Aus dem Sanella-Album China Tibet Japan

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Versuch, die Gesellschaft gegen die ,Suiwo' günstig zu stimmen." Das Schiff sei bis jetzt noch nie überfallen worden, und es würde bestimmt auch diesmal gut gehen. - Die Ladearbeit ist beendet. Das Rattern der Winden und das Geschrei der Ladekulis und Aufseher verstummt. Die Deckluken werden geschlossen und mit Segeltuch überzogen. Glutrot sinkt die Sonne hinter den Inselbergen. Es hat leider nicht noch einmal Apfelsinen geregnet. Zum Trost für die hungrigen Jungen läutet der Gong zum Abendessen. "Gut, daß der Preis für das Essen in das Fahrgeld eingeschlossen ist", sagt Wang zu Tom, als sie in den Speiseraum gehen. Die "Suiwo" beginnt mit einem langgezogenen Wu=u=u der Schiffssirene ihre Fahrt. Dschunken und Sampans sollen sich in acht nehmen. Bevor das Fallreep hochgezogen wurde, sind noch sechs mit Maschinenpistolen bewaffnete englische Soldaten an Bord gekommen. Sie sollen die "Suiwo" - wie jedes englische Schiff im Chinaküstendienst - bewachen. Die Soldaten haben die höchsten Deckkabinen neben der Kapitänskajüte bezogen. Billy kann nun beruhigt essen. - Tom und Wang lassen sich nicht viel Zeit für das Diner.

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Sie stehen bald wieder an der Reling und schauen. Es wird schnell dunkel. Das Lichtermeer von Viktoria leuchtet auf. Ein Lichterband ist auch die Straße, die zum Peak hinaufführt. "Der ganz helle Punkt oben muß die Endstation der Drahtseilelektrischen sein", sagt Wang. Die andern Jungen streiten sich darum, ob Hongkong oder Rio de Janeiro als Lichterstadt den schöneren Anblick bieten. - Bald hat die "Suiwo" den inselgeschützten Hafen hinter sich gelassen und stampft und rollt nun in einen Sturm hinein. "Hoffentlich kommen wir nicht in einen Taifun", meint Billy, der neben Tom und Wang an der Reling steht. Taifune haben im süd- und ostchinesischen Meer schon viel größere Schiffe zerbrochen, als es die "Suiwo" mit ihren 3000 BRT ist. Der Wind und das Schlingern des Schiffes werden den Jungen bald zu ungemütlich. Sie ziehen sich in ihre Kabinen zurück. Da ist es noch scheußlich heiß. Nackt und ohne Decke liegen sie auf ihren Betten. Die Ventilatoren summen sie bald in tiefen Schlaf.

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Nächtlicher Überfall

Was war das? Tom ist wach geworden. Vor dem Bullauge ist bereits grauer Tag. Die Schiffssirene tutet dumpf. Wang im unteren Bett scheint nichts gehört zu haben. Sein Atem geht ruhig und tief. "Fischerboote in der Fahrtrichtung", denkt Tom und dreht sich um. Er möchte noch ein paar Stunden schlafen. Aber gleich darauf klingelt der Maschinentelegraph aufgeregt. "Stopp!" "Volle Fahrt zurück!" Die Maschine stampft im Gegentakt. Dann bummst es heftig gegen die Backbordwand. "Wang, hörst du?" Ehe er in den Hosen ist, wird ihre Kabinentür aufgerissen. Eine Sekunde lang starren Tom und Wang in das finster blickende Gesicht eines Seeräubers. Dann knallt die Tür wieder ins Schloß. "Tufei" flüstert Wang zitternd, und dieses chinesische Wort versteht auch Tom schon, "Räuber!". Sie horchen hinter ihrer Kabinentür. Es ist kein Schuß gefallen. Es sind nur ein paar aufgeregte Worte gewechselt worden. Wieder einmal ist es den Bias="Fischern" in Zusammenarbeit mit Komplizen unter der Mannschaft gelungen, ein Schiff in ihre Gewalt zu bringen. Die beiden wachthabenden englischen Soldaten sind als erste überrumpelt worden. Als das Schiff seine Fahrt verlangsamte, haben zwei Dutzend verwegene Tufeis die "Suiwo" geentert. Gleichzeitig mit den Wachen ist das Gerät des Bordfunkers ausgeschaltet worden. Den Steuermann haben sie mit einer vorgehaltenen Pistole gezwungen, den Kurs zu ändern und in Richtung Biasbucht zu steuern. Es wird noch Stunden dauern, bis die Seefahrtssicherung der britischen Regierung in Hongkong die Kursänderung bemerkt.

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