Reiseberichte Marsabit aus Allein unterwegs in Nordkenia von Jörg Wurmisch

 

Marsabit

Auf der Fahrt wurden alle Reisenden mehrmals kontrolliert und ich mußte jedesmal meinen Paß zeigen. Das Fahrzeug war, wie alle Fahrzeuge in dieser Region, völlig überladen, so daß die Stoßfedern ihre Wirkung verloren hatten. Der schlechte Zustand der Piste übertrug sich deshalb mit voller Wucht. Ich saß rückwärts zur Fahrtrichtung auf der linken Seite und die Akazien, die am Wege standen, waren eine ständige Gefahr für mich. Meine Mitreisenden warnten mich meistens, so daß ich nur ein paar kleinere Schmisse im Gesicht abbekam. Unterwegs wurde in einem kleinen Ort angehalten, in dem sich die Soldaten verabschiedeten. Die anderen Passagiere, sowie die Besatzung des Fahrzeugs, machten im Ort eine kleine Pause. Für die Weiterfahrt kamen neue Passagiere hinzu. Die Passagiere im Inneren des Wagens schliefen auf der Fahrt und bemerkten nicht, daß ich sie fotografierte. Der junge Mann oben rechts auf dem Bild machte mir bereitwillig Platz zum Fotografieren. Einige Kilometer vor Marsabit wurde es noch einmal richtig voll auf dem Dach. Ein älterer Mann wurde nur noch mitgenommen weil ich mich für ihn ins Zeug legte. Er war wie es sich später herausstellte, ein in einem Reisebuch aus dem Jahr 1993 empfohlener Veranstalter für Kamelsafaris. In Marsabit am 17. 06. 05 nachmittags angekommen suchte ich mir ein Hotel. Das erste Hotel, wo ich mich einquartierte, erschien mir nicht ganz das Richtige zu sein. Ein Student der ebenfalls aus Moyale kam, empfahl mir ein anderes Hotel. Das Nomad Hotel war eine gute Entscheidung. In dem neuen Hotel gab es eine Verständigungsschwierikeit, da niemand Suaheli sprach. Der Hotelleiter holte sich einen Übersetzer.

Ich erzähle das aber nur, weil dieser Übersetzer der Sohn von dem schon genannten Führer für Kamelsafaris war. Er wollte natürlich gleich mit mir ins Geschäft kommen. Wir erkundigten uns bei einem ortsansässigen Fuhrunternehmer, der ein Geländefahrzeug hatte, nach dem Preis für eine Fahrt nach Loyangalani am östlichen Ufer des Turkanasees. Der Preis sollte 500 Dollar betragen. Ich glaube bei diesen schlechten Strecken ist ein solcher Preis auch korrekt. Eine Bootsfahrt zu der Insel Central Island hätte ich dazu wieder allein tragen müssen. Meine Mittel waren leider begrenzt, denn ich mußte mir ja noch für unvorhersehbare Ereignisse eine Rücklage erhalten. Mein Ärger auf die Entscheidung, die ich in Kalokol getroffen hatte, war genau so groß wie auf den Safariveranstalter in Nairobi. Ich hatte, da ich mich selbst immer durchfragen wollte für den jungen Mann keine Verwendung, versprach ihm aber seine Internetadresse in meinem Bericht zu veröffentlichen. Ich war fast eine ganze Woche in Marsabit, aber es gab keine direkte Mitfahrgelegenheit nach Loyangalani. Bis North Horr, das ist ungefähr die halbe Strecke, wäre es möglich gewesen. Alle, mit denen ich sprach, waren skeptisch für ein Weiterkommen von North Horr und deshalb ließ ich von dem Vorhaben ab. Mein nächstes Ziel war der Nationalpark von Marsabit. Der Eingang ist etwas abseits der Stadt gelegen. Nach ungefähr der Hälfte des Weges liegt die Bank von Marsabit ziemlich einsam. Ich selbst habe zwei mal dort Geld getauscht und weiß daher, daß dort verhältnismäßig viele Umsätze getätigt werden. In Deutschland würde die Bank bestimmt ein Geheimtip für Ganoven sein. Am Eingang des Nationalparks befand sich ein Ranger, der mir am nächsten Tag weiterhelfen wollte. Am nächsten Morgen kam zunächst eine riesengroße Überraschung. In Marsabit sind zwei Reisende, eine junge Frau aus Frankreich und ihr Partner, ein Spanier, angekommen. Für mich die ersten weißen Touristen im Norden von Kenia. Die mußte ich mir natürlich anschauen. Ich ging sofort zu der Busstation, wo die beiden Abenteurer, nur um das nötige Geschäft zu verrichten, den Bus verlassen hatten. Sie erzählten mir, daß sie über Marokko und Äthiopien in Moyale über die Grenze gekommen sind und mit dem Bus aus Moyale gleich weiter bis Nairobi weiterfahren wollten. Von da aus sollte es dann bis nach Südafrika etappenweise weitergehen. Sie hatten mindestens ein Vierteljahr für die Reise eingeplant. Ich frage mich nur wofür soviel Zeit gebraucht wird, wenn man der einen Hälfte von Kenia, dem Norden, nicht mal einen Blick gönnt.

