattfindet und ich zum Safaribüro kommen sollte. Die Notiz von dem Mitarbeiter des Hotels, der den Anruf entgegengenommen hatte, habe ich mir sicherheitshalber von ihm unterschreiben lassen. Im Safaribüro teilte man mir mit, das es im Norden von Kenia sehr viel regnete und deshalb die Safari in die Masai Mara geht. Ich glaubte kein Wort, zumal mir auch keine Buchung von den vier Mitreisenden vorgelegt wurde. Ich kenne die Masai Mara und hatte auch überhaupt kein Interesse von meinem Ziel abzuweichen. Zulange hatte ich davon geträumt eine Reise in den Norden von Kenia zu unternehmen. Ich wollte mein Geld wiederhaben. Das stieß zunächst auf Ablehnung. Als nächstes kam die Ausrede daß der Mitarbeiter mit dem ich den Vertrag abgeschlossen hatte, erst den nächsten Tag wieder im Safaribüro ist. Ich mußte es akzeptieren und kam am nächsten Tag wieder. Die Gespräche wiederholten sich, diesmal mit dem zuständigen Mitarbeiter, nur daß er meinte, ein Verweigerungsrecht auf die Rückzahlung zu haben, wo es doch "höhere Gewalt" sei und einige andere Touren zur Verfügung stehen. Daraufhin drohte ich mit der Polizei. Das half erst einmal, daß ich die Zusicherung für die Rückzahlung zum nächsten Tag bekam. Am nächsten Tag war das Geld in Keniaschilling statt Dollar, zu einem für mich benachteiligendem Kurs, hinterlegt. Alles Reden fruchtete nicht und deshalb drehte ich mich um und ging. Auf der Straße sprach ich zwei Polizisten an. Ich zeigte meine Buchung und die Notiz über die Absage. Wir gingen zusammen ins Safaribüro. Der Leiter des Safaribüros war umgehend bereit, die Dollar zu holen. Die Polizisten ließen es sich nicht nehmen mitzugehen. Ich hatte mein Geld wieder. Der Zeitverlust von drei Tagen schmerzte mich sehr. Ich hatte mir schon in Deutschland eine Nordstrecke herausgesucht, die es jetzt anzugehen galt. Mein erstes Ziel sollte Isiolo sein. Erkundungen in Nairobi ergaben, daß es eine günstige Alternative zum Bus gab. 

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Am Morgen des 13.06.05 sicherte ich mir einen Platz in einem Matatu das nach Nanyuki fuhr und worin ich auch gleich meinen Rucksack verstaute. Ein Hüne von einem Mitarbeiter des Matatuplatzes der etwas neugierig war und dem ich von meinem bisherigen Reiseverlauf erzählte, paßte auf meine Sachen auf, damit ich mich ungezwungen auf dem Matatuplatz umsehen konnte. Es ist faszinierend sich in so einem Getümmel von Menschen zu bewegen in dem Heerscharen von Mitarbeitern der einzelnen Linien auf sich aufmerksam machen. Als es dann losging, wollte ich noch ein kleines Entgelt für die Obacht geben, das aber dankend abgelehnt wurde. Die Strecke von ca. 200 km führt über dicht besiedeltes Hochland mit angenehmen Klima. Das Matatu fuhr ungefähr vier Stunden bis Nanyuki von wo aus ich sofort mit einem anderen Matatu bis nach Isiolo weiter fahren konnte. Der Ort Isiolo liegt ca. 50 km entfernt von Nanyuki, zwischen dem fruchtbaren Hochland und der Wüste. Er ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die Weiterreise nach Moyale über Marsabit und Mandera über Wajir. Leider ist Isiolo nicht so bunt, wie ich sie mir gern vorgestellt habe und auch sonst fiel mir nichts Nennenswertes auf, worüber ich berichten könnte. Ich kam Im Bomen Hotel, der netteste Ort in Isiolo, in einem guten Zimmer unter. Die Mitarbeiter waren freundlich und das Essen war gut.

