Aus dem Sanella-Album China Tibet Japan

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Mutter braucht keine Angst zu haben, daß ich nicht vorsichtig bin. Ich habe mich schon in respektvoller Entfernung gehalten. Die europäischen Missionare in dem Heim schuetzen sich durch aeußerste Sauberkeit. Waehrend ich dies schreibe, warten wir immer noch auf die Heimkunft von Onkel Wang. Wir sind sehr begierig zu hoeren, ob er uns eine freudige Nachricht bringt. Vielleicht duerfen wir morgen einen Flugtrip ueber das Tschektaigebirge (200 km von Kanton!) machen. Uebermorgen wollen wir dann mit der Kanton-Hankau=Bahn nach Schanghai fahren. Ich hoffe, daß es Euch ebenso gut geht wie mir! Viele herzliche Grüße Euer Tom PS. Wir fliegen morgen!!!

Toms erster Flug

Eine halbe Stunde vor der festgesetzten Zeit sind Tom und Wang am Tor des Scheh=Peh=Flugplatzes. Davor stehen zwei chinesische Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett Wache. Onkel Wangs Empfehlungsschreiben wird eingehend geprüft . .. Sie dürfen passieren. Ihre Maschine steht schon auf der Rollbahn. Der chinesische Pilot macht eine Motorprobe. Hut festhalten! Sonst kommt er in den Sog. Nach einer Runde über der Stadt folgt die Maschine dem Nordfluß. Auf seinem Silberband blähen sich die Segel von tausend Dschunken. Beiderseits sind Reisfelder. Reisfelder aller Größen und Formen, in den Tälern und auf den Berghängen. Ein riesiges unregelmäßiges Mosaik, eingefaßt von den grünen Streifen der Bewässerungsdämme. Dazwischen Dörfer in Bambushainen. Da ist die Bahn, mit der sie morgen nach Norden fahren werden. Der Pilot geht ganz tief herunter. Auf Bahnhöfen können sie wartende Menschen erkennen. Dann steigt die Maschine. Tom hält sich fest, wenn sie in eine Lufttasche sackt. Nun folgen sie einem Nebenfluß nach Westen.

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Bald tauchen zwischen den Reisfelderebenen die Zuckerhutberge auf. Ihr schwarzes Felsgestein ist teilweise von Bambusdickicht überwuchert. Der Höhenmesser zeigt jetzt 500 Meter. Die Bergkegel müssen bis 300 Meter hoch sein. "Genau wie auf den Bildern!" sagt Tom, "aber noch viel großartiger, als ich gedacht hatte." Nun macht der Photomann seine Aufnahmen. Die Maschine fliegt auf genau bestimmtem Kurs hin und her. Sie können die Tschektaiberge von allen Seiten beobachten. Auch Tom macht aus einem Seitenfenster eine Aufnahme.

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Mit der Bahn nach Norden

Zwölf Stunden nach ihrer Landung sitzen sie in einem Schlafwagenabteil der Kanton-Hankau=Eisenbahn. Die ganze Familie Wang steht auf dem Bahnsteig, sie zu verabschieden. Die Eßkörbe, die ihnen mitgegeben worden sind, füllen ein ganzes Bett. Vetter Hsi=ling reicht noch einen Bambuskorb mit Früchten zum Fenster herein. Sie werden kaum alles aufessen können, auch wenn die Fahrt nach Schanghai 72 Stunden dauert. Überdies ist ein Speisewagen im Zug, und der Teeboy des Schlafwagens serviert den Tee bereits, bevor sie Abschied gewinkt haben. Gott sei Dank sind sie in dem Abteil allein. Die oberen Betten bleiben frei. Sie durchfahren die Reisfelderlandschaft, die sie gestern überflogen haben. Gut, daß in jedem Eßkorb auch ein großer, fester Bambusfächer steckt, mit dem sie sich Luft zufächeln können! Alle Fenster bleiben weit offen. Von Pahongkau ab folgt die Bahn 10 Stunden lang dem linken Ufer des Nordflusses. Die Reisfelderebenen an beiden Ufern werden immer schmäler, bis die Berge direkt an den Fluß herantreten. Jetzt gibt es lange Tunnels und viele Brücken über Nebenflüsse.

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