Den Besuch im Nationalpark verschob ich auf den nächsten Tag, weil mir nicht ganz wohl war. Ein Infekt, der mir schon in Deutschland zu schaffen machte und mir beständig eine leicht erhöhte Temperatur bescherte, war die Ursache. In Deutschland, mit dem richtigen Antibiotikum, war später alles wieder gut. Auf meiner Reise habe ich zum Schutz vor Malaria ein Antibiotikum eingenommen, das aber gegen den schleichenden Infekt keine Wirkung zeigte. Am folgenden Tag sah die "Welt" wieder anders aus und ich konnte zu dem Nationalpark aufbrechen.

Nationalpark Marsabit

Abends kamen zwei Touristen mit dem Bus aus Isiolo. Sie übernachteten in dem Hotel, wo auch ich gewohnt habe. Beide waren nur vier Jahre jünger als ich. Ein deutscher Journalist und ein Brasilianer. Abends beim Bier erzählten sie mir, daß sie am nächsten Morgen mit dem Bus weiter nach Moyale fahren, dort über die Grenze nach Äthiopien gehen und dann weiter nach Addis Abeba fahren wollten. Am nächsten Morgen kam ein ranghoher Polizist und begrüßte noch die beiden Weltenbummler, ehe sie zu ihrer Weiterfahrt aufbrachen. Am 22.06.05 nachmittags handelte ich eine Fahrt nach Nanyuki aus. Diesmal war es ein LKW, der noch Schafe laden sollte. Ich bezahlte die Fahrkosten vorher, damit die Mannschaft sich was zu essen kaufen konnte. Das Beladen außerhalb von Marsabit sollte ungefähr drei Stunden dauern. Bevor es aber losging, mußten noch zwei Reifen gewechselt werden. Ich schmiß meinen Rucksack, in dem ich auch meinen Fotoapparat hineingelegt hatte, hinten in die Fahrerkabine und wartete in Marsabit an einer Tankstelle. Alle, mit denen ich redete, fanden das auch nicht schlimm. Nachdem aber sieben Stunden vergangen waren und ich abends um zehn Uhr allein an der Tankstelle stand, machte ich mir langsam Sorgen. Nach einer weiteren Stunde kam dann ein Arbeiter von der Tankstelle und meinte, ich soll zur Polizei gehen. Auf der Polizeistation war man sehr zuvorkommend. Alle Straßenposten auf den in Frage kommenden Strecken wurden informiert. Ein Fahrzeug fuhr zu der Ladestation, wo der LKW beladen werden sollte und kam kurze Zeit später mit einer für mich erfreulichen Nachricht zurück. Der LKW hatte noch zwei Reifenpannen unterwegs gehabt. Es dauerte auch nicht mehr lange und ich konnte in das Fahrzeug einsteigen. Die Mannschaft schmollte ganz schön darüber, daß ich sie als Räuber verdächtigen konnte.

Ich führe über alle Stationen der Safari

 

Moyale

 

 

 

Marsabit Information

Marsabit ist Verwaltungshauptstadt des größten Bezirks von Kenia. Er liegt in einer Höhe von eintausend Meter. Inmitten einer trockenen Wüstenlandschaft ist der Ort eine faszinierende Bergoase. Im Nationalpark Marsabit gibt es noch undurchdringlichen Hochwald, herrliche Kraterseen, viele Elefanten und noch mehr Büffel. Die Marsabit Lodge liegt in eintausendsiebenhundert Meter Höhe.