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Ein aus Nairobi kommender Bus, der mit Sicherheit ausgebucht war, fuhr erst in zwei Tagen nach Marsabit und es war fraglich, ob genügend Passagiere aussteigen würden, um einen Platz in ihm zu bekommen. Ich blieb zwei Tage in Isiolo hängen bis ich ein Fahrzeug nach Marsabit gefunden hatte.  Das Fahrzeug sollte nur noch entladen und wieder beladen werden und ich sollte warten. Ich wartete sechs Stunden und nichts geschah. Um Mitternacht nahm mich ein Pritschenwagen, der eigentlich schon voll war, mit. Der Pritschenwagen hatte drei Ersatzreifen geladen, auf denen schon neun Personen ihre Füße positionierten. Er fuhr über Marsabit hinaus bis nach Moyale eine Strecke von ca. 520 km. Es war ein glücklicher Umstand, der mich veranlaßte Marsabit auf meiner Rücktour einzuplanen. Ich saß hinten an der Klappe, wo die Unebenheiten der Straße besonders zu spüren waren. Meine Mitreisenden waren Angehörige der verschiedensten Volksgruppen, die aber fast kein Wort miteinander sprachen. Ich fotografierte die karge Landschaft aus dem fahrenden Wagen. Das Land, anders als es die Leute vom Safaribüro behauptet hatten, war trocken. Trotzdem gab es viele kleine blühende Schönheiten, vereinzelt stehend, unterwegs zu sehen.

In Marsabit stiegen bis auf ein Mitreisender und ich alle aus. Wir machten nur eine kurze Pause, offenbar war der Besitzer des Fahrzeugs nicht an weiteren Passagieren interessiert, bis es weiterging. Die Strecke forderte ihren Tribut, so daß die drei mitgenommenen Reifen schon bis Marsabit ausgewechselt waren. Der mitreisende Passagier machte ein Zeichen, daß ich meinen Platz verlagern sollte und so kamen wir ins Gespräch. Er erzählte mir, daß er aus Kalokol kommt und als Polizist in Moyale seinen Dienst verrichtet. Es gab unterwegs einige Krater zu sehen, in denen sich feuchter Nebel bildet, der ausreicht, ihn mit einen Pflanzenteppich zu überziehen. Um so näher wir Moyale kamen, um so freundlicher wurde das Land. Wir fuhren einen kleinen Ort mitten in einer grünen Hügelwelt an und unser Wagen wurde noch einmal richtig voll. Eine große Gruppe von Schulkindern nahmen wir an Bord und setzten sie unterwegs einzeln ab. Ich denke, daß sie der Grund für den eiligen Aufbruch in Marsabit waren. Die restliche Fahrt verging im Flug bis wir in Moyale ankamen.

Moyale ist eine Stadt, die sich über kenianisches und äthiopisches Gebiet erstreckt. Auf der kenianischen Seite ist sie, mit ihrem kleinem Zentrum und einer Umgebung mit weitläufig lockerer Bebauung, eine hübsche Stadt. Ich quartierte mich im Sheriff Hotel, dem größten Gebäude von Moyale, für zwei Tage ein. Mein erstes Ziel war die Grenze, wo ich, so wie die Nomaden, einfach über die Grenze ging. Es gibt auf beiden Seiten unmittelbar an der Grenze keine Grenzpolizei. In Moyale gibt es aber eine große Polizeistation, auf der man wohl alle Reiseformalitäten erledigen kann. Ich besuchte das nette Gartenlokal, wo ich ein schönes kaltes Bier vorgesetzt bekam. An Gästen waren dort unter anderem zwei Lehrer, mit denen ich mich auf Suaheli bis fast Mitternacht unterhalten konnte. Das Wort Müdigkeit war auf der ganzen Reise ein Fremdwort. Die Reise hatte mich so in Euphorien versetzt, daß ich Unbilden eigentlich überhaupt nicht zur Kenntnis genommen habe. Mein Zimmer hatte keine sanitären Einrichtungen und außer dem Bett, das nicht zu bemängeln war, gab es kein weiteres Mobilar. Mein Schlaf war kurz, so daß ich wieder frühzeitig auf den Beinen war.

