Aus dem Sanella-Album China Tibet Japan

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Freudig gibt Tom das Versprechen und wünscht seinem Vater eine baldige Rückkehr nach Schanghai. "Gute Nacht, Vater!" - "Gute Nacht, Tom!"

Das Abenteuer mit dem Opiumschmuggler

Tom macht seine Fahrversuche am liebsten in Kiangwan. Da sind von einem geplanten neuen Stadtteil vorerst nur die Straßen gebaut worden, schöne, breite, gerade Betonstraßen. Außer dem neuen Rathaus und einigen öffentlichen Gebäuden, Hospital und Museum, Bibliothek und Stadion, sind nur wenige Häuser da. Alle Straßen sind übersichtlich und nur wenig belebt. Nur selten taucht eine Polizeistreife auf. Vom "Straßenschachbrett" führt eine zehn Kilometer lange, schnurgerade Straße mitten durch grüne Felder in das Ostende der Internationalen Niederlassung am Hafenfluß. Hier besuchen Tom und Wang nach einer "Fahrschule" das Elektrizitätswerk, in dem Vater Birkenfeldt die neue Turbine aufgebaut hat. Sechs Kohlenschiffe werden gleichzeitig entladen. Mehr als ein Dutzend mächtiger Schlote verdunkeln die Gegend mit ihrem Rauch. In der Turbinenhalle kann Tom nun einmal seinem Freund die Erklärungen geben. Als Sohn eines Elektroingenieurs ist er nicht zum erstenmal in einem solchen technischen Wunderwerk.

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Hinterher sitzen sie eine Zeitlang an der Steinböschung des Hafenflusses und beobachten den Schiffsverkehr. Der Wangpufluß ist hier, 15 Kilometer vor seiner Mündung in den Jangtsekiang, etwa 800 Meter breit. Ganze Flotten von Dschunken kreuzen darauf herum. Dazwischen flußauf und flußab Fracht= und Passagierdampfer, Hafen= und Fährboote, Barkassen, Sampans, Kanonenboote, Zollkreuzer und die schnellen Boote der Wasserpolizei. Ein stadtwärts fahrender Jangtsedampfer warnt die Dschunken vor seinem Bug mit einem langgezogenen Wu=u=u. Er muß seine Fahrt verlangsamen. In diesem Augenblick stürzt aus der Seitenluke des Dampfers ein Mann mit einem großen Koffer in den Fluß. An Bord werden sie es gar nicht bemerkt haben. Aber Tom und Wang haben es genau gesehen. Der Mann schwimmt, ebenso sein hölzerner Koffer, an dem er sich festhält. "Er hat Glück", sagt Wang, "daß in dieser Stunde zwischen Ebbe und Flut die Strömung nicht so stark ist." Nicht weit von den Jungen erreicht der Schwimmer das Ufer. Ganz erschöpft. Tom und Wang ziehen ihn mit seinem Koffer an Land. Ohne ein Wort zu sagen, holt der Gerettete ein Stück Papier aus der Innentasche seines Ischangs und gibt es Wang. Dann bricht er halb bewußtlos zusammen. Mit Mühe entziffert Wang die verlaufene Tuschschrift auf dem Zettel "Tschien Kiang Lu, Nummer 13". Wang ruft seinen Chauffeur heran. Der kennt wie alle Chauffeure alle Straßen in der Millionenstadt. "Die Tschien Kiang Road ist eine Seitenstraße von der Tschun Kung Road, nicht weit von hier, hinter der Schule der Baptistenmission." Sie tragen den Mann und seinen Koffer in das Auto. Der Chauffeur gibt Gas. Vier Minuten später sind sie vor dem Haus Nr. 13 auf der

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