Aus dem Sanella-Album China Tibet Japan

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Ins "Land der Kirschenblüte"

Den Winter hat Tom in Schanghai verbracht. Seinem Vater war es endlich gelungen, nicht nur den Lieferungsauftrag für Nanking zu bekommen, sondern auch einen weiteren für Schanghai. Vater Birkenfeld hat sich einen eigenen Wagen angeschafft, und Tom ist sein Chauffeur gewesen, in Schanghai und in Nanking und auf der neuen Autostraße zwischen beiden Städten. Zu Weihnachten wären sie gerne bei der Mutter in Berlin gewesen. Im Hause Wang gab es keinen Tannenbaum. Das winterliche Fest des chinesischen Volkes - überhaupt seine einzige große Festzeit im ganzen Jahr - ist immer noch das Neujahrsfest. Dieses findet jedoch nicht in den ersten Januartagen unseres Kalenders statt; es wird nach dem chinesischen Mondkalender dann gefeiert, wenn die Natur wieder zu neuem Leben erwacht. Das geschieht auf dem 30. Breitengrad in der Zeit zwischen Ende Januar und Anfang März. Vierzehn Tage lang dauern dann die Festfreuden des ganzen chinesischen Volkes. Kein Reicher und kein Armer arbeitet während dieser Tage. Jung und alt feiert, ißt, trinkt und macht Freudenlärm.

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Vierzehn Tage lang hält das knallen der Feuerwerkskörper an, und dabei wird nicht weniger laut geknallt als in Berlin in der Silvesternacht. Mit der Natur ist auch Toms Reiselust neu erwacht. Auf Wunsch seiner Firma soll der Vater im Mai nach Tokio, der Hauptstadt Japans, fahren, und dort die Leitung einer Filiale der Elektrofabrik übernehmen. Wenn er in Tokio eine Familienwohnung findet, will auch die Mutter aus Berlin dahin übersiedeln. Tom möchte nun nach Japan vorausfahren. Der Goldklumpen von Dorrtsche hat ihn zu einem "reichen Mann" gemacht. Nach seinen Erfahrungen in Nanking, Peking und Tibet läßt Vater Birkenfeldt seinen Jungen ohne Bedenken allein fahren. Außerdem hat Herr Birkenfeldt an einen japanischen Freund geschrieben, mit dem er während seiner Studienjahre in Berlin eng verbunden war. Herr Nakamura, oder, wie es japanisch heißt, Nakamura=san, lebt jetzt in Unzen in der Nähe von Nagasaki. Er hat sofort geantwortet, daß er gerne bereit sei, Tom für einige Wochen in sein Haus aufzunehmen. Ende März, an einem warmen Frühlingsmorgen, geht Tom in Schanghai an Bord der "Sakura Maru", um in das Land der Kirschenblüte zu fahren. Schon der Name des Schiffes ist von glücklicher Vorbedeutung für seine Reise. Maru, ein japanisches Wort, das in den

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