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Eine Hose von mir ließ ich von einer Somalifrau waschen, von der ich einiges über Somalia erfuhr. Sie selbst hat ihre Familie dort in den Stammesfehden verloren und arbeitet nun in dem Hotel. Im Norden von Kenia, wo es sich für die Inder nicht mehr lohnt ein Geschäft zu führen, sind es vor allem, so wie der Chef von dem Hotel in dem ich wohnte, die Somalis die das Geschäftsleben bestimmen. Ich erfuhr, daß erst am nächsten Tag ein Bus fährt und daß dieser schon ausgebucht sei. Da ich nur noch wenige Keniaschillinge hatte ging ich zu einer Bank in Moyale, in der ich Geld umtauschen konnte. Ich hatte mein Geld immer in meinem Badeshorts unter der Hose bei mir. Ich verabredete mit einem Somali, daß er mir einen Platz in einem Lori, so nennt man die größeren LKW`s dort, freihält. Ich dachte dabei an einen Platz in der Kabine. In dem Gartenlokal hatte ich mir Fleisch, unter meinem aufmerksamen Blick, braten lassen, das aber zäh wie Leder war. Ich war gestärkt und hatte den ganzen Nachmittag Zeit für Moyale. Die in der Umgebung vereinzelt stehenden Häuser, mit ihren Gärten, waren ein unerwartet schöner Anblick. Leider ist aber der überwiegende Teil von Moyale mit Plastikmüll, in dem die Ziegen noch nach etwas zu Fressen suchen, übersät.

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Am nächsten Morgen hielt ich nach meinem Fahrzeug Ausschau und in der Tat, das Fahrzeug stand bereit. Mein Somali ist, wie es sich herausstellt, ein Organisator für Mitfahrgelegenheiten am Ort. Trotzdem, die Ernüchterung kam sofort, als ich erfuhr, daß mein Platz oben auf dem Dach war. Ich hatte einfach die Befürchtung, weder rauf noch runter zu kommen. Letztlich bin ich aber heute stolz darauf, die 240 km gewagt zu haben. Es herrschte ein großer Andrang, denn der offizielle Bus stand mit einer Panne im Ort. Mein Fahrzeug hatte Säcke auf denen man sitzen konnte geladen und oben auf dem Gestänge des Daches ebenfalls. Ein schmales Brett, dicht an der Fahrerkabine, erschien mir als Hochsitz am besten geeignet. Das Fahrzeug war schon mit Passagieren voll beladen, als noch sechs Armeesoldaten erschienen und das vordere Oberdeck in Beschlag nahmen. Ich konnte mich auf meinem Platz ganz links behaupten. Fotografieren durfte ich nur noch zur linken Seite. Die Soldaten schleppten haufenweise Patronenmagazine mit sich und zeigten mir, nach dem sie erfahren hatten das ich aus Deutschland kam, stolz ihre deutschen Gewehre. Während der Fahrt kauten sie ununterbrochen Miraa, ein Kraut, das als harmlose Droge gilt und das es überall in Kenia offiziell zu kaufen gibt. Auf der Fahrt wurden alle Reisenden mehrmals kontrolliert und ich mußte jedesmal meinen Paß zeigen. Das Fahrzeug war, wie alle Fahrzeuge in dieser Region, völlig überladen, so daß die Stoßfedern ihre Wirkung verloren hatten. Der schlechte Zustand der Piste übertrug sich deshalb mit voller Wucht. Ich saß rückwärts zur Fahrtrichtung auf der linken Seite und die Akazien, die am Wege standen, waren eine ständige Gefahr für mich. Meine Mitreisenden warnten mich meistens, so daß ich nur ein paar kleinere Schmisse im Gesicht abbekam. Unterwegs wurde in einem kleinen Ort angehalten, in dem sich die Soldaten verabschiedeten. Die anderen Passagiere, sowie die Besatzung des Fahrzeugs, machten im Ort eine kleine Pause. Für die Weiterfahrt kamen neue Passagiere hinzu. Die Passagiere im Inneren des Wagens schliefen auf der Fahrt und bemerkten nicht, daß ich sie fotografierte. Der junge Mann oben rechts auf dem Bild machte mir bereitwillig Platz zum Fotografieren. Einige Kilometer vor Marsabit wurde es noch einmal richtig voll auf dem Dach. Ein älterer Mann wurde nur noch mitgenommen weil ich mich für ihn ins Zeug legte. Er war wie es sich später herausstellte, ein in einem Reisebuch aus dem Jahr 1993 empfohlener Veranstalter für Kamelsafaris.

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In Marsabit am 17. 06. 05 nachmittags angekommen suchte ich mir ein Hotel. Das erste Hotel, wo ich mich einquartierte, erschien mir nicht ganz das Richtige zu sein. Ein Student der ebenfalls aus Moyale kam, empfahl mir ein anderes Hotel. Das Nomad Hotel war eine gute Entscheidung. In dem neuen Hotel gab es eine Verständigungsschwierikeit, da niemand Suaheli sprach. Der Hotelleiter holte sich einen Übersetzer. Ich erzähle das aber nur, weil dieser Übersetzer der Sohn von dem schon genannten Führer für Kamelsafaris war. Er wollte natürlich gleich mit mir ins Geschäft kommen. Wir erkundigten uns bei einem ortsansässigen Fuhrunternehmer, der ein Geländefahrzeug hatte, nach dem Preis für eine Fahrt nach Loyangalani am östlichen Ufer des Turkanasees. Der Preis sollte 500 Dollar betragen. Ich glaube bei diesen schlechten Strecken ist ein solcher Preis auch korrekt. Eine Bootsfahrt zu der Insel Central Island hätte ich dazu wieder allein tragen müssen. Meine Mittel waren leider begrenzt, denn ich mußte mir ja noch für unvorhersehbare Ereignisse eine Rücklage erhalten. Mein Ärger auf die Entscheidung, die ich in Kalokol getroffen hatte, war genau so groß wie auf den Safariveranstalter in Nairobi. Ich hatte, da ich mich selbst immer durchfragen wollte für den jungen Mann keine Verwendung, versprach ihm aber seine Internetadresse in meinem Bericht zu veröffentlichen. Ich war fast eine ganze Woche in Marsabit, aber es gab keine direkte Mitfahrgelegenheit nach Loyangalani. Bis North Horr, das ist ungefähr die halbe Strecke, wäre es möglich gewesen. Alle, mit denen ich sprach, waren skeptisch für ein Weiterkommen von North Horr und deshalb ließ ich von dem Vorhaben ab. Mein nächstes Ziel war der Nationalpark von Marsabit. Der Eingang ist etwas abseits der Stadt gelegen. Nach ungefähr der Hälfte des Weges liegt die Bank von Marsabit ziemlich einsam. Ich selbst habe zwei mal dort Geld getauscht und weiß daher, daß dort verhältnismäßig viele Umsätze getätigt werden. In Deutschland würde die Bank bestimmt ein Geheimtip für Ganoven sein. Am Eingang des Nationalparks befand sich ein Ranger, der mir am nächsten Tag weiterhelfen wollte. Am nächsten Morgen kam zunächst eine riesengroße Überraschung. In Marsabit sind zwei Reisende, eine junge Frau aus Frankreich und ihr Partner, ein Spanier, angekommen. Für mich die ersten weißen Touristen im Norden von Kenia. Die mußte ich mir natürlich anschauen. Ich ging sofort zu der Busstation, wo die beiden Abenteurer, nur um das nötige Geschäft zu verrichten, den Bus verlassen hatten. Sie erzählten mir, daß sie über Marokko und Äthiopien in Moyale über die Grenze gekommen sind und mit dem Bus aus Moyale gleich weiter bis Nairobi weiterfahren wollten. Von da aus sollte es dann bis nach Südafrika etappenweise weitergehen. Sie hatten mindestens ein Vierteljahr für die Reise eingeplant. Ich frage mich nur wofür soviel Zeit gebraucht wird, wenn man der einen Hälfte von Kenia, dem Norden, nicht mal einen Blick gönnt.

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Den Besuch im Nationalpark verschob ich auf den nächsten Tag, weil mir nicht ganz wohl war. Ein Infekt, der mir schon in Deutschland zu schaffen machte und mir beständig eine leicht erhöhte Temperatur bescherte, war die Ursache. In Deutschland, mit dem richtigen Antibiotikum, war später alles wieder gut. Auf meiner Reise habe ich zum Schutz vor Malaria ein Antibiotikum eingenommen, das aber gegen den schleichenden Infekt keine Wirkung zeigte. Am folgenden Tag sah die "Welt" wieder anders aus und ich konnte zu dem Nationalpark aufbrechen. Der Aufstieg beginnt in unmittelbarer Nähe der Bank in Marsabit. Am Parkeingang traf ich auf einen dort wohnenden Parkranger. Der rief die Lodge an und nach dem ich versicherte dort zu essen, versprach man mich abzuholen. Der Parkranger erzählte mir noch, daß es viele Elefanten und noch mehr Büffel gibt, daß es im Park an Löwen fehlt und es deshalb notwendig ist Tiere in andere Reservate umzusetzen. Irgendwann kam ein Fahrzeug aus Marsabit und nahm mich mit zur Lodge. Der Weg innerhalb des Parks sah so ähnlich wie auf dem Bild von der Zufahrt aus, nur ist er noch viel schmaler. An einer Stelle fuhr unser Fahrzeug ganz links an das Gebüsch heran und hielt an. Ich saß in der Fahrerkabine links am offenen Fenster. Das Gebüsch teilte sich und ein Elefant streckte seinen Rüssel mir fast bis an das Gesicht. Meinen Fotoapparat, der in einer viel zu engen Tasche steckte, habe ich im Programm beim herausnehmen verändert, so daß ich kein Bild machen konnte. Der Elefant war nach wenigen Sekunden wieder verschwunden. Grund für den Halt war aber nicht der Elefant, sondern das Fahrzeug, das mich vom Tor abholen sollte. Wir setzten die Fahrt zur Lodge fort, wo man mich absetzte. Es wurde noch ein Zeitpunkt für das Essen verabredet und alle Leute von der Lodge fuhren irgendwo hin. Es gab keine Gäste und sie waren, wie ich aus dem Gästebuch entnahm, hier in der letzten Zeit selten anzutreffen. Ich konnte mich völlig allein in der nahen Umgebung der Lodge umsehen. Die einzigen Tiere, die ich gesehen habe, waren Elefanten. Der ständige Nebel machte es notwendig, so dicht wie möglich an sie heran zu gehen um einige brauchbare Bilder zu bekommen. Das Essen war nicht besonders gut. Es lag aber bestimmt an der außergewöhnlichen Situation, daß mit mir als Gast plötzlich der Alltag gestört wurde. Nach dem Essen stand auch schon der Wagen bereit, der mich zum Parktor brachte. Der Ausflug war doch eine ganz schöne "teure Angelegenheit". 

Nationalpark Marsabit.

Abends kamen zwei Touristen mit dem Bus aus Isiolo. Sie übernachteten in dem Hotel, wo auch ich gewohnt habe. Beide waren nur vier Jahre jünger als ich. Ein deutscher Journalist und ein Brasilianer. Abends beim Bier erzählten sie mir, daß sie am nächsten Morgen mit dem Bus weiter nach Moyale fahren, dort über die Grenze nach Äthiopien gehen und dann weiter nach Addis Abeba fahren wollten. Am nächsten Morgen kam ein ranghoher Polizist und begrüßte noch die beiden Weltenbummler, ehe sie zu ihrer Weiterfahrt aufbrachen. Am 22.06.05 nachmittags handelte ich eine Fahrt nach Nanyuki aus. Diesmal war es ein LKW, der noch Schafe laden sollte. Ich bezahlte die Fahrkosten vorher, damit die Mannschaft sich was zu essen kaufen konnte. Das Beladen außerhalb von Marsabit sollte ungefähr drei Stunden dauern. Bevor es aber losging, mußten noch zwei Reifen gewechselt werden. Ich schmiß meinen Rucksack, in dem ich auch meinen Fotoapparat hineingelegt habe, hinten in die Fahrerkabine und wartete in Marsabit an einer Tankstelle. Alle, mit denen ich redete, fanden das auch nicht schlimm. Nachdem aber sieben Stunden vergangen waren und ich abends um zehn Uhr allein an der Tankstelle stand, machte ich mir langsam Sorgen. Nach einer weiteren Stunde kam dann ein Arbeiter von der Tankstelle und meinte, ich soll zur Polizei gehen. Auf der Polizeistation war man sehr zuvorkommend. Alle Straßenposten auf den in Frage kommenden Strecken wurden informiert. Ein Fahrzeug fuhr zu der Ladestation, wo der LKW beladen werden sollte und kam kurze Zeit später mit einer für mich erfreulichen Nachricht zurück. Der LKW hatte noch zwei Reifenpannen unterwegs gehabt. Es dauerte auch nicht mehr lange und ich konnte in das Fahrzeug einsteigen. Die Mannschaft schmollte ganz schön darüber, daß ich sie als Räuber verdächtigen konnte. Nachts war es ziemlich kalt und ich bedauerte die zwei Mitglieder von der Mannschaft die auf dem Dach mitfuhren. Alle 50 km wurde ich auf Grund der Fahndung, die ja nicht mehr aktuell war, an den Straßensperren von der Polizei gefragt, ob auch noch alles in Ordnung ist. Die nächtliche Fahrt war für die Mannschaft ein Knochenjob, denn wir hatten vier Reifenpannen. Bei zwei Reifen mußten sogar neue Schläuche eingezogen werden. Ich glaube, daß mitteleuropäische Fernfahrer das "große Heulen" bekommen hätten.

Irgendwann hatten wir es doch geschafft, Nanyuki war erreicht und nachdem ich ein Frühstück spendierte, verabschiedete ich mich von der Mannschaft. Nanyuki liegt direkt am Äquator, ist Ausgangspunkt für die Besteigung des Mount Kenya und ist wegen seiner Lage ein von Touristen oft besuchter Ort. Der Ort macht mit seiner breiten Hauptstraße einen großzügigen Eindruck. Viele europäische Siedler sollen hier noch wohnen. Das Joskaki Hotel, für den Preis ein sehr gutes Hotel mit einer guten Küche, habe ich auf Empfehlung eines Reiseführers als mein Domizil gebucht. Als erstes mußte der Bart, der mir auf der Nordstrecke bisher gewachsen ist, abrasiert werden. Danach zog es mich in das Hotelrestaurant um mich richtig satt zu essen. Man kann sich dort das Fleisch aussuchen und zusehen wie das Essen zubereitet wird. Anschließend machte ich einen Stadtbummel. In Nanyuki gibt es viele Aufrufe auf Plakaten und sogar auf großen Gemälden an den Häusern zum Bäume pflanzen. Frühzeitig ging ich, ohne mich von der lauten Musik der Hotelbar stören zu lassen, schlafen. Nach dem Frühstück, man sieht die Zivilisation hatte mich wieder, fuhr ich mit einem Matatu, eine Strecke von 70 km, nach Meru. Die Landschaft ist eine der Schönsten in Kenia. Die Straße steigt unterwegs bis fast auf dreitausend Meter an und sie ist den Mount Kenya so nahe wie an keiner anderen Stelle. Ich schätze, daß es höchsten 25 km bis zum Gipfel sind. Ich bin auf meiner Nordtour hier schon zweimal vorbeigekommen und konnte den Mount Kenya etwas verhangen sehen. Diesmal hoffte ich ihn fotografieren zu können. Die Sicht um mich herum war gar nicht so schlecht und trotzdem war von dem Berg, vormittags auf der Hintour sowie nachmittags auf der Rücktour, nichts zu sehen. Ganz Meru wirkte auf mich wie ein großer Markt. Massen von Menschen wühlten in den vielen Angeboten. Obwohl viele Leute mich aufmerksam beim Fotografieren beobachteten, hat mich kein Mensch angesprochen, was in Kenia eigentlich unüblich ist. Nach zwei Stunden fuhr ich mit dem gleichen Matatu wieder nach Nanyuki. Der Mount Kenya ließ sich immer noch nicht blicken. Die Aussicht in Nanyuki ein gutes Steak zu bekommen, half mir darüber hinweg. Es war mein letzter Tag, ich hätte zwar noch einen Tag bleiben können, wollte aber kein Risiko eingehen und mich sicherheitshalber einen Tag vor Abflug nach dem Flug am 27. 06. 05, von Nairobi nach Amsterdam, erkundigen.

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Von Nanyukis Matatuplatz, von dem Matatus nach fast allen größeren Städten fahren, fuhr ich mit dem Matatu am 25. 06. 05 nach Nairobi, den letzten Abschnitt meiner Reise. Das Matatu hatte ich schon gleich bei meiner ersten Keniareise im Jahr 1992 als Verkehrsmittel sehr lieb gewonnen. Da ich zu dem Zeitpunkt davon ausging, daß es meine letzte Keniareise sein würde, wurde mir etwas wehmütig ums Herz. In Nairobi verabschiedete ich mich am nächsten Tag, nach dem ich mich von dem planmäßigen Flug am 27. 06. 05 informiert hatte, von vielen Leuten die ich dort kennen gelernt habe. Ein Taxi bestellte ich mir für den nächsten Tag. Am nächsten Morgen verlief alles planmäßig. Die ganze Reise, die für mich ein Abenteuer sein sollte, verlief im Großen und Ganzen ohne Gefahren für mich ab und ich empfehle jedem, der Interesse hat und umsichtig ist, eine ähnliche Reise zu unternehmen. Gefahren sind, wie in allen anderen Reiseländern nicht auszuschließen. Bei einer solchen Reise muß man natürlich die Verantwortung selbst tragen